Chapeau! Aber ohne Elbsegler
Das Konstanzer Rosgartenmuseum gibt sich modisch, und sein Direktor, Dr. Tobias Engelsing, weiß, was Hutmode ist: „Chapeau! Berühmte Kopfbedeckungen 1700-2000“ heißt die neue Sonderausstellung, die in wenigen Tagen startet. Womöglich ein neues Beispiel für modernes Museum, das Regionales mit Globalem verbindet, ohne schulmeisterlich zu werden. Aber vergnüglich, lehrreich und anschaulich darf es schon sein.
Warum trug der reaktionäre pommersche Landedelmann und erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck ausgerechnet einen Revolutionshut? Und warum der gesellschaftskritische Dichter Erich Kästner einen biederen Bürgerhut? Und der fünfte Bundeskanzler Helmut Schmidt natürlich einen Elbsegler? Oder war das etwa eine Prinz-Heinrich-Mütze? So oder so: Hüte, Hauben und Helme spiegelten Gesinnungen und den sozialen Rang der Trägerinnen und Träger. Und häufig auch nur den, den sich die Träger wünschten.
Heute sind Baseballcapes angesagt oder Golfmützen – bevorzugt verkehrt rum aufgesetzt; vielleicht noch Panamahüte aus Stroh oder Baskenmützen aus Filz. Selbst klassische Damenhüte kommen heutzutage nur noch als exotische Kopfbedeckungen daher, die uns die Boulevardpresse per Fürsten-Hochzeiten-Fotos vorführt.
Es muss schon ein Hutfan wie Tobias Engelsing sein, der auch stets modisch behütet durch die Konstanzer Altstadt schreitet, um die Geschichte der Kopfbedeckungen als Museumsausstellung zu präsentieren. Der findige Museumsdirektor schafft mit „Chapeau! Berühmte Kopfbedeckungen 1700-2000“ in diesem Jahr eine neuerliche (nach „Die Welt im Topf“ und „Ewige Steine“) nun dritte Sonderausstellung im Rosgartenmuseum, die wie ihre Vorgängerinnen vergnüglich und anschaulich zugleich zu werden verspricht.
Wahrscheinlich sieht so die Zukunft modernen Museumswesens aus: Regionale Besonderheiten werden im globalen Kontext dargestellt – die Bodensee-Welt im Rahmen der großen, weiten Welt – die der regionalen Küche, die der Häuser, die der Hüte. Denn selbstredend fehlen in der Schau die amerikanischen Hüte von Otto Dix nicht und die Pickelhaube von Max von Baden auch nicht; es gibt Florentinerhüte wohlhabender Konstanzer zu bewundern und Hutschachteln aus St. Gallen von 1800. Und wie immer im Begleitprogramm manch Aufhellendes zur Hutmode und zum Krawattenzwang im – schön altbacken – Wandel der Zeiten.
Pünktlich zum Konstanzer Museumsfest am 23. Juli wird auch die neue Sonderausstellung eröffnet, zünftig im Scala-Kino auf der Marktstätte, und dann bis zum 27. November im Rosgartenmuseum zu sehen sein; jeweils von Di-Fr von 10-18 Uhr, am Wochenende bis 17 Uhr. Eintritt: 3 Euro, Sozialpassinhaber 1 Euro, Schüler in Klassen 0,50 Euro. Für die Veranstaltungen im Rahmenprogramm müssen jeweils 5 € gesondert hingeblättert werden, den Apéro gibt’s gratis dazu.
Autor: hpk