Centrotherm: Kulturtempel oder Hanfkaufhaus?
Wird der Glaspalast am Seerhein, für den zur Zeit ein pfiffiger Name gesucht wird, tatsächlich ein Veranstaltungshaus für die Konstanzer Bürgerschaft? Diese Frage ist weiterhin hochaktuell, denn hinter den Kulissen rumort es kräftig. Greift bald Plan B, weil die Kohle nicht reicht? Aufgrund der zu erwartenden Finanzknappheit ab 2016 müht sich seit längerem ein bis dato unbekannter Ausschuss um Alternativen und schlägt eine völlig andere Nutzung vor
18 Millionen Euro (wenn´s denn reicht) will die Stadt Konstanz für Kauf und Ausbau des Centrotherm ausgeben. Eine satte Ratsmehrheit hat dafür brav die Pfötchen gehoben. Seitdem wird kalkuliert und geplant, wie die erworbene Immobilie zukünftig gewinnbringend zu vermarkten sei. Ab 2016 soll dort der Euro rollen, man träumt von Konzerten, Ausstellungen und Tagungen.
Vorletzte Woche erst hat Projektleiter Friedhelm Schaal bei einer Sitzung des Planungsbeirates höchst erfreut berichtet, dass es bereits mehrere Buchungsanfragen gegeben habe. Da kam allseits gute Stimmung auf und nur eine übellaunige Spaßbremse zischte bitter vor sich hin: „Die Milch wird sauer, mein Gesicht ganz fahl, im Ausschuss spricht der Friedhelm Schaal“. Dass sich die versammelten Euphoriker davon nicht beeindrucken ließen, versteht sich von selbst.
EaS oder GRUB?
Mit auf deren Agenda ganz oben steht ab sofort die Suche nach einem geeigneten Namen für die Kulturstätte. Der derzeitige – „Veranstaltungshaus Konstanz“ – ist in der Tat nicht eben prickelnd. Da könnte wieder mal die vielbeschworene Bürgerbeteiligung greifen. Also, liebe Leute, lasst Euch was einfallen, denn schließlich soll es ja ein Haus „für alle Konstanzerinnen und Konstanzer“ werden, wie Oberbürgermeister Uli Burchardt meist ungefragt erklärt. Erste Vorschläge sind bereits bei seemoz eingegangen: EaS (Eurograb am Seerhein) und GRUB (Gedächtnis-Ruine Uli Burchardt). Mit Verlaub: Geht’s nicht ein wenig konstruktiver? Wir bitten um ernstgemeinte Vorschläge bis zum 10.12. Die fantasievollsten werden wir dann dem Planungsbeirat übermitteln.
Investoren stehen Schlange
Gut möglich aber, dass die Namenssuche nur noch pro forma auf der Agenda steht, denn: Trotz der grassierenden Begeisterung für die „Jahrhundertchance“ auf dem ehemaligen Herose-Gelände werkelt der höchst klandestin operierende „Ausschuss für geheimzuhaltende Angelegenheiten“ (AfgA) hinter verschlossenen Türen längst an einem Ausstiegskonzept. Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, weist Plan B in eine völlig andere, aber durchaus zeitgemäße Richtung. Geht das ursprüngliche Vorhaben für das Centrotherm den Bach runter, und es sieht ganz danach aus, könnte der Glasklotz zu einem Kaufhaus für Hanfprodukte umgebaut werden. Zahlreiche finanzkräftige Investoren aus dem In- und Ausland, unter anderem auch aus China, Uruguay und der Schweiz, sollen bereits bei der Verwaltung vorgesprochen haben.
Kann Kannabis Sünde sein?
Die AfgA-Strippenzieher denken bereits weiter: Da in Bälde mit einer Freigabe von Cannabisprodukten gerechnet wird, möchte man im Centrotherm auch ein „Kifferstüble“ einrichten. Ähnlich wie in Colorado und anderen US-Bundesstaaten ist vor Ort an Verkostung und Direktverkauf bis zu 30 Gramm Marihuana pro Kopf gedacht. Schon seit Juni führt das Landratsamt intensive Verhandlungen mit Gemüsebauern von der Höri und der Reichenau, die bislang ungenutzte Flächen für den Hanfanbau bereitstellen möchten. Derzeit bemühe man sich um EU-Subventionen, so die Auskunft der Pressestelle des Badischen Landwirtschaftsverbandes. Wie zu erfahren war, ist auch die Konstanzer Kämmerei der neuen Geschäftsidee nicht gänzlich abgeneigt, denn spätestens ab 2016 sind die finanziellen Rücklagen der Stadt laut Oberkämmerer Hartmut Rohloff „völlig aufgebraucht“. Das Cannabis-Geschäft hingegen boomt weltweit, verspricht satte Renditen und ebenso nicht zu verachtende Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe.
Der ganze Landkreis profitiert davon
Das noch geheime Projekt soll, so eine Pressemitteilung der AfgA, Ende Januar 2015 auf einer nichtöffentlichen Sondersitzung im Wirtschaftsausschuss vorgestellt werden. Denn auch für das Nachbargrundstück, auf dem (noch) eine Konzerthalle für rund 40 Millionen Euro geplant ist, steht eine andere Verwertung zur Debatte. Das große Gelände, das sich seit kurzem wieder im Besitz der Stadt befindet, könnte Anbaugebiet und Versuchsfläche für edle Marihuanasorten werden, dadurch zusätzlich den kränkelnden Wirtschaftsstandort Konstanz stärken und den Bedarf an gutem Stoff für den gesamten Landkreis auf lange Zeit hinaus sichern.
Die AfgA-Gruppe möchte nichts überstürzen und Schritt für Schritt vorgehen. Um erstmal zu erfahren, wie ein Hanfkaufhaus funktioniert, soll der Hanfexperte Matthias Bröckers aus Berlin eingeladen werden und den Wirtschaftsausschuss informieren. Bröckers betreibt seit einigen Jahren erfolgreich ein Hanf-Kaufhaus in Berlin. Aus Hanf lassen sich rund 30 000 Produkte herstellen, darunter Textilien aller Art, aber auch Biodiesel, Papier und Kosmetika. Überzeugt das Geschäftsmodell, wird es dem Gemeinderat vorgelegt. seemoz bleibt natürlich am Drücker und wird weiter berichten.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: H. Reile
Burchardt-Arena
Imperia-Philharmonie
Hemdglonker Tonhalle
IHK-Dorado
Volkshaus Friedrich Hecker (reloaded)
Aus der Newsletter der Stadt Konstanz:
„Bei den Detailplanungen für das Veranstaltungshaus ergeben sich immer wieder Herausforderungen, die darauf beruhen, dass das Bestandsgebäude einem neuen Zweck dienen und entsprechend angepasst werden muss. Ein wichtiges Thema bildeten zuletzt Fragen der Entrauchung im Rahmen des Brandschutzes. Sie gestaltet sich sehr aufwändig und wird möglicherweise dazu führen, dass derzeit geplante Wände eventuell noch verschoben werden müssen.
So, jetzt geht’s ins Detail. Was bisher den Bürgern eher oberflächlich mitgeteilt wurde, entspricht nun der früheren fachlichen Meinung von Bauexperten. So hat der ehemalige OB Frank von diesem Projekt Abstand genommen, weil diese Probleme bereits bekannt waren. Nun läuft es wieder darauf hinaus, dass die ehemalige Preiskalkulation vor den Abstimmungen über Bord geworfen wird und nun diese realistische Planung dem Bürger noch etwas kosten dürften. Ja, die alt bekannten Geister schlummern nicht.
Wenn der OB schon mal sein Volk fragt sollte man auch dankbar antworten: Mein Namensvorschlag für den Konsumtempel lautet:
Palazzo inutile ‚ da Uli ‚