„Wadans Welt“ und die Würde der Arbeit

Das kommunale Kino „Weitwinkel“ in Singen fällt immer wieder mit außergewöhnlichen Filmen auf. Am Dienstag, 27.9., wird in der Gems und in Kooperation mit attac Singen der Dokumentarfilm „Wadans Welt – von der Würde der Arbeit“ gezeigt. Er zeigt den Kampf um die Arbeitsplätze einer Werft in Wismar. “Die Arbeiter führen einen tapferen Kampf gegen die Finanzhaie“ sagt Filmemacher Dieter Schumann „und fragwürdige kapitalistische Strukturen“

Wadan ist das russische Wort für Wotan, den mächtigsten der germanischen Götter. Im August 2008 haben russische Investoren mit der Übernahme die ehemalige Mathias-Thesen-Werft in der mecklenburgischen Hansestadt Wismar auf diesen Namen neu getauft. Die 1951 als VEB gegründete MTW ist größter Arbeitgeber der 45.000-Einwohner-Stadt, das Einkommen jeder dritten Familie ist an die Werftarbeit gekoppelt. Mit dem neuen Investor scheint die Zukunft des Traditionsbetriebs gesichert – doch noch 2008 schlägt die von den USA ausgehende Finanz- und Wirtschaftskrise durch und bedroht fast 5000 Arbeitsplätze.

Über eineinhalb Jahre hinweg begleitet der Film die Entwicklung der Werft mit zwei
Besitzerwechseln und einer harten Insolvenz. Im Zentrum steht eine Gruppe von Schweißern und Schiffbauern bis in die 3. Generation – ihre spezialisierte Arbeit, ihr geerdetes Berufsethos, ihre Konfrontation mit dem drohenden Arbeitsplatzverlust, der viel mehr bedeutet als Einkommensverlust. Die Erschütterungen einer für viele abstrakt gebliebenen Krise werden auf einer persönlichen Ebene erlebbar. Der Film geht dem nach, was diese Krise bei dem einzelnen Arbeiter hinterlässt.

“Von der Würde der Arbeit” hat Regisseur Dieter Schumann – gebürtiger Mecklenburger, Ex-Seemann, längjähriger DEFA-Dokumentarist und Leiter des Landesfilmzentrums – seine Langzeit-Doku untertitelt und kommentiert seinen Film: “Die Arbeiter führen einen tapferen Kampf gegen die Finanzhaie. Die Finanzkrise ist aber nur ein Thema des Films. Wichtiger ist mir, dass die Krise zu einer generellen Infragestellung des Wertes von Arbeit führt. Das zentrale Thema des Films ist die sinnstiftende Funktion von Arbeit, wie Arbeit zur Tradition und zur Kultur wird. Arbeit gibt den Menschen eben mehr als nur ein Einkommen, sondern gibt dem Leben des Einzelnen einen Sinn.”

Ein Film über negative Globalisierung und fragwürdige kapitalistische Strukturen, der gleichsam als ‚Spiegel‘ auch auf aktuelle Krisen-Konstellationen in der hiesigen Industrie blicken lässt. Der Film wird präsentiert mit einer Einführung zum Thema von der Singener Gruppe von attac.

Dienstag, 27. September, 20 Uhr, Gems Singen, Eintritt: 4,50

Autor: PM/hpk