Sogar von Streik ist die Rede
Aus dem Stammtisch wurde eine Krisensitzung: Weit über 30 Dozenten – überwiegend aber Dozentinnen – hielten sich mit ihrer Kritik an der Leitung der Konstanzer Volkshochschule nicht zurück. Ein Protestbrief wurde verabschiedet, eine Podiumsdiskussion geplant und sogar von einem Dozentenstreik ist die Rede. Und deutlich wurde, dass die Wut über den Rausschmiss von Reinhard Zahn nur die Spitze des Eisbergs ist – der Unmut über „die zwei Damen“ sitzt weit tiefer.
„Ich brauche das Geld auch, aber jetzt ist genug“, schimpfte eine Dozentin aus Singen, „wir lassen uns nicht länger erpressen“. Und die alle überraschende Kündigung des Konstanzer vhs-Chefs (seemoz berichtete mehrfach) hat jetzt offensichtlich das Fass zum Überlaufen gebracht. Von demütigenden Gesprächen wurde berichtet („wenn bei Ihnen der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, kann ich auch nicht helfen“) und von unterlassenen Investitionen („die EDV-Ausstattung ist fünf Jahre hinter der Zeit“), von gefährdeten Sponsorengeldern, die nach Zahns Weggang ausbleiben würden und von zahlreichen Dozenten, die der Volkshochschule den Rücken kehren wollen.
Eine neue Politik braucht die vhs
Als erster Protestschritt wurde ein Brief an Bürgermeister Boldt, als Sozialdezernent in Konstanz auch für die vhs verantwortlich, verabschiedet. Darin wird eine Rücknahme der Entlassung von Reinhard Zahn gefordert, aber auch „neue Wege in der vhs-Politik“ angemahnt. Von einer „desolaten Situation“ und „fehlender Wertschätzung“ für Referenten an der Volkshochschule Konstanz-Singen wird berichtet, „der unfreundliche Ton“ und „fehlende Transparenz“ werden kritisiert. Und bemängelt werden auch jüngste Entscheidungen der vhs-Leitung: „Bei der sogenannten Honorarerhöhung handelt es sich in Wirklichkeit nur um eine Vereinheitlichung der bis dahin unterschiedlichen Honorarsätze. Da auch andere Ausgaben wie zum Beispiel die Fahrtkosten nicht mehr erstattet werden, bedeutet dies für viele Dozenten sogar eine deutliche Herabstufung“.
In dem Schreiben, das in Kopie auch Landrat Hämmerle, Oberbürgermeister Frank und alle Gemeinderatsfraktionen erreichen soll, wird schließlich auch der Verdacht geäußert, dass „persönliche Erwägungen der vhs-Leitung“ zur Entlassung Reinhard Zahn führten. „Und dies lässt auch die Entscheidungen der Mitgliederversammlung zwielichtig erscheinen“.
„Wir geben keine Ruhe mehr“
Aber selbst mit dieser Protestnote, die manchen Teilnehmern der Krisensitzung längst nicht eindeutig genug formuliert war, geben sich die DozentInnen nicht zufrieden. Konkret und aktuell wird eine Podiumsdiskussion geplant, „damit auch die Öffentlichkeit endlich erfährt, wie fahrlässig in dieser Stadt mit der Erwachsenenbildung umgegangen wird“. Auch andere Protestformen wie Informationsstände in der Stadt oder Demonstrationen („womöglich in der Verkleidung von Frau Jacobs-Krahnen“) wurden angedacht. Sogar von einem Streik aller Dozenten war die Rede.
Denn einig war man/frau sich nach zweistündiger, manchmal heftiger Diskussion (der Wirt des gutbürgerlichen Altstadtlokals fürchtete erkennbar um seine Stammkundschaft), dass „Briefe allein die Lage nicht ändern. Die verschwinden allzu schnell im Papierkorb“. Der Protest soll mithin weiter getragen werden: „Wir geben keine Ruhe mehr“.
Autor: hpk