„Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand“
Das wird ein außergewöhnlicher Abend im Kulturzentrum Konstanz. Aus zwei Gründen: Organisiert und moderiert wird die Veranstaltung ganz allein von einem Schüler. Der 16jährige Niklas Quintini stieß bei der Vorbereitung für ein Referat am Suso-Gymnasium auf Eugen Herman-Friede, den letzten Überlebenden einer – und das ist der zweite Grund – bislang kaum bekannten Widerstandsgruppe im Nazi-Regime. Und Quintinis Initiative ist es zu danken, dass nun dieser Zeitzeuge in Konstanz aus seinem Leben berichtet.
Am 11. Mai um 19.30 Uhr wird der Zeitzeuge Eugen Herman-Friede im Wolkensteinsaal (Kulturzentrum Konstanz) aus seinem Buch „Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand“ lesen.
Eugen Herman-Friede, der ab 1943 als Jude in Berlin untertauchen musste, kam in einem seiner Verstecke in Kontakt mit Hans Winkler und war bei der Gründung der Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ durch Hans Winkler und Werner Scharff dabei.
Besonders an dieser Widerstandsgruppe ist, dass sie von dem Juden Werner Scharff initiiert wurde, nachdem diesem die Flucht aus Theresienstadt gelungen war. Die meisten Mitglieder dieser Gruppe waren, wie Niklas Quintini sagt, „kleine Leute. Also so unbedeutend, wie der Kellner einer Bahnhofskneipe, ein Gasthofbesitzer, ein Metzgergeselle oder der Kantinenwirt des Kriegsgefangenenlagers außerhalb der Stadt. Allen gemeinsam war, dass sie mit den wenigen Mitteln, die sie hatten, gegen das Regime kämpften und Verfolgte versteckten. Genau aus diesem Grund wurde diese Gruppe in der Aufarbeitung der Widerstandsgruppen lange totgeschwiegen“.
Die nichtjüdischen Mitglieder organisierten und unterhielten Verstecke für ihre jüdischen Mitbürger, alle gemeinsam wurden aktiv, indem sie Flugblätter gegen das Regime schrieben und rund um Berlin verteilten. Durch eine Denunziation flog die Gruppe 1944 auf, die meisten jüdischen Mitglieder wurden ermordet. Eugen Herman-Friede überlebte die Haft mit viel Glück und ist heute der letzte Zeuge, der noch von dieser Widerstandsgruppe berichten kann. „Das wichtigste sind mir die Fragen der Jugendlichen und Schüler“, sagt Eugen Herman-Friede, der seit Jahren Schulklassen besucht und über seine Erlebnisse berichtet.
Die Veranstaltung wird durch die Dr.Hildegard Hansche Stiftung ermöglicht, die Anreise und Aufenthalt von Eugen Herman-Friede sponsert. In Konstanz ist die Stolperstein-Initiative in Kooperation mit der vhs der Veranstalter.
Am Mittwoch, dem 11. Mai wird Friede um 19:30h im Wolkensteinsaal aus seinem Buch „Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand“ lesen und von seinen Erlebnissen berichten. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, moderiert wird der Abend von Niklas Quintini.
Autor: PM/hpk