Fasnächtlicher Liederkranz gegründet
Die von Marc Ellegast in Gang gesetzte Petition für den Erhalt der Lieder von Willi Hermann war ein voller Erfolg. 568 Personen haben sie unterschrieben, darunter etwa 400 KonstanzerInnen. Gemessen an der Bevölkerungszahl also gut 0,4 Prozent. Das macht den InitiatorInnen Mut und man will weiterhin dazu beitragen, bei der Einordnung alter Nazis und Kriegsverbrecher neue Akzente zu setzen.
Auch CDU-Hinterbänkler Marcus Nabholz (Bild), der erneut für den Gemeinderat kandidiert, ist mit im Boot. Man müsse aber, so Nabholz sinngemäß, nicht nur Hermann differenzierter betrachten, auch andere Konstanzer Persönlichkeiten hätten es nicht verdient, von linken Weltverbesserern in den Schmutz gezogen zu werden. Daran wolle man arbeiten und deswegen trifft sich der neugegründete Willi-Hermann-Liederkranz (WHL) zur ersten Sangesprobe in der nach Franz Knapp benannten Passage direkt neben dem Rathaus. Einüben will man dort die alten Hermann-Gassenhauer, um mit ihnen die Konstanzer Fasnacht zu beglücken. Die musikalische Leitung übernimmt der beliebte Konstanzer Musiker Jürgen Waidele, der die Hermann´schen Melodien weiterhin „jazzig und geil“ findet.
Zwar habe Knapp zwischen 1933 und 1945 in Diensten der Nazis gestanden, das müsse man schon zugeben, aber nach dem Zweiten Weltkrieg habe er sich als Oberbürgermeister der Stadt Konstanz große Verdienste erworben, und das dürfe keinesfalls vergessen werden. Ohne ihn, heißt es aus WHL-Kreisen, säßen die KonstanzerInnen heute noch auf den Bäumen. Da finstere Kräfte derzeit versuchten, Franz Knapp die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen, müsse man auch in seinem Fall gegensteuern und seine NS-Zeit rigoros trennen von seinem späteren Wirken. Knapp sei ein überaus honoriger Zeitgenosse gewesen, weswegen man ihm auch das Große Bundesverdienstkreuz verliehen habe.
Da die Zeit etwas drängt, trifft sich der Hermann-Liederkreis schon am morgigen Dienstag ab 13 Uhr in der Knapp-Passage zur ersten Gesangsprobe. Interessierte sind herzlich willkommen.
H. Reile (Text & Bild)
CDU-Hinterbänkler grüßt Linken-Hinterbänkler mit einem verspäteten Ho Narro. Habe schon bessere Satire gelesen! aber passt zur tristen Fastenzeit.
Lieber Herr Reile, Ihre Einstellung zu diesem Thema ist bekannt, wie immer sind Sie einer der wenigen aus dem Kreise der Gewählten oder gar der einzige, der sich öffentlich dazu äussert. Auch wie immer, wenn es um klare Meinungsäusserung geht, kam aus dem Rathaus und von anderen Räten nix. Könnte das mit bevorstehenden Wahlen zu tun haben, will sich keiner in die Nesseln setzen? Also überlasst man die ganze dem Südkurier, Herr Brumm wird´s schon richten. Dennoch: Ihr Sarkasmus in allen Ehren, aber Sie werden sich doch nicht auf eine Stufe mit unserem immer weniger ge(be)liebten Uli B. stellen, der sämtliche Stimmen, die nicht auf einer Petition/Unterschriftensammlung gegen eine seiner städtischen Glanzleistungen stehen, positiv für sich wertet? Beispiel Petershausen, Torhaus: Zu den 330 in aller Schnelle gegen die Bebauung des Torhausareals gesammelten Stimmen, ließ er verlauten, der Rest der Petershausener sei dann wohl dafür.
Weitaus mehr Konstanzer und „Neigschmeckte“ unterstützen den Erhalt der traditionellen Mundartlieder. Viele haben von der Petition nichts gewusst, keinen Computer, schriftlich lag sie ja nicht aus, oder sie gehen einfach an „de Fasnacht uf d´Gass´“ und singet aus vollem Herzen: Und wenn der ganze Bodensee…so, wie übrigens beim Konstanzer Narrenfrühschoppen am Sonntag. Eine wahre Begebenheit, während einer traditionellen Veranstaltung, die im Südgeschmier, natürlich, nicht erwähnt wurde. Aber wahrscheinlich waren dort ja genau diese 568 „Unbelehrbaren“ die die Petition unterschrieben haben. In diesem Sinne: a Mädle vu Konschdanz, Ho Narro.
Lieber Herr Reile, nicht alle Menschen denken und fühlen gleich. Ein Sprichwort, dass mein Vater öfter erwähnt hat lautet: Wer überzeugt wird wider Willen, bleibt seiner Meinung doch im Stillen.