Stadtgeflüster: Die Hitze fordert ihre ersten Opfer

Es liegt wohl an den momentanen Temperaturen, dass bei einigen Zeitgenossen das Hirnwasser kocht und sie auf arg seltsame Ideen kommen. Bei 35 Grad aufwärts, so der dänische Klimaforscher Max Ophülsing, müsse man vor allem bei älteren Semestern mit regelmäßigen Aussetzern rechnen. Eine in der Tat nachvollziehbare Erklärung für manches, was sich zur Zeit durch die Schwüle wälzt.

Vor allem Wolfgang Müller-Fehrenbach, seit rund 40 Jahren Stuhlinhaber im Konstanzer Gemeinderat, bringt sich wieder ins Gespräch. Der pensionierte CDU-Strippenzieher verlangt allen Ernstes von den KKH-Gegnern, sie mögen doch bitteschön Pläne vorlegen, wie sich eine Konzerthalle umsetzen ließe. MüFe, wie der Mann im Volksmund genannt wird, scheint mittlerweile absolut schmerzfrei zu sein und irgendwie den Realitäten entrückt. Nun will er von denen ein Konzerthaus-Konzept haben, die er noch vor dem Bürgerentscheid sinngemäß als kulturlose Sozialschmarotzer bezeichnet hat. Sowas nennt man neuerdings schwarzen Humor Marke Konstanzer CDU.

MüFes Ratskollege Alexander Fecker, Fraktionschef der christdemokratischen Altherrenriege, ist ähnlich weitmaschig gestrickt. Bei einer Diskussion mit SchülerInnen erklärte er kürzlich dem staunenden Jungvolk, dass ein KKH für die Stadt in jeder Beziehung ein absoluter Gewinn gewesen wäre und auch nachfolgende Generationen von dem Projekt hätten profitieren können. Das Auftreten Feckers, dessen Redebeiträge mittlerweile zu den eher tragischen Höhepunkten der Konstanzer Kommunalpolitik zählen, irritiert sogar „Südkurier“-Lokalchef Joerg-Peter Rau. Erst unlängst war von ihm zu lesen, bei Fecker sei nicht mehr zu verstehen, was er eigentlich sagen wolle. Da stimmen wir doch ausnahmsweise dem Kollegen mal zu.

Um die Finanzen der Stadt ist es nicht gut bestellt. In einer Haushaltsklausur sollen nun die Zahlen auf den Tisch, damit man weiß, was man in Zukunft überhaupt noch finanzieren kann. Ein bitteres Streichorchester in schmerzlicher Tonlage steht an. Das zu erwartende Schlachtfest wird vorsichtshalber ins Konstanzer Hinterland verlegt. Will heißen: Stadtverwaltung und Gemeinderat ziehen sich für ein Wochenende auf die Höri zurück, um in aller Ruhe ungestört beraten zu können. Da werden Steuerzahler doch mal fragen dürfen, warum der Konstanzer Rat nicht vor Ort die Messer wetzt und die interessierte Öffentlichkeit an dem Massaker teilhaben lässt. Und: Der „Betriebsausflug“ kostet einige Tausender. Zum Vergleich: Wenn man alleine dem Zebra-Kino in etwa die Gelder streicht, die für die auswärtige Haushaltsklausur nebst Übernachtungen, Reisekosten und Verköstigung veranschlagt werden, dann können die Zebra-Leute ihren Laden schließen.

Nun knickten sie also ein und gingen Lenks Päpstlein an die nichtvorhandene Wäsche. Der Gnom muss weg und Anfang August wird es wohl soweit sein. Eine bizarre Allianz von schwarz-grünen Bedenkenträgern, flankiert von farblosen Schwarmintelligenzlern, stimmte mit knapper Mehrheit für den Platzverweis der hutzligen Touristenattraktion.

Asyl geboten wird der Skulptur nun im Kunsthaus Weiz, nahe der österreichischen Stadt Graz. Über Details des Abtransports und der Überführung ins befreundete Ausland wird an dieser Stelle in Bälde berichtet. Nur soviel: Die Gegner des Päpstleins wollen dem Abbau in Konstanz beiwohnen und ihn stimmgewaltig untermalen. Radikalkatholik und „Münsterschreck“ Trennert-Helwig dirigiert einen Chor, bestehend aus Tatjana Wolf (FDP), Anselm Venedey (FWG), Charlotte Dreßen (FGL), Heinrich Fuchs (CDU) und Benjamin Güller (KonTour). Oberbürgermeister Horst Frank (FGL) schwenkt dazu den Weihrauchkessel und betätigt eine Schalmei. Zumindest der Refrain der gesanglichen Darbietung ist ausgemacht: Cantemus Domino: gloriose enim magnificatus est. Für Nichtlateiner: „Dem Herrn will ich singen, machtvoll hat er sich kundgetan.“ Der Eintritt ist frei, Hostienschänder, Atheisten und Kirchenkritiker werden rechtzeitig vor die Tore der Stadt gebracht.

Für Oberbürgermeister Horst Frank ist schon lange klar: Der „richtige Papst“ Benedikt XVI. muss nach Konstanz gelockt werden, koste es, was es wolle. Die Einladung steht bereits und wurde im Vatikan wohlwollend zur Kenntnis genommen. Frank schrieb im Frühjahr erneut an „Eure Heiligkeit“ Papst Ratzinger und postwendend kam die Antwort, die wir unseren LeserInnen nicht vorenthalten wollen:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Papst Benedikt XVI. hat mit Freude Ihre aufmerksamen Zeilen entgegengenommen, die ihn unter den Glückwünschen zu seinem Namenstag, zum heiligen Osterfest sowie zu seinem 83.Geburtstag und dem fünften Jahrestag seines Pontifikats erreicht haben. Für dieses Zeichen der Verbundenheit sagt Ihnen der Heilige Vater herzlichen Dank.

Der auferstandene Herr, der uns den Beistand des Heiligen Geistes verheißen hat, weist den Menschen den Weg aus Sünde und Tod zum neuen Leben. Wir dürfen seinem Wort trauen. „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33). In dieser Hoffnung wollen wir leben und uns für das Wohl unserer Mitmenschen einsetzen. Hierzu erbittet Seine Heiligkeit Ihnen sowie den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Konstanz Gottes reichen Segen.

Msgr. Peter B.Wells

Assessor

Eine schöne Sommerwoche ohne größere Ausfallserscheinungen

wünscht

Msgr.Holger Reile (SJM)

Foto: © Michael Berger / PIXELIO