„Was geht mich Eure Geschichte an?“
70 Delegierte werden am kommenden Wochenende, 23./24.10. 2010, aus ganz Baden-Württemberg zur 38. Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA nach Konstanz reisen. Höhepunkt der zweitägigen Tagung soll eine öffentliche Preisverleihung an ein Schülerprojekt der Adalbert-Stifter-Schule aus Ulm sein. Die Schülerinnen und Schüler haben einen Film und einen Rap-Song über eine Gedenkstätte zur Nazi-Zeit gemacht. Der Titel dieser Produktion passte auch als Motto der Konferenz: „Was geht mich Eure Geschichte an?“
Die VVN-BdA – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. – ist trotz ihres altbackenen Namens eine stetig wachsende Vereinigung, die nicht nur die Mahnung an Nazi-Verbrechen, sondern auch den Kampf gegen jede Form des Neofaschismus auf ihre Fahnen geschrieben hat. So verzeichnete allein die Sektion Konstanz-Singen im letzten Jahr einen Mitgliederzuwachs von 30 Prozent. Ähnliche Erfolgszahlen meldet die Vereinigung aus Oberschwaben mit Sitz in Friedrichshafen; in Tuttlingen ist ein weiterer Ortsverein im Aufbau.
Obwohl die VVN-BdA vom Stuttgarter Verfassungsschutz weiterhin überwacht wird und obwohl CDU-Landespolitiker, allen voran Landtagsabgeordneter Hoffmann aus Allensbach, die Vereinigung stets auf dem Kieker haben, kommt die Konferenz im Konstanzer Quartierzentrum zustande. Das war zwischenzeitlich keineswegs sicher, da der verantwortliche Manager das Kürzel ‚BdA‘ zunächst mit ‚Bund der Architekten‘ übersetzte und nicht als ‚Bund der Antifaschisten‘. Und dann fiel ihm auf, dass „politische Randgruppen“ in seinem Haus laut Satzung nicht genehm seien – eine spontane Ausladung war die Folge. Nun steht in der Satzung gar nichts über eine Auswahl der Gäste, höchstens die Nutzungsbedingungen lassen eine solche Reaktion zu. Doch von „höchster Stelle“ wurde die Konferenz schließlich doch noch genehmigt.
Neben Rechenschaftsberichten und Entlastungen, Antragsdiskussionen und Wahlen – übliche Dramaturgie bei solchen Delegiertenversammlungen – verdient die öffentliche Veranstaltung am Samstag, 23.10., besondere Erwähnung. Dann wird ab 16 Uhr ein Schülerteam der Ulmer Adalbert-Stifter-Schule ausgezeichnet für ihre Arbeit zu einer Gedenkstätte für Nazi-Opfer bei Ulm. Einen Film haben die Hauptschüler gedreht, einen Rap-Song komponiert und beides in einer gelungenen Veranstaltung präsentiert. Das ist schon den diesjährigen Alfred-Hausser-Preis, benannt nach einem Nazi-Widerständler der ersten Stunde, wert, fanden die Juroren. Neben einem unbedeutenden Geldpreis erhalten die Preisträger tatkräftige Hilfe zu weiteren Fördermöglichkeiten (u.a. öffentliche und Stiftungsmittel).
Begleitet wird die Preisverleihung von einem Vortrag des Berliner Historikers Dr. Gerd Wiegel, der unter dem Titel „Totalitarismustheorie als Staatsdoktrin“ der Frage nachgeht, wie mit der Gleichsetzung von Rechts und Links der Antifaschismus entsorgt werden soll.
Autor: hpk