Wird Fasnacht bald verlegt?

Während das Narrenvolk das Ende der Fasnacht unter Einsatz von Rotz und Wasser bejammert, überlegen findige Köpfe, wie der verordnete Frohsinn noch besser zu vermarkten wäre. Eine parteiübergreifende Initiative will in den nächsten Wochen bundesweit aktiv werden. Hier Auszüge aus der aktuellen Debatte.

Parlamentarische Vorlage zur dauerhaften Verlegung von Fasching

Gesetzesinitiative von Hartmut Fromunt, Vertreter der FWP (Freie Wohlstandspartei), Wahlkreis 94 (Köln I)

Inhalt:
Terminverlegung Fasching

Antrag:
Kalendarische Neuterminierung und Fixierung der fünften Jahreszeit, im Volksmund auch Fastnacht, Karneval oder Fasching genannt. Im Folgenden kurz: Fasching

Hintergrund:
Die Terminierung des Faschings ist eine kalendarische Bindung an den Ostersonntag. Der Osterfeiertag als [i]bewegliches Fest[/i] wird nach den Mondmonaten des Mondkalenders bestimmt, eine i.Ü. nicht wissenschaftliche Berechnung. Hier erfolgt eine Rückrechnung um die so genannte Fastenzeit zum Aschermittwoch, dem traditionellen Ende des Faschings. Somit ergeben sich terminliche Variablen für den Fasching, die dem Anknüpfungspunkt Ostern zwischen rechnerisch 22. März und 25. April geschuldet sind.

Aktuell wird im deutschen Bundestag der Antrag geprüft und zur Diskussion gestellt.

Stimmen:

Dr. Karl Meinzberger, CDU-Landtagsabgeordneter (Ruhr-Lippe):

Aufgrund der zunehmend instabilen Wetterverhältnisse ist die Kommerzialisierung insbesondere des so genannten Straßen-Faschings gefährdet und sorgt für instabile Konjunkturwachstumsdynamiken in den mittelbaren witschaftlich betroffenen Zweigen sowie eine unkalkulierbare Konstante in Zulieferbetrieben. Der Antrag ist somit ein konsequenter Ansatz zur Unterstützung des wirtschaftlichen Aufschwungs.


Maria Hattenschöf-Wartman, Freie Wähler (Rheinland-Pfalz)

Eine Verlegung ist unsinnig. Unstreitig wird durch schlechte Witterungsverhältnisse eine Kompensation durch die Verköstigungen mit Heißgetränken erreicht und es erfolgt eine Verlagerung in den gastronomischen Innenbereich. Hier wird doch nur wieder populistischer Wahlkampf gemacht.

Mike Schorf, Geschäftsführernder Vertreter der Gaststättenvereinigung:

Der Antrag ist eine existentielle Aufgabe der Politik! Die oft kolportierte Kompensation der erwarteten und realisierten Mindereinnahmen kann nicht zur Zufriedenstellung erfolgen! Die Verabreichung alkoholischer Heißgetränke führt aufgrund der bekannt schnelleren Absorbierung zu einem verkürztem Konsum. Zudem ist die Kapazitätsauslastung der gastronomischen Betriebe in dieser Zeit bereits bei 100% und eine Verlagerung kann keine positiven Umsatzzuwächse gewährleisten.

Arbeitgebervertreter Peter-Bernd Schmidt-Rosenbauer (Rheinland-Pfalz):

Das Vorhaben ist ein richtiger Schritt, eine Einbeziehung des Osterfestes in den Antrag wäre nur konsequent.

Jürgen Machewski, SPD, Wirtschaftsausschuss

Das Anliegen der Bevölkerung ist ebenso in Betracht zu ziehen wie das der Industrie und, und das ist evident, der regionalen Wirtschaft. Dabei die traditionellen Gegebenheiten zu hinterfragen ist richtig und wichtig. Dabei darf keine Scheu auch vor heiklen Themen gemacht werden, wenn es der Gesellschaft dient.

Raimund Habermaier, CSU

Fasching! Ja und da brauchen wir doch gar nicht drüber reden!  Fasching ist und bleibt doch der Fasching. Das ist ein Stück Tradition. Das ist ein Teil der Geschichte unsere Vaterlandes! Wo kämen wir denn hin! Am Ende wollen die Linken auch noch unser Osterfest. Da machen wir nicht mit. Nicht mit uns. Da werden noch manche merken, mit wem sie es hier zu tun haben. Wem das nicht passt, der kann hier gleich seine Sachen packen!

Gero Ludger Frh. v. Machenstein, FDP

Es ist typisch für die bürokratische Denkweise dieses Staates, wenn überhaupt einmal eine marktbehindernde Regelung erkannt wird, diese dann mit einer neuen Fessel des Legislative behoben werden soll. Ohne mich wiederholen zu wollen, wie ich dies an anderen Stellen durchaus mich nicht scheue, kann die Lösung nur die Liberalisierung heißen: Es ist doch unerhört, das es der deutschen Faschingswirtschaft nicht selbst überlassen wird, die kommerzielle Faschingsverwertung selbst auszugestalten und den Marktgegebenheiten anzugleichen. Unsere Forderung daher: 365/24/7-Fasching.


Ozgür Melcovic, Integrationsbeauftragter

Wir müssen endlich beginnen die Schere im Kopf zu lösen und akzeptieren, dass in einem integrierten Europa, das sich auch in der globalisierten Welt positioniert, ein religiös motiviertes Fest zu einer Spaltung führen muss. In Sinne eines integrierten Miteinanders sollte daher Fasching komplett vom Oster-Kult getrennt und statt dessen ein Internationales Fest der Freude ausgerufen werden.


Michael Wolk, Diakon Erzbistum Köln, Dekanat Köln Mitte

Was unser Land braucht ist Liebe und Menschlichkeit, Kommerz wird dieses tiefe Bedürfnis nicht stillen können. Der Fasching hat sich aus heidnischen Bräuchen entwickelt und karrikiert durch zunehmende Enthemmung die eigentliche Bedeutung der letzten Tage vor der Fastenzeit. Nicht bedingungs- und hemmungslose Zügellosigkeit sollte dies Tage prägen, sondern die innere Vorbereitung. Wenn sich daher der Rausch dem Mammon beugt und von der Zeit nach Trinitatis entkoppelt, kann dies nur unsere Zustimmung finden.

Heiko Liebenau, DIE LINKE

Statt sich der Leiden der Menschen in diesem Unterdrückerstaat zuzuwenden, die sich ihrer Armut in der Hartz IV-Falle bei den vorbeifahrenden Protz-Faschingsaufbauten wie ein Schlag ins Gesicht bewusst werden dürften, wird hier über eine weitere Kommerzialisierung und Ausbeutung eines längst überholten neo-kapitalistischen Heidenfestes diskutiert. Dies ist typisch für die Handlungsunfähigkeit der Regierung, die durch solche Ablenkungsmanöver von ihren eigentlichen Motiven ablenken will: der totalen Unterwerfung unter den internationalen Kapitalismus.

Autor: Karl Auer