Blaue Erde im Wasserturm

Im Rahmen der Open Art Stromeyersdorf präsentieren KünstlerInnen und Galerien am 7. Juli von 11 bis 18 Uhr ihre Räumlichkeiten. Ein Highlight stellt dabei die Ausstellung von Stefanie Seltner im Wasserturm dar. Bei einem Besuch in ihrem Atelier an der Oberen Laube wird klar, warum.

Durch eine blaue Tür gelangt man ins Atelier von Stefanie Seltner. Es liegt im Erdgeschoss, direkt an der Oberen Laube in Konstanz. Fischgrätenparkett. Stuck. Flügeltüren. Herrlicher Altbau. Gemeinsam mit Innenarchitektin und Grafik Designerin Christiane Holupirek betreibt Stefanie Seltner hier eine Kreativwerkstatt und unter dem Label Lenibenu fertigen sie die schönsten Dinge an. Es gibt Siebdrucke, Schmuck, Möbel, kleine Skulpturen und Accessoires mit den Motiven aus der Seltnerischen Bildwelt, liebevoll aufgearbeitet von Christiane Holupirek.

Aus dem Zimmer von Stefanie Seltner klingt klassische Musik. Durch das offene Fenster weht der Duft von französischem Essen aus dem benachbarten Le Sud über den Hinterhof. Es stapeln sich Farben und Bilder. Es ist bunt, aber ordentlich. Die unbenutzten Pinsel sind fein säuberlich ausgewaschen und getrocknet. Die Buntstifte liegen in Reih und Glied. Hier arbeitet Stefanie Seltner an den Bildern für ihre Ausstellung „Blaue Erde“, die bis Ende Juli im Wasserturm Stromeyersdorf zu sehen sein wird.

Diese Werke unterscheiden sich von dem bisherigen Stil der Malerin und diplomierten Szenenbildnerin. Wo bislang Rottöne dominierten und kleine, feine Mädchengesichter mit zumeist geschlossenen Augen, finden sich nun abstrakte Bilderwelten in Blautönen. „Blaue Erde“ – der Titel der Ausstellung – meint die Heimat hier am Bodensee, wo Seltner aufgewachsen ist. Blaue Erde kann aber auch größer und komplexer gesehen werden, als der Planet, auf dem wir leben. Oder abstrakter: die blaue Stunde, wenn Abend und Nacht sich begegnen.

Das ist aber nicht die Stunde, in der Stefanie Seltner von der Muse geküsst wird. Sie arbeitet lieber am frühen Morgen, wenn der Schlaf noch in den Räumen hängt und die Finger ein wenig steif sind. Jeden Tag fertigt sie eine Zeichnung an, ihr Daily Project – wunderhübsche, filigrane Strichzeichnungen mit illustrativem Charakter. Mal melancholisch, mal witzig, mal verspielt, mal traurig – wie sie eben so sein kann, die tägliche Laune. Zu sehen gibt es diese übrigens ebenfalls täglich, auf Instagram.

Die Ausstellung im Wasserturm ist auch Präsentation des gleichnamigen Gedichtbandes. Unter dem Pseudonym Leni Nuber entstehen Wortkunstwerke, die ebenso bezaubern, wie die Zeichnungen und Malereien der Künstlerin. Gerne spielt sie mit ihrem Namen: Lulu Wunderlich und Stefanie Seltsam nannte sie sich schon. Und nun eben Leni Nuber, für die lyrische Person. Das Schreiben falle ihr leicht, sagt Seltner, die Worte kämen wie von selbst und dürften ohne zu zweifeln einfach so sein – nicht so wie ihre Bilder. Die werden kritischer beäugt. Ein paar auserlesene Zeichnungen schaffen es aber dann hinein in die kleinen Gedichtbüchlein, von Hand gebunden und mit liebevollen Details versehen: ein gefaltetes Schiffchen aus Seidenpapier im ersten Band („Haie in meinem Herzen“), ein gepresstes Veilchen in einem Papiertütchen im zweiten. Letzterer ist verpackt in Seidenpapier und einem siebbedruckten Schächtelchen.

Wer nun selbst Lust bekommt, kreativ zu werden, der findet neben den bereits laufenden Malkursen für Kinder ab September ein umfassendes Kursprogramm mit Siebdruckworkshops für Erwachsene, Kreativkursen für Jugendliche, einer Puppenwerkstatt und Malworkshops.

Stefanie Seltners Vernissage beginnt am 7. Juli um 12 Uhr und ist unter der Woche zu den Öffnungszeiten des Wasserturms zu sehen sowie an den Sonntagen 8. , 15., 22. und 29. Juli jeweils von 15 bis 17 Uhr.

Und wer Lust hat, in noch mehr Kunst zu stöbern, der wird am Samstag, 7. Juli, rund um den Wasserturm fündig. Weitere Ateliers, KünsterlerInnen und Galerien der Open Art Stromeyersdorf  sind:

Christina Geißler, Friederike Feldmann, Atelier Pfundtner, Atelier Hendricks, LAB_3 a.t.e.l.i.e.r.s , Anna Appadoo, Stefanie Scheurell, Tobias Dietze, Franziska Maßat, Lachenmann Art.

Veronika Fischer (Foto: Daily Project)