Ist der Bürgermeister auf den Kopf gefallen?

seemoz-Madame-MeuronWie mit einem Geschenk umgehen, das man nicht bestellt hat, aber bald vor der Türe steht? Wohin also mit der Hus-Stele? Dazu ein Blick nach Gaienhofen. Dort kämpft der noch amtierende Bürgermeister Uwe Eisch am Sonntag um seine Wiederwahl. Einzige Konkurrentin ist Christiane Kreitmeier, Konstanzer Stadträtin der Freien Grünen Liste. Eisch hat schon mal mächtig vorgelegt und am Volkstrauertag eine bemerkenswerte Rede gehalten, die in die Ortsannalen eingehen könnte

Eine tschechische Bildhauerin hat der Stadt Konstanz eine Stele geschenkt, die den Mord an Jan Hus zum Thema hat. Nun hirnt man darüber, wo man das drei Meter hohe Teil aus Sandstein aufstellen soll. Konziljubiläumschefin Ruth Bader wollte es neben das Palmenhaus setzen. Da gab es Protest und der Plan wurde schnell verworfen. Jetzt sucht Frau Bader verzweifelt eine Standortalternative.

Direkt ans Münster? Denn da verhängte eine blutrünstige Bande vor rund 600 Jahren die Todesstrafe über den aufmüpfigen Mönch. Bei der Debatte darüber prägte Bürgermeister Andreas Osner kürzlich einen bemerkenswerten Satz. Die Stele sei „keine Kritik an der Kirche“. Was dann? Werbung für einen Ofenbauer? Haben wir da was falsch verstanden? Ehrlich gesagt: Schön ist die freundliche Gabe aus Tschechien nicht. Von der Form her gleicht das Ungetüm einer aus der Form geratenen Eieruhr, eingebettet in züngelnde Flammen. seemoz-Vorschlag: Ab damit in den Münstergarten. Dann kann Dekan Trennert-Helwig täglich daran erinnert werden, was seine Glaubensbrüder einst anrichteten. Halleluja!

Kommenden Sonntag steht in Gaienhofen die Bürgermeisterwahl an. Entweder bleibt der bisherige Amtsträger Uwe Eisch im Sattel oder aber seine Gegenkandidatin Christiane Kreitmeier macht das Rennen. Kreitmeier, Stadt- und Kreisrätin der FGL in Konstanz und engagierte Sozialpolitikerin, werden zumindest Außenseiterchancen eingeräumt. Eisch, 16 Jahre lang Zeitsoldat bei der Bundeswehr, ausgebildeter Einzelkämpfer und Fallschirmspringer mit insgesamt 964 absolvierten Sprüngen, so der Südkurier, bewirbt sich um eine dritte Amtszeit.

Der stramme Schultes hat beim Volkstrauertag eine Rede gehalten und mit seinem historischen Wissen geglänzt. Über die Weltkriege wusste er unter anderem zu berichten, dass alle beteiligten Soldaten, also auch die deutschen, „tapfer, ehrenhaft und pflichtbewusst“ gekämpft hätten und somit ein „ehrendes Gedenken“ allemal angebracht sei.

Der spät berufene Amateurhistoriker setzte noch einen obendrauf und gab dem staunenden Publikum zu bedenken, dass die „Urkatastrophe“ nur deshalb stattgefunden habe, weil „alle europäischen Großmächte gleich leichtfertig und gleich schuldig hineingeschlittert sind“. Endlich formuliert da einer, was manche schon immer vermutet haben: SS- und Wehrmachtsverbände wollten nur zum Schlittschuhlaufen in den schnee- und eissicheren Osten. Und wer so lange auf dünnen Kufen unterwegs ist, kommt halt mal ins Straucheln. Böse Zungen an den Gaienhofer Stammtischen behaupten seitdem, Eisch sei bei seinen früheren Fallschirmsprüngen bei der Landung wohl des öfteren auf den Kopf gefallen. Das aber weisen wir an dieser Stelle entschieden zurück.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: H.Reile