„Friedenskette“ jetzt nur noch um den Mindelsee

Das ist jetzt doch eine fette Überraschung: Laut zuverlässiger Quelle denken Gerhard Mayr und Konsorten nicht mehr daran, kommendes Wochenende eine „Friedenskette“ um den Bodensee zu organisieren. Wird auch schwierig, denn die Schweizer Querdenker sind ausgestiegen, weil sie sich nicht blamieren wollen. Aber für Mayr muss auf jeden Fall ein neuer Rekord her, damit er wieder mal einen Eintrag ins Guinness Buch bekommt, denn dafür lebt er.

Durchhaltevermögen hat er durchaus, der Bub aus Wolllmatingen. Obwohl man ihn, den der Südkurier anfangs als „Kopf“ der hiesigen Querdenker bezeichnete, als Hauptorganisator der Friedenskette kürzlich entsorgt hat. Angeblich ist er derzeit nur noch Pressesprecher, wird aber noch als „Gesicht“ der Friedenskette bezeichnet. Pressearbeit ist genau der richtige Job für einen, der es locker schafft, mit jedem seiner Texte für sofortigen Augenkrebs zu sorgen. Doch das ficht Herrn Mayr nicht an, im Gegenteil, das spornt den gelernten Zweiradmechaniker zusätzlich an.

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Nächtelang hat er mit seinen restlich verbliebenen MitstreiterInnen gehirnt, was nun zu tun sei, denn die von ihm erträumten 200.000 QuerdenkerInnen würden wohl kaum an den Bodensee kommen, um auf einer Gesamtlänge von weit über 200 Kilometer eine zusammenhängende Menschenkette zu bilden. Seine neue Idee: Händchenhalten für den Frieden rund um den Mindelsee (Foto), denn „das hat bislang auch noch keiner geschafft“. Stimmt. Außerdem weise die Strecke um das kleine Gewässer lediglich 8 Kilometer auf. „Das kriegen wir hin“, soll Mayr begeistert erklärt haben. Auch die Bedenken, der Plan sei wohl kaum umsetzbar, weil es sich dort um ein Naturschutzgebiet handle, wischte Mayr schnell vom Tisch. „Wir lieben doch alle die Natur, da sind wir also genau richtig, der Mindelsee ist doch eine geile Location“. Somit scheint zumindest der 3. Oktober in trockenen Tüchern für Mayr und seine Querdenker.

Einen Tag später, am 4. Oktober, soll auf Klein Venedig die geplante Demonstration stattfinden. Auf der dazugehörigen Webseite ist allerdings nicht viel zu erfahren. Friedensfreunde aus aller Welt sind geladen und politische Statements seien „unerwünscht“, wurde mitgeteilt. Bei der Berliner Demo ließ Mayr die Anwesenden noch wissen, dass in Konstanz Angela Merkel „abgewählt“ werde. Nun also doch nicht, denn Mayr hat mittlerweile gemerkt, dass die nächsten Bundestagswahlen erst in rund einem Jahr anstehen. Das wusste er nicht, kann ja mal passieren.

Auch eine Liveberichterstattung von der Menschen-Friedenskette soll es am 3. Oktober geben. Für die Koordination der lückenlosen Medienarbeit rund um das Geschehen am Mindelsee habe man ein „erfahrenes Team“ um Stefan Bauer gewinnen können. Ein politisch neutraler und unverdächtiger Zeitgenosse, der im bayrischen Rosenheim für die AfD in führender Position tätig ist und seit Monaten auf Demos gegen die Corona-Maßnahmen nachhaltig auf sich aufmerksam macht. Gerne sucht er dabei die Nähe zum veganen Koch Attila Hildmann, der – böse, böse – von seinen Gegnern als „Gemüse-Goebbels“ diffamiert wird. Für die Pressearbeit werden übrigens noch ehrenamtliche „Friedensreporter“ gesucht. Wer sich dafür interessiert, möge sich umgehend bei Pressesprecher Mayr melden: sekretariat@friedenskette-bodensee.de. Gerne auch telefonische Anmeldung, und zwar rund um die Uhr: 07531-67676. Soweit die aktuellsten Informationen zur Friedenskette.

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Tags darauf dann die Kundgebung auf Klein Venedig. Da bastelt man wohl weiter emsig und friedensbewegt an einem Programm. Das vorrangige Motto hier: „Unpolitisch und parteifrei“. Da passt es doch vorzüglich, dass als Redner Daniel Langhans im Gespräch ist. Der Ulmer Verkaufstrainer und Unternehmensberater, der ebenfalls dem unpolitischen Dunstkreis der AfD zugerechnet wird, hat schon mehrmals bei Anti-Corona-Demos darauf hingewiesen, dass der Protest seiner MitstreiterInnen vergleichbar sei mit dem Widerstand der Weißen Rose während der NS-Zeit. Auf seinem Youtube-Account verbreitet Langhans ständig Videos von Hildmann, Jebsen, Naidoo und Sellner, dem führenden Kopf der rechtsextremen „Identitäre Bewegung“. Und, eben gemeldet, auch Michael Ballweg, Querdenken-711-Gründer aus Stuttgart, dort kandidiert er übrigens auch als Oberbürgermeister, wird Konstanz seine Aufwartung machen. Da steht uns doch ein interessantes Wochenende bevor.

H. Reile (Bild: Ulrich Prokop)

Fast vergessen: seemoz wird dieses Jahr endlich mal wieder die „Gurke des Jahres“ für 2020 verleihen. Ernstgemeinte Vorschläge sind bis zum 31.10. bei der Redaktion einzureichen.

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