Die Schwobe und die Taliban
Gerade kocht mal wieder vehement der Streit hoch zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz wegen Kloten. Die SVP-Kantonsrätin und Präsidentin des Flughafenschutzverbandes, Ursula Moor, hat zur Thematik bemerkt: „Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass über deutschem Hoheitsgebiet die Deutschen das Sagen hätten.“
Ein völkerrechtlich nicht uninteressanter Ansatz. Die Schweizer wollen den Lärm begrenzen, die Schwobe die Zahl der Flugbewegungen. Beim Lärm könnte eine Schallmauer helfen. Oder die Umrüstung auf Segelflieger. Oder Passagiere, die vor dem Abflug ein Schweigegelübde ablegen. Apropos Abflüge – hier steckt das Wort Lüge ja schon mit drin. Bei den Flugbewegungen hilft eigentlich nur ein Stillhalteabkommen.
Die bezaubernde Bundesrätin Doris Leuthard hat Ende August die baden-württembergischen Politiker, die sich für eine drastische Fluglärm-Verringerung des Zürcher Flughafens Kloten einsetzen, als „Taliban“ bezeichnet. Dies hat zur Irritationen beiderseits der Grenze geführt. Da viele Zeitgenossen nicht einmal den Unterschied kennen zwischen Scharia und Paria, möchten wir aus gegebenem Anlass die Unterschiede zwischen „Schwobe“ und „Taliban“ anschaulich vorführen.
Bei den Taliban dürfen Frauen nicht arbeiten.
Bei den Schwobe müssen sie es.
In Afghanistan müssen neuerdings auch Frauen Bärte tragen.
Die Frauen der Schwobe tragen die Haare auf den Zähnen.
Die Taliban-Frauen verschleiern das Gesicht. Die Schwobe: Sachverhalte.
Schwobe: Behauptungen. Taliban: Enthauptungen.
Taliban dürfen weder Musikantenstadl, Traumschiff oder DSDS gucken.
Schwobe müssen das.
Schwobe lieben Singvögel. Taliban dürfen weder Singvögel halten, noch singen, noch …
Taliban geht es immer um das Ganze. Schwobe auch ums Viertele.
Taliban: Heiliges Kanonenrohr. Schwobe: Heilix …
Pakistan: Taliban. Schwobistan: Bundesbahn.
Schwobe: Wasserwerfer. Taliban: Steinewerfer.
Taliban: Zerstören Buddha-Statuen. Schwobe: Bahnhöfe.
Taliban: Keine Ketten auf nackter Haut. Schwobe: Menschenketten.
Taliban: Klartext. Schwobe: Kauder-Welsch.
Schwobe: Destinationen. Taliban: Detonationen.
Schwobe: Kloten torpedieren. Taliban: Alles torpedieren.
Die Schweizer Bundesrätin sollte sich in Zukunft also eher in Zurückhaltung üben, sonst macht sie in Baden-Württemberg auf Dauer nur die Leut’ hart. Zwar macht ein Schwabe noch keinen Sommer, aber wehret den Anfängern!
Autor: Thomas C. Breuer
Zu Noweniger Comment:
Doris Leuthard ist keine mittlere SVP-Grösse. Sie ist Bundesrätin (vgl. mit Bundesminister) und auch nicht Mitglied der SVP, sondern der CVP und dort in leitender Position. Ihre Äusserung hat in der Schweiz höhere Wellen geschlagen als in Deutschland. Alle Medien berichteten darüber. Einfach mal auf die Webseite des Tages-Anzeiger gehen und „Leuthard Taliban“ eingeben.
Und sich in Zukunft vielleicht einfach vor Niederschreiben eines Kommentars sachkundig machen.
Übrigens: Dieser Artikel ist eine Glosse (Vergl. Übertitel „schräg und schrill“) und kein politisches Statement.
… und dann ist das überaus schlichte Rezept, das nun bei Seemoz beherrschend wird – etwa auch bei Regine Kletts Blicken auf die Schweiz – doch ziemlich öde:
Man nehme eine mittlere SVP-Größe und blase sie zum Wortführer der Schweiz auf.
Das ist etwa so intelligent, wie wenn Österreicher oder Schweizer jeweils einen mittleren CSU-Landrat mit abseitigen Äußerungen zitieren und ihn als den Deutschen par excellence hinstellen würden, um bequem auf DIE Deutschen zu flegeln.
Geht es vielleicht etwas völkerverbindender, phantasievoller in diesen schwierigen Grenzgebieten?
„Wir können alles – außer Schwäbisch!“
Das separiert die Taliban (wie übrigens auch den Rest der Welt) zuverlässigst von „die Schwobe“.
Insofern ist ein schwäbelnder Taliban etwa so überzeugend wie ein bekennender Puritaner im Puff, und damit ein Paradoxon an sich. Zumal „die Schwobe“ ohnehin eher als berüchtigte Puritaner bekannt sind, denn als radikalfundamentalistische Muslime in Erscheinung zu treten pflegen.
Ergo: Keine Taliban-Gefahr in Schwabengestalt!