Kauft ein Möbelgigant das Bodenseeforum?
Wenn es stimmt, was aktuell aus dem Konstanzer Rathaus dringt, dann wäre das der kommunalpolitische Hammer des Jahres 2017. Die Stadt verhandelt offensichtlich mit dem Schweizer Möbelgiganten XXLGottfriedStutz aus dem Kanton Uri über den Verkauf des finanziell schwer angeschlagenen Bodenseeforums. Dessen Noch-Interimsgeschäftsführer Friedhelm Schaal und Oberbürgermeister Uli Burchardt lassen auf Anfrage nur wenig raus: „Wir sind im Gespräch.“
Doch es scheint weitaus mehr dahinter zu sein, als die beiden da dünnlippig und deutlich kleinlaut von sich geben. Denn schon kurz nach Bekanntgabe der miesen Zahlen für das Bodenseeforum Anfang Juni – innerhalb weniger Monate mussten mehrere Millionen Euro für das sieche Veranstaltungshaus nachgeschossen werden – stand der Möbelmogul Gottfried Stutz im Konstanzer Rathaus auf der Matte.
SPD als treibende Kraft
Er ist beileibe kein Unbekannter. Seit 2011 bemüht er sich um einen Standort für eine XXLGottfriedStutz – Filiale in Konstanz. Lange liebäugelte er mit dem Gelände am nördlichen Brückenkopf der Schänzlebrücke. Vor allem die SPD unterstützte Stutz dabei und forderte vehement „ein Möbelhaus für alle“. Es könne nicht angehen, dass man für den Erwerb überlebensnotwendiger Einrichtungsgegenstände nach Ulm, Zürich oder Stuttgart fahren müsse. SPD-Rat Jan Welsch begrüßt für seine Fraktion die überraschende Entwicklung. „Stutz in Konstanz“, so der sozialdemokratische Jungspund, „wäre eine echte Jahrhundertchance, die wir am Schopf packen sollten, denn auch Konstanzer haben ein Grundrecht auf Einbauküchen, Badezimmerteppiche und Wohnzimmerschränke“. Außerdem, so der frühere Jungsozialist weiter, käme damit auch wieder das Thema soziale Gerechtigkeit verstärkt auf die Agenda, mit der die Sozialdemokraten bis zur Bundestagswahl weiterhin kräftig punkten wollen.
Auch die IHK macht sich vom Acker
Ernesto Stronzo, Unternehmenssprecher der Stutz-Gruppe, bestätigt gegenüber seemoz die konkreten Verhandlungen mit der Stadt Konstanz. Man habe sich auf einen Kaufpreis von „etwa 10 Millionen Euro“ verständigt, denn mehr, heißt es aus der Strunz-Vorstandsriege, „ist die Kiste eh nicht wert.“ Die Übergabe des Gebäudes sei für Ende 2017 angedacht. Dann, so Stronzo, „wird das Bodenseeforum für unsere Bedürfnisse umgebaut, die Eröffnung des Möbelhauses am Seerhein planen wir für den 1. Mai 2018.“
XXLGottfriedStutz übernimmt dann auch das obere Stockwerk, in dem zur Zeit die Industrie- und Handelskammer (IHK) ihren Sitz hat. Deren Hauptgeschäftsführer Claudius Marx will sich mit seiner Kerngruppe wieder in das ehemalige IHK- Gebäude gegenüber am Rheinsteig zurückziehen. Nicht ausgelastete IHK-Mitarbeiter sollen, so Marx, zukünftig hauptsächlich am Wochenende dabei mithelfen, an der Grenze die grünen Ausfuhrkassenzettel abzustempeln. Marx sieht den erneuten Umzug locker: „Die Aussicht auf den See ist zwar toll, aber viel zu tun haben wir hier nicht, für das bisschen Laufkundschaft reicht auch unsere alte Geschäftsstelle allemal.“
Entscheidung liegt beim Gemeinderat
Der Gesamtgemeinderat soll das Gesamtpaket mit allen Details über die Veräußerung des Bodenseeforums im Juli vorgelegt bekommen. Vor allem Stadtkämmerer Hartmut Rohloff ist davon überzeugt, dass es eine große Ratsmehrheit dafür geben wird, das Gebäude an XXLGottfriedStutz zu verkaufen. Der ansonsten eher zurückhaltende städtische Finanzjoungleur und Strippenzieher nimmt ausnahmsweise kein Blatt vor den Mund: „Soviel Mist am Stiefel braucht kein Mensch, also weg damit.“ Was aber wird mit dem neuen Geschäftsführer des Bodenseeforums Jochen Andrew Lohmar, der am 1. Juli seinen Job antreten soll? Rohloff zuckt leidenschaftslos mit den Achseln: „Vereinbart wurde eine Probezeit von einem halben Jahr, das passt also. Wenn der Verkauf an Stutz über die Bühne geht, muss Lohmar bis zum Jahresende eigentlich abends nur noch das Licht ausmachen und die Bude abschließen.“
H. Reile
Bekenntnis: ich stamme nicht aus der Region Konstanz, verfüge aber über rudimentäre Kenntnisse der Stadt aus der rund 50 Jahre zurückliegenden Zeit meiner Adoleszenz aufgrund damaliger Aufenthalte bei meiner Patentante in Kreuzlingen. Daher habe ich auch gleich in der dritten Zeile – ungeachtet der Tatsache, dass es eigentlich Gopfried Stutz heißen sollte – den satirischen Gehalt der Darlegungen entdeckt.
Nun hat ein gewisser Juvenal, dessen Lebensdaten einigermaßen im Dunkeln liegen, ca. 100 n. Chr. schon erkannt, dass es angesichts mancher Zustände im Gemeinwesen »difficile est, satiram non scribere«. Ob dieser Schwierigkeit blieb Stadtrat Reile freilich nur die Satire.
Aber der arme Juvenal wird ohnehin gerne nicht verstanden, insbesondere in dem ihm die verballhornende Verkürzung des »mens sana in corpore sano« in die Schuhe geschoben wird.
Das ist aber nichts gegen einen OB, der XXLGottfried Stutz nicht als Verarsche, sondern als Beleidigung begreift.
Wie fragte mich doch gestern ein unbedarfter junger Konstanzer Mitbürger zum Thema:
„Wie kann eine Stadtspitze die so an den Turbo-Kapitalismus glaubt eigentlich wirtschaftlich so ins Klo greifen?“
Aber vielleicht ist der Blech- und Glaskasten am Seerhein ja auch einfach verhext und jedes Unternehmen, daß sich dort ansiedelt fängt an rote Zahlen zu schreiben.
#Investitionsruine #Bodenseeforum
Wer bei so viel geballter Verballhornung:
– veröffentlicht in Schräg+Schrill
– XXLGottfriedStutz – schwyzertüütsch at best
– Ernesto Stronzo !!!
– „… die Kiste eh nicht wert“
– „So viel Mist am Stiefel …“
an einen regulären Bericht denkt? Also ich weiß nicht. Beim ersten Durchlesen vielleicht. Aber spätestens dann muß doch klar werden wie dick da aufgetragen wird. Und dann fällt das „Schräg und Schrill“ auf.
„Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden.“ (aus Wikipedia). Passt doch. Da muß oben drüber nicht dick „ACHTUNG SATIRE“ stehen.
Guter Jan Welsch,
Wieso Scherz oder Satire? Gerade wurde uns aus dem Rathaus mitgeteilt, dass der Ausschuss für besondere Angelegenheiten (AbA) nächste Woche zu einer Sondersitzung zusammentritt. Thema: Fahrlässiger Umgang mit Steuergeldern und Abwägen der Möglichkeiten, die Verursacher persönlich zur Verantwortung zu ziehen. Wenn ich mich recht erinnere, hat ein gewisser Jan Welsch (wie seine gesamte SPD-Fraktion) dafür gestimmt, nochmal Millionen in das Fass ohne Boden zu kippen. Dabei rief ebenfalls ein Herr Welsch fast schon euphorisch in den Ratssaal: „Ich will, dass das Bodenseeforum ein Erfolg wird“. Schon vergessen?
Bevor ich heute noch mehr wütende Rückmeldungen bekomme: der Artikel ist in der Kategorie „Schräg + Schrill“ veröffentlicht worden. Die seemoz-Redaktion hat sich einen Scherz erlaubt.
An die seemoz-Redaktion: wie auch schon bei anderen Artikeln in der Kategorie „Schräg + Schrill“ fällt auf, dass viele Leserinnen und Leser bei einem seemoz-Artikel nicht zu erst nachschauen in welcher Kategorie er veröffentlicht wurde. Insofern wäre es vielleicht ganz nett, wenn Ihr Satire etwas besser kenntlich macht, insbesondere wenn Ihr unabgesprochen andere Leute mit reinzieht.
@Remigius Trexler
So ist es. Die Niederburg wird bis ca. Mai 2019 plattgemacht zugunsten eines Möbel-Einkaufsparadieses. Das Münster kommt grade noch davon, muß sich aber in der Höhe einem Burchardt-Gedächtnistempel unterordnen (81 Meter himmelwärts). Die CDU-Fraktion hat sich angesichts der verkaufsoffenen Sonntage doch noch zur Zustimmung zu diesen Jahrhundertchancen breitschlagen lassen. Mit den Grünen wurde ein Deal vereinbart; mit dem besonderen Schutz der Holzwürmer im Kruzifix des Münsters waren sie schließlich zur Genehmigung der Pläne bereit. Bei der aSPD reichte der Hinweis auf die Modernität des Vorhabens.
Halleluja!
hui, fast erwischt! Habe Euch die Story glatt abgenommen 😉
OB Burchardt hat zu spät reagiert: XXLGottfriedStutz ist schon wieder aus dem Rennen! Eine rennomierte Konstanzer Immomaklerin im Auftrag des Möbelmoguls steht bereits kurz vor dem Abschluß der Kaufverhandlungen über ein Objekt in der Niederburggasse.
So verteilt man um. Bisschen Gemeckere machts schön, dann siehts nach Fehlkalkulation aus.
Für 18 Mio.€ angeschafft, mehrere Millionen in 2017 nachgeschossen,
Geschäftsführer nach hire und fire bestellt und jetzt für 10 Mio. an einen Schweizer Möbelgiganten verschleudern. Der stand ja schon vor diesem Debakel auf der Matte! Warum hat man ihm das Bodenseeforum nicht damals verkauft.
Die IHK macht sich vom Acker, nur der OB bleibt!!