Asyland und andere

seemoz-AsylandDas Zebra-Kino organisiert im März und April eine Filmreihe speziell für Geflüchtete. Start ist schon morgen mit „Asyland“, einem Film, in dem die Betroffenen zu Wort kommen. In Zusammenarbeit mit etlichen Hilfs­organi­sationen aus Konstanz werden demnächst Vorstellungen speziell für Flüchtende, möglichst in deren Heimatsprache, angeboten. Und im Kinosaal stellen sich die Organisationen, aber auch Geflüchtete, vor.


Asyland

DEU 2015; 63 min; Regie: Cagdas Yüksel; Mit: Fatih Cevikkollu, Aykut Kayacik u.a. FSK 0, Deutsche Originalversion
Wozu eigentlich ein Film über „Asylanten“ in Deutschland? Wir wissen doch schon alles über sie: Es sind viele, Deutschland ist ihr Traumziel, der Staat soll ihnen helfen, viele ihrer Herkunftsländer sind sicher. Aber wir wissen wenig über die Realität in den abgeschotteten Containern, Bettenlagern und Baracken. Und durch dieses Halbwissen werden die Flüchtenden zu Objekten reduziert, auf die wir unsere Ängste oder unser Mitleid projizieren; sie stellen bloße Faktoren dar für politische Machtspiele oder für wirtschaftlichen Profit. Alle reden über sie – sie selbst aber kommen nicht zu Wort.

Ein Team um den 21-jährigen Filmemacher Cagdas Yüksel, der das Projekt mittels Crowdfunding und ehrenamtlicher Arbeit von Profis mit gerade einmal 4000 Euro Budget finanzieren konnte, hat nun versucht, dieses Missverhältnis aufzulösen. Was sind das für Menschen, wollte er wissen, was denken und fühlen sie? Er erreicht das auf eine simple und doch so selten angewendete Art: Er gibt ihnen ihre eigene Stimme und damit ihre Würde.

Zebra-Kino zeigt Asyland  (s. Fotoals Kooperation des Zebra mit Save Me, b-welcome, Café Mondial und GemeinsamGarten. Zu jeder Vorstellung wird eine der Organisationen sich und ihre Arbeit präsentieren. Am 3.3. kommt auch ein Vertreter der Geflüchteten zum Gespräch. Der Film begleitet die lose Reihe ‚Willkommen Kino‘, in der im März und April Filmvorstellungen speziell für Flüchtende, möglichst in deren Heimatsprache, angeboten werden.

Spieltermine: Do., 03.03.16, 19:00 Uhr; Fr., 04.03.16, 21:45 Uhr; Sa., 05.03.16, 19:30 Uhr; Mo., 07.03.16, 19:30 Uhr


El Clan

ARG 2015, 108 min; Regie: Pablo Traperero; mit: Guillermo Francella, Peter Lanzini, Lili Popovic. Spanische Originalversion mit deutschen Untertiteln
Buenos Aires, Anfang der 1980er Jahre. Arquímedes Puccio (Guillermo Francella) arbeitet für die Militärregierung, die Staatsterror betreibt und Menschen verschwinden lässt. Arquímedes hält Menschen in seinem Haus gefangen, verlangt Lösegeld von den Familien, erschießt aber die Opfer nach der Zahlung. Indes genießen die Puccios mit ihren fünf Kindern in der bürgerlichen Nachbarschaft einen guten Ruf. Mit dem Ende der Militärdiktatur 1983 verliert der Puccio-Clan zwar seinen Auftraggeber, dennoch macht der patriarchalische Arquímedes weiter.

Die Geschichte ist so bizarr, dass man kaum glauben mag, dass sie tatsächlich passiert ist. Noch heute leihen die Puccios Argentiniens schlimmstem Trauma ihr Antlitz. Die staatliche Aufarbeitung hat erst vor wenigen Jahren begonnen und so kommt es, dass der Puccio-Clan auch heute noch in den Boulevardblättern weit verbreitet ist. Vor allem die unterschiedlichen Sichtweisen von Vater und Sohn versorgen den Zuschauer mit hochgradig ambivalenten Bildern und differenziert emotionalen Momenten, wofür Pablo Traperero beim Filmfestival in Venedig als „Bester Regisseur“ mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde.

Spieltermine: Do., 03.03.16, 21:00 Uhr; Fr., 04.03.16, 19:30 Uhr; Sa., 05.03.16, 21:45 Uhr; So., 06.03.16, 20:00 Uhr; Mo., 07.03.16, 21:45 Uhr; Di., 08.03.16, 20:00 Uhr; Do., 10.03.16, 22:00 Uhr; Fr., 11.03.16, 19:30 Uhr; Sa., 12.03.16, 21:45 Uhr; So., 13.03.16, 19:30 Uhr; Mo., 14.03.16, 19:30 Uhr, Di., 15.03.16, 21:45 Uhr


MM/hpk