Kossmehl kündigt Blutgrätsche an
Klaus-Peter Kossmehl, der nach der Kommunalwahl die CDU verließ und sein Mandat zu den Freien Wählern schleppte, muss ein Fußballfan sein. Der Fliesenlegermeister fühlt sich von der Linken Liste und von seemoz wegen seines Fraktionswechsels unbotmäßig attackiert. Es brodelt in dem Manne und er sinnt auf Rache. Kommt es nächstes Wochenende am Schluchsee zu einem Endspiel härterer Art?
Kossmehl, im Prinzip eher eine rheinische Frohnatur, läuft derzeit adrenalingeschwängert durch die Straßen. Die Kritik an seinem „spontanen“ Wechsel von der CDU zu den Freien Wählern macht ihm schwer zu schaffen. Der Südkurier warf ihm „Respektlosigkeit gegenüber dem Wähler“ vor. Ähnliches musste er dann schlucken, als auf seemoz die Pressemitteilung der Linken Liste zu lesen war, in der ihm Wählerbetrug vorgeworfen wurde. Zudem wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen die seemoz-Sondergurke, deren Verleihung ihm droht.
Auch mein garstiger seemoz-Kommentar zum Thema trieb dem gemeinderätlichen Hinterbänkler die Zornesröte ins Gesicht. Außerdem, so Kossmehl gegenüber der seemoz-Redaktion, hätte man ihn doch einfach fragen sollen, was ihn zum Fraktionswechsel bewogen habe. Taten wir dann auch, doch nachvollziehbare Antworten gab es keine. Also ging es in die Verlängerung, ausgetragen am 3. Juli im Rathausinnenhof.
Dort kam es zu einer Zusammenkunft aller GemeinderätInnen für ein Gruppenbild. Plötzlich spürte ich den heißen Atem Kossmehls im Genick. Seine Ansage war klar und deutlich: „Wer mich fertig macht, den mach` ich auch fertig“. Wow. Auf meine Frage, ob er hier eine offizielle Kampfansage formuliert habe, fauchte er: „Meinetwegen, obwohl ich mit einem Vertreter einer Kleingartenzeitschrift normalerweise gar nicht rede“. Und zog schnaubend von dannen. Immerhin scheint die Kleingartenzeitschrift seemoz mittlerweile zur Standardlektüre des Grobmotorikers Kossmehl zu gehören. Gut so.
Seit Tagen schaudert mich aber föörchterlich, wenn ich mir ausmale, was die zweite Halbzeit der Verlängerung noch alles bringen mag, die am Schluchsee – bei Einheimischen wegen seiner hohen Alkoholdichte auch „Schlucksee“ genannt – angepfiffen wird. Mitnichten geht es dort nur um eine gemeinderätliche Klausur, zumindest nicht für Kossmehl. Er, in seiner Jugend beim FC Castrop-Rauxel beinharter rechter Außenverteidiger, hat, so eine interne Information, für das kommende Wochenende schon mal die ganz langen Stollen auf seine Kickstiefel geschraubt. Das wiederum klingt weniger gut.
Muss ich also befürchten, dass mir nach dem vierten Klausur-Pils am Schlucksee zu später Stunde auf einem dunklen Hotelflur der rasende Hans-Peter Kossmehl auflauert, mich zuerst beißt und dann per Blutgrätsche vollends niederkachelt? Diese Vorstellung plagt mich doch über alle Maßen und beschert mir im Vorfeld schlaflose, ja peinvolle Nächte. So körperbetont habe ich mir mein Ehrenamt dann doch nicht vorgestellt. Ganz klar: Das ist ein Fall für die FIFA.
Autor: H.Reile (während seiner Karriere als zurückhängender Linksaußen in der Schulmannschaft lange vor Manfred Kaltz Erfinder der Bananenflanke).[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Das hört sich an, als würde diese Sitzung als „Die Schande vom Schluchsee“ in die Konstanzer Ratsgeschichte eingehen, denn am Ende geschieht doch nichts – vor allem nicht politisch. Man kann sich als Wählerin nur fragen, warum unsere Gemeinderäte scheint’s nichts Besseres zu tun haben, als zur Pflege ihrer Eitelkeit wie die Gockel aufeinander einzuhacken und dabei „Wir sind Weltmeister!“ zu rufen. Dabei gäbe es doch mit Wohnungsnot, Pflegenotstand usw. genug (politische) Schlachtfelder, auf denen sie sich wirklich auszeichnen könnten und die uns Wahlvolk tatsächlich etwa angehen.