Paukenschlag: Gauklerpartei tritt zur Landtagswahl an

Der Landtagswahlkampf ist noch gar nicht richtig angelaufen, da rumort es gewaltig in der Parteienlandschaft. Zur Zeit werden Flyer und Plakate in Konstanz und im Landkreis verteilt, die auf eine neue Partei aufmerksam machen. „Die Gauklerpartei“ (DGP) kämpft nach Insiderberichten ab sofort um den Einzug in das Stuttgarter Parlament. Andreas Hoffmann, Noch-Landtagsabgeordneter der CDU, und Tatjana Wolf, bisher FDP-Kandidatin für die Landtagswahl im Wahlkreis Konstanz, haben sich überraschend als Spitzenkandidaten für die neue Partei zur Verfügung gestellt.

Beide glauben wohl nicht mehr daran, dass es bei den kommenden Wahlen nochmal für eine CDU/FDP-Regierung reichen wird. Für eine Stellungnahme waren sie nicht zu erreichen. Nach Auskunft eines ihrer Mitstreiter befinden sie sich gerade auf einer eilig einberufenen Klausurtagung ihrer noch jungen Partei. Erst kommende Woche wollen sie sich bei einer Pressekonferenz detailliert über ihre Ziele äußern und Auskunft darüber geben, was sie zu ihrer überraschenden Kandidatur für die DGP getrieben hat. Wie seemoz aus gewöhnlich gut informierten Kreisen erfahren konnte, rechnet das Spitzenduo mit Zulauf aus breiten Bevölkerungsschichten, denen die dröge Parteienlandschaft schon lange zuwider ist.

Höchst erstaunlich und fast schon irritierend ist in diesem Fall die mutige Plakatgestaltung, die an Peter Lenks Päpstlein erinnert. Hat am Ende der Bildhauer aus Bodman mal wieder seine schelmischen Finger im Spiel? Wurde er umgedreht und lässt sich nun von seinen politischen Gegnern vereinnahmen? Schließlich waren Hoffmann und Wolf an vorderster Front, als es darum ging, Lenks papstähnlichen Gnom aus dem Konstanzer Bahnhof zu entfernen. seemoz hat nachgefragt:

Herr Lenk, haben Sie diese Plakate für die Gauklerpartei gemacht?

Nein.

Wie finden Sie die?

Absolut glaubwürdig. Ich gebe der Gauklerpartei meinen Segen und werde sie werbewirksam mit meinem seriösen Namen unterstützen.

Werden hier nicht schon wieder religiöse Gefühle verletzt?

Eine verschärfte Fatwa von Münster-Taliban Trennert-Helwig ist immer zu erwarten. Obwohl der sich ja insgeheim nach solchen Aktionen sehnt, vor allem, wenn hübsche, halbnackte Damen mit dabei sind.

Wie wird der Konstanzer Oberbürgermeister Horst Frank darauf reagieren?

Vermutlich nimmt er das DGP-Spitzenduo umgehend in Schutzhaft und versteckt sie während des Landtagswahlkampfes bis Ende März im Konstanzer Wertstoffhof, der schon meinem Päpstlein als Zwischenlager diente. Die Plakate wird er wohl von Touristik-Chef Henneberger einsammeln lassen, damit die hellhörige Glaubenskongregation in Rom nicht Wind von der Sache bekommt. Andernfalls könnte Seine Heiligkeit Papst Benedikt am Ende wegen Häresie-Verdachts von Konstanz ferngehalten werden.

Wäre das wirklich so schlimm für den Konstanzer Oberbürgermeister, wenn der Papst nicht nach Konstanz kommt?

Ihm als Alt-68er ist der Papst vermutlich schnuppe, aber als Werbeträger für die Stadt eben unbezahlbar. Benedikts Kommen wäre ein Segen für die Andenkenverkäufer, die Gastronomie und das horizontale Gewerbe. Noch besser für´s Geschäft wären natürlich gleich mehrere Päpste wie vor 600 Jahren.

Auch die seemoz-Redaktion wurde von dieser völlig überraschenden Entwicklung kalt erwischt und wird sich in den kommenden Tagen umgehend um eine halbwegs realistische Einschätzung bemühen. Das hätten wir Hoffmann und Wolf nun wirklich nicht zugetraut. Seltsame Koalitionen bahnen sich da plötzlich an, Freund und Feind sind kaum mehr auseinander zu halten, bislang gepflegte Weltbilder wanken. Wie auch immer: Die Propaganda für die Gauklerpartei startet in diesen Stunden, Telefone und Tastaturen glühen bereits. Der Wahlkampf tritt in seine heiße Phase.

Autor: Redaktion