Berichte über Menschenrechte in El Salvador

El Salvador: Demonstration für die Freilassung von 17 Frauen

2008 sollte zum Schicksalsjahr werden für Teodora del Carmen Vásquez. Die damals 24-jährige Bürgerin El Salvadors war im neunten Monat schwanger, als sie bei der Arbeit plötzlich stechende Schmerzen im Unterleib verspürte und den Notarzt rief. Als sie nach einer Ohnmacht wieder zu sich kam, sah sie sich jedoch nicht von Ärzten, sondern von Polizisten umringt. So sehen Menschenrechte in Südamerika aus – ein Ombudsmann berichtet.

Die blutüberströmte junge Frau, die gerade eine Fehlgeburt erlitten hatte, wurde auf der Stelle wegen Mordverdachts verhaftet und im selben Jahr zu 30 Jahren Haft verurteilt. Ihr Schicksal ist kein Einzelfall in El Salvador: Seit 1998 ist jegliche Form der Abtreibung in dem mittelamerikanischen Land verboten, selbst im Fall von Vergewaltigung oder Gefahr für das Leben der Mutter. Die Null-Toleranz-Politik führt regelmäßig zur Mordurteilen gegen Frauen, die Fehl- oder Totgeburten erleiden mussten und denen Abtreibung vorgeworfen wird. Allein im vergangenen Jahr saßen mehr als 20 Frauen deswegen hinter Gittern.

Diese krasse Missachtung der Rechte von Frauen und Mädchen ist nur ein Puzzlestein im Mosaik der fatalen Menschenrechtslage in El Salvador. Massive alltägliche Gewalt und Straflosigkeit selbst bei schwersten Kriegsverbrechen sind dabei seit langem die beherrschenden Themen. El Salvador gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt außerhalb von Kriegsgebieten. Die Zahl der Morde im ersten Halbjahr 2016 lag mit 3438 noch mal höher als im Jahr zuvor. Kriminelle Gangs terrorisieren zahlreiche Gemeinden und wenden sexualisierte Gewalt gegen Frauen an. Wenn Sicherheitskräfte eingreifen, dann oft mit ebenso exzessiver Gewalt bis hin zu außergerichtlichen Hinrichtungen.

Wie in den Nachbarländern Honduras und Guatemala zwingt die Kriminalität viele Menschen zur Flucht in Richtung USA. Auch das Erbe des salvadorianischen Bürgerkriegs der 80er Jahre ist weiterhin eine schwere Bürde, da viele damalige Verbrechen wie Massaker an der Zivilbevölkerung und das Verschwindenlassen von Aktivisten durch den Staat unaufgeklärt bleiben.

Im vergangenen Jahr hat die Amnesty International Gruppe Konstanz die Betreuung des Einzelfalls von Teodora del Carmen Vásquez übernommen. Ziel ist es, Aufmerksamkeit für die Menschenrechtslage in El Salvador und das Schicksal von Frauen wie Teodora zu erzeugen und ihre Freilassung zu erwirken.

Daher freut sich Amnesty, an diesem Freitag, 17. März, David Morales, von 2013 bis 2016 Ombudsman der salvadorianischen Regierung für Menschenrechte, zu einem Vortrag über seine Arbeit im Speichersaal des Konzils in Konstanz begrüßen zu dürfen. In seiner Amtszeit war Morales täglich mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert; er kämpfte insbesondere erfolgreich für die Rücknahme eines Amnestiegesetzes, das die Verfolgung von Kriegsverbrechen erschwerte.

MM

Was: David Morales zu: Menschenrechte in El Salvador
Wo: Speichersaal des Konzils in Konstanz
Wann: Freitag, 17. März, 19 Uhr

Link zur Facebook-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/1642773442699206/