Verkehrsrevolution in Konstanz: Es geht voran mit dem ÖSNV

Heute tagt der Gemeinderat im Konzil, um in Klausur über die Verkehrsgestaltung in der Stadt zu reden. War ursprünglich geplant, den „Masterplan Mobilität 2020+“ auf den Prüfstand zu stellen, wurde jetzt das Programm erweitert. Aus aktuellem Anlass wird nun der geplante ÖSNV (Öffentlicher Seilbahn Nahverkehr) als Schwerpunkt behandelt. Grund genug für die Verwaltung, die Debatte nichtöffentlich zu führen

„Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger kurz vor Weihnachten nicht verschrecken, denn die Pläne für den ÖSNV werden mit ganz heißer Nadel gestrickt“. So der städtische Pressesprecher Walter Rügert auf Nachfrage. Seitdem Oberbürgermeister Uli Burchardt das Thema Seilbahn in Konstanz über die Medien streute, überschlagen sich die Ereignisse. Mehrere Seilbahnbetreiber aus ganz Europa, aber auch aus dem asiatischen Raum (seemoz berichtete), gaben sich im Rathaus die Klinke in die Hand. Und es gibt auch schon konkrete Pläne, wie die Linienführung des neuen Nahverkehrsmittels aussehen könnte und wer das alles bezahlen soll.

Die Firma HTH (Highway to Hell), die vom russischen Energieversorger Gazprom finanziert wird, hat offensichtlich die besten Karten bei der Vergabe der Seilbahnlizenz für Konstanz. Nach dem Ende der Winterolympiade in Sotschi (3. bis 23.2.2014) will HTH die dortige Seilbahn abbauen und nach Konstanz bringen lassen. „Dort brauchen wir sie dann eh nicht mehr“, erklärte Wladimir Uljanow Bolschoikowsky, Chefingenieur der HTH. Bereits im Dezember wird er mit schätzungsweise 30 Mitarbeitern sein Konstruktionsbüro im Konstanzer Kompetenzzentrum eröffnen. Sehr zur Freude von Wirtschaftsförderer Friedhelm Schaal: „Ich wusste schon immer, dass hier irgendwann der Knopf aufgeht und jetzt ist es soweit, mit Gazprom im Gepäck spielen wir nun ganz oben mit“. Auch Stadtmarketing-Chef Hilmar Wörnle, wittert „den totalen Durchbruch“ und soll während der Planungsphase die Öffentlichkeitsarbeit für das Seilbahnprojekt übernehmen. Dafür habe ihm OB Burchardt bereits Zustimmung signalisiert.

In den letzten Wochen hat sich, unbemerkt von der Öffentlichkeit, viel getan. Bolschoikowsky, der mit seinem engsten Mitarbeiterstab bis zum Umzug in das Kompetenzzentrum auf Einladung der Stadt im Inselhotel residiert, möchte nur soviel verraten: „Vom Schänzlebrückenkopf Nord über den Rhein, dann quer durch die Altstadt mit Endpunkt Hafen, dafür brauchen wir rund 20 Stützpfeiler, die aber maximal eine Höhe von 20 Meter erreichen. Das wäre allerdings nur die kleine Lösung“. Auf die geschätzten Kosten von rund 20 Millionen Euro will sich der quirlige Planer aber nicht  festlegen lassen. „Sie wissen ja, wie das ist: Fragen Sie mal ihren Baubürgermeister Kurt Werner, wie das damals mit der Brücke am Bahnhof war, da kann schnell was dazwischen kommen“.

Auch Vorarbeiten hätten bereits begonnen, wie zu erfahren war. Die teilweise Entfernung des Belages auf der Marktstätte war weniger dem maroden Zustand der Pflastersteine geschuldet, sondern es ging darum, den Untergrund auf seine Konsistenz zu erforschen. Denn zwischen dem Kaiserbrunnen und der Marktstättenunterführung ist ein Seilbahnpfeiler geplant. Mit gründlicheren Bohrungen soll nach der Winterpause eine Firma beauftragt werden, die überwiegend im Fracking-Geschäft tätig ist. Aber Bolschoikowsky denkt auch weit in die Zukunft: „Wenn die kleine Lösung durchgeht, ist eine Weiterführung Richtung Schweiz, über den See nach Meersburg oder auch in den Hegau mit Endstation Hohentwiel denkbar“. Dementsprechende Gespräche mit allen Beteiligten seien „sehr positiv“ verlaufen.

Autor: H.Reile

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