„Auf Hass lässt sich nichts aufbauen“
Das ist das Credo von Paul Niedermann, der in Konstanz von seinem Irrweg als Jugendlicher durch Nazi-Lager und seinem späteren Kampf gegen das Vergessen berichten wird. „Die Geschichte des Faschismus‘ darf sich nicht wiederholen“ fordert er und wirbt zeitlebens für eine offene Auseinandersetzung mit der noch immer unbewältigten Geschichte.
Paul Niedermann, 1927 in Karlsruhe geboren, wurde im Oktober 1940 mit seiner Familie von den Nazis in das französische Lager Gurs deportiert, wie übrigens zahlreiche Deportierte aus Konstanz und Umgebung auch. Im Frühjahr 1941 wurden dann zahlreiche Häftlinge auf andere Lager verteilt – die medizinischen und hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, die Ernährung völlig unzureichend. Zusammen mit seiner Familie kam Niedermann nach Rivesaltes bei Perpingan, aber die Familie wurde getrennt. Sein jüngerer Bruder blieb bei der Mutter, er kam zum Vater.
Dort blieb er über ein Jahr – die Verhältnisse waren ebenso miserabel wie in Gurs. Mit Hilfe des Kinderwerks OSE gelang im Winter 1941/42 ein Entkommen von diesem schrecklichen Ort, allerdings ist kaum zu ermessen, was es für Eltern bedeutet haben muss, ihre Kinder in die Obhut völlig fremder Menschen zu geben.
So kam Paul Niedermann mit seinem Bruder in eine Art Auffanglager bei Montpellier. Da wurden die beiden Kinder gepflegt und gefüttert. Mit einem Kindertransport amerikanischer Quäker konnte Pauls jüngerer Bruder in die USA gelangen – die Altersgrenze lag bei 12 Jahren; Paul war mit 14 Jahren schon zu alt für den Transport. Ihm aber gelang die Flucht aus dem Heim; im Kinderheim Izleu bei Lyon fand er Unterkunft. Kurz bevor auch dieses Unterkunft an die Nazis verraten wurde, konnte Nierdermann fliehen und tatsächlich in die Schweiz entkommen, wo er die letzten Kriegsmonate verbrachte.
Seitdem ist Paul Niedermann unterwegs, um über seine Erlebnisse zu berichten, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät und – vor allem – sich nicht wiederholt.
Paul Niedermann spricht auf Einladung der Konstanzer Stolperstein-Initiative, der VVN-BdA und der vhs am 4.März um 19.30 Uhr im Astoria-Saal der Konstanzer Volkshochschule über seine Erlebnisse.
Bild: Paul Niedermann als Jugendlicher
Autor: PM/hpk