Acht auf einen Streich
Das Zelt neben dem Bofo, das „Lustschloss“, in dem die Südwestdeutsche Philharmonie im Juli zuhause ist, bietet einige populäre musikalische Attraktionen. Neben Glamrock in Erinnerung an „Queen“ und den unvergesslichen Freddie Mercury gibt es das umwerfende Blasoktett SeppDeppSeptett und einen ganzen Tag Classical Slam mit MusikerInnen der Philharmonie. Im Saisonabschlusskonzert werden unsere PhilharmonikerInnen mit Bizets „Carmen“ dann noch einmal alles geben, ehe das Zelt wieder abgebaut wird.
Nach dem Auftaktspektakel mit „Daheim – Eine Odyssee“ am Donnerstag und Freitag geht es bereits am Sonntag im Lustschloss am Seerhein mit einem Orchesterevent weiter. Bis einschließlich 19.07. gibt es insgesamt fünf weitere Produktionen sehr unterschiedlicher Art.
Ein abwechslungsreicher Tag
Viele MusikerInnen der Philharmonie haben mit der Musik ihre ursprünglich einmal kindliche Leidenschaft für ein Instrument als Erwachsene zum Beruf gemacht. Aber damit ist ihre Freude am Spiel auf ihrem Instrument nicht vorbei. Während die meisten Menschen nach Feierabend etwas tun, was mit ihrem Beruf nichts zu tun hat, juckt es so manche MusikerInnen, auch in ihrer Freizeit zusammen zu musizieren.
[the_ad id=“63034″]
Das bietet natürlich immer wieder auch eine gute Gelegenheit, über den Tellerrand des üblichen Konzertbetriebes hinauszuschauen. Beim „Classical Slam“ am Sonntag, 7. Juli, ab 11.15 Uhr bis ca. 22.30 Uhr, stellen sich MusikerInnen der Philharmonie vor und zeigen sich in ihren unterschiedlichen musikalischen Facetten: Einen ganzen Tag lang bis in den Abend hinein spielen diverse Gruppierungen aus ihrem Repertoire, von klassischer Kammermusik bis hin zum Gypsy Swing. Für Kinder und Familien gibt es den Ohrenspitzer „Wüste“ mit Hörrätsel zum Mitmachen und das Familienkonzert „Peter gegen den Wolf“. Von Händels Wassermusik bis zu Richard Strauss‘ Metamorphosen, von Bulgarischen Volksliedern bis zur Musik Django Reinhards, von Flöten über Celli bis zum Streichseptett – alle musikalischen Facetten der MusikerInnen des Konstanzer Klangkörpers sind an diesem Tag zu erleben. Feste und bekannte Ensembles – so das Miroir Quintett, das Circolo Quartett und die Django’s Tigers – wechseln sich ab mit Formationen, die sich für bestimmte Musikwerke zusammenfinden. Die kleinste „Einheit“, das Duo Bassoon Beats, besteht dabei aus zwei Musikerinnen, die größte umfasst elf MusikerInnen plus der Intendantin Insa Pijanka, die die Musik lesend begleitet.
Die Tageskarte zum Preis von 9 Euro für Erwachsene und 3 Euro für Kinder und Schüler berechtigt zum Besuch des Lustschlosses am gesamten 7. Juli.
Der traditionelle Saisonabschluss der Südwestdeutschen Philharmonie, „Klassik am See“ zieht dieses Jahr vom Stadtgarten ins Lustschloss um und präsentiert am 14. Juli um 11 Uhr gemeinsam mit SolistInnen Auszüge aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet. Der Eintritt ist wie üblich frei.
Immer wieder Freddie Mercury
Unter den musikalisch Untoten ist er einer der Lebendigsten. Das „Unlimited Spezial – Glamrock in Concert – Queen“ widmet sich am Donnerstag, 11. Juli um 19.30 Uhr der Musik einer der charismatischsten und facettenreichsten Figuren des britischen Rock, Freddie Mercury, und einer der strahlendsten Rockbands aller Zeiten: Queen. Glamrock vom Feinsten, live und in Arrangements für großes Orchester.
Karten: 38 / 28 / 18 Euro, Schüler 6 Euro
Back To The Roots – eine Drehung Richtung Zukunft, Zwei zurück zum Ursprung. Northern Lite sind gewachsen und doch im Kern gleich geblieben. Sebastian und Andreas begannen mit Synthis und Gesang, klaren Club-Sounds und dunklen kargen Bühnen. Die Musik von Northern Lite ist moderne elektronische Popmusik mit Techno- und Elektropop-Elementen im Zusammenspiel mit Rockgitarren.
19. Juli, 21.00 Uhr, Karten: Vorverkauf 17 Euro, Abendkasse 22 Euro
Habt acht!
Das Programm „Acht auf einen Streich!“ mit dem großartigen Blechbläserensemble SeppDeppSeptett beginnt am Sonntag, 14. Juli, um 18 Uhr. Schon der unaussprechliche Name dieser einzigartigen Gruppe lässt Kurioses vermuten und diesem Anspruch werden Sepp und die 7 Deppen in Ihren Shows mehr als gerecht: Dieses junge Ensemble aus 3 Hörnern, 3 Trompeten, einer Tuba und einem Akkordeon verbindet auf einzigartige Weise Musik mit Kabarett. Ursprünglich als Volks- und Tanzmusikgruppe gegründet, begeistern die acht (ja 8!) MusikerInnen des SeppDeppSeptetts ihr Publikum heutzutage mit einer Mischung aus feinster Blasmusik und humoristischem Theater, gepaart mit Tanz, Gesang und Comedy. Mit von der Partie ist übrigens Valentin Erny, der Solotrompeter der Südwestdeutschen Philharmonie. „Die Lachmuskeln des restlos begeisterten Publikums werden ebenso strapaziert wie Beifall für hochklassige Musikkunst aufbrandet,“ schrieb die Schwäbische Post über das Oktett. Weitere Infos: www.seppdeppseptett.com.
Karten: Erwachsene 12 Euro, Schüler 6 Euro
Tickets zu Veranstaltungen im Lustschloss gibt es an den Vorverkaufsstellen der Südwestdeutschen Philharmonie oder online.
Kasse im Stadttheater, Telefon +49 7531 900-150, Di bis Fr 10–19 Uhr, Sa 10–13 Uhr. Südwestdeutsche Philharmonie, Karten- und Abobüro, Fischmarkt 2, Telefon +49 7531 900-816, Mo bis Fr 9–12.30 Uhr.
Online gibt es für einige Veranstaltungen Karten hier.
Alle Infos auf der Homepage www.lustschloss-am-seerhein.de.
Harald Borges/MM (Bild: O. Pugliese)
Liebe Kommentatoren,
es freut uns, dass euch unser Lustschloss so gut gefällt, und wir kennen auch die problematische Geschichte des Bodenseeforums. Aber aus unserer eigenen Vergangenheit wissen wir, dass Dinge sich auch verändern können. Wie das BoFo-Team uns in diesen Wochen unterstützt, ist absolut großartig und verdient höchste Anerkennung. Wenn sich darin das neue Leistungsniveau zeigt (seit Januar unter der Leitung von Ruth Bader), dann stehen dem Haus deutlich bessere Zeiten bevor. Aktuell jedenfalls sind Vergleiche wie Lustschloss/Luftschloss uns gegenüber nett gemeint, aber in der Sache nicht angemessen. Und tatsächlich ist uns das Lustschloss nur aufgrund der Exzellenzförderung des Bundes möglich, die Ende 2019 ausläuft. Es bleibt damit vorerst ein einmaliges Projekt dieser Art. So ein Zelt dauerhaft einzurichten, ist leider schwieriger, als man denkt …
Corinna Bruggaier
Der „Classical Slam“ war eine Wucht! So viel unterschiedliche Musik in erstklassiger professioneller Ausführung, und das zu einem Spottpreis. Musikalisch bin ich mehr oder weniger bei Bach und Beatles stehen geblieben, wäre daher in manche der (Kurz-)Konzerte nicht gegangen, aber so hat es mir die Ohren geöffnet, dass es auch hochinteressante und genussvolle „moderne“ Musik gibt. Und sei es auch nur die wie ein Derwisch an ihrem grossen Marimbaphon herumtanzende Musikerin.
Und das Abschlusskonzert von „Django’s Tigers“ war perfekt: „Gypsy Musik“ in unglaublicher Virtuosität an zwei Gitarren, Bass und Geige, von höchster Musikalität, äusserst präzise gespielt und dennoch aufreizend swingend! Besser geht’s nicht.
An der Gesamtorganisation inklusive Bar, perfekter Soundanlage, Essständen und WCs könnte sich das BoFo mal ein Beispiel nehmen.
Sicherlich nur möglich mit heftigen Fördergeldern. Aber angesichts des nebenan stehenden Bodenseeforums: Die viel schönere Art des Geldversenkens!
Ein Vorschlag zur Güte: Das Zelt bleibt dauerhaft stehen und das „BoFo“ wird zukünftig als „Lieferadresse“ genutzt und verpachtet. Damit schlägt man zwei Fliegen mit ener Klappe: Konstanz bekommt mit dem Zelt einen ungewöhnlichen und attraktiven Veranstaltugsort, die Schweizer Einkaufstouristen hätten mit der „Lieferadresse BoFo“ ein hinreichend großes „Postfach“ – und die Stadt könnte mit den Einnahmen aus der Verpachtung auch noch Geld verdienen.
Ein Lustschloss neben dem Luftschloss. Es scheint als habe die Stadtspitze die Ironie für sich entdeckt. Weiter so!