Konziljubiläum: Konstanz grüßt seine Partnerstädte ganz herzlich
Kommt der Datenschutz den Machern des Konziljubiläums nicht in die Quere, dann dürfte das Projekt „Your eyes on me“ neue Maßstäbe setzen. Ab 9.Mai 2014 sollen in der Konstanzer Innenstadt fünf große Leinwände installiert werden, über die man bis Mitte Juni 2014 mit den Partnerstädten live in Verbindung treten kann. Von der Möglichkeit einer „spontanen Interaktion zwischen Städten und Bewohnern“ ist die Rede. Ob die Organisatoren ahnen, was da auf sie zukommen könnte?
Beginnend mit dem 9. Mai 2014, dem Europatag der EU, soll das Kunstprojekt starten. Konstanz hat fünf Partnerstädte – Lodi (Italien), Tabor (Tschechien), Richmond-upon-Thames (Großbritannien), Fontainebleau (Frankreich) und Suzhou (China) -, mit denen per Videoinstallation fünf Wochen lang und rund um die Uhr Kontakt aufgenommen werden kann. Dafür sollen fünf große Leinwände in Schaufenstern aufgestellt werden, über die man mit den Partnerstädten verbunden ist. In jeder Partnerstadt wiederum wird ebenfalls eine Leinwand installiert, auf die ein Live-Bild aus Konstanz übertragen wird. Verantwortlich für diese Idee zeichnen Miriam Reimers, Dramaturgin am Stadttheater Konstanz, und der Schauspieler und Regisseur Thomas Fritz Jung, der ebenfalls am Stadttheater beschäftigt ist. Die Kosten für die Umsetzung des kurzfristigen Spektakels, das die Völker zueinander bringen soll, belaufen sich auf mindestens 250 000 Euro.
Zwar fragen sich viele, was der teure Käse soll, aber gemach. Man kann die Direktverbindung in die Konstanzer Partnerstädte ja auch nutzen, um politische Inhalte abzusondern. Daran haben die Projektverantwortlichen zwar im Traum nicht gedacht, aber das muss uns debattenfreudige Seenasen ja nicht interessieren. Anstatt sinnentleert beispielsweise nach Suzhou zu winken oder blöde in der Nase zu bohren, böte sich vielmehr an, mittels fantasievoll gestalteter Plakate oder Spruchbänder auf diverse Missstände im fernen Osten aufmerksam zu machen. „Free Tibet“ wäre eine Idee, aber auch: „Versenkt die faulen Lamas im Gelben Meer“. Mal schauen, ob und wie unsere chinesischen Freunde dann reagieren. Vielleicht wird der Bildschirm umgehend ziemlich schwarz.
Richtung Fontainebleau könnte eine knackige Botschaft lauten: „Franzosen, nehmt Eure AKWs vom Netz“. Herzliche Grüße auch nach Lodi: „Wer von Euch hat schon wieder die Arschgeige Berlusconi gewählt?“ Ein möglicher Konter: „Lasst uns mit Eurer Ossibraut Merkel in Frieden“. Auch Tabor will bedacht sein und darf gerne daran erinnert werden, wie übel Tschechien mit seinen Minderheiten umgeht: „Sinti und Roma sind keine Menschen zweiter Klasse“. Zurückkommen könnte: „Schnauze, Ihr Justizmörder, rehabilitiert erstmal Jan Hus“. Lustige Masken, ketzerisches Liedgut und drollige Veitstänze vor laufenden Kameras würden das Ganze bunter machen und den Ruhm der Konzilstadt Konstanz nebst ihrer Partnerstädte in die erstaunte Welt tragen.
Und nicht zu vergessen: Dieser internationale Gedankenaustausch in Wort und Bild würde zusätzlich den örtlichen Kommunalwahlkampf beleben, der dann ebenfalls auf Konstanz` Straßen tobt. Damit wollen wir es diesmal bewenden lassen, wohlwissend, dass phantasiebegabten und kulturaffinen seemoz-LeserInnen bis Mai 2014 noch allerlei einfallen wird. Getreu dem Motto der Aktion: „ (…) den städtepartnerschaftlichen Gedanken künstlerisch umzusetzen und für die Menschen unmittelbar im Alltag erlebbar zu machen“. Das sollte auch die spröden Datenschutzbeauftragten überzeugen und würde das miefige Altherren-Programm zum Konziljubiläum deutlich aufwerten.
Autor: H.Reile
Ein bisschen Spaß muss sein …