Den Boden unter den Füßen verloren
Der St. Galler Schriftsteller Christoph Keller ist erster Gast der diesjährigen „Konstanzer Literaturgespräche“. Etliche Jahre lebte der heute 57-Jährige in New York, wo er auch seine Frau kennenlernte, die amerikanische Lyrikerin Jan Heller Levi. Im vergangenen Jahr kehrte Keller dem „Neuen Kontinent“ den Rücken – was auch mit dem derzeitigen Präsidenten zu tun hat, den beide kritisch beurteilen.
Noch in den Staaten begann Keller den Roman „Der Boden unter den Füßen“, den er im heimischen Garten in St. Gallen beendete. Das Buch, das den Gattungstitel „Fantasie“ trägt, ist im vergangenen Bücherherbst im Zürcher Limmat Verlag erschienen. Ein Glücksfall für ihn, wie Keller in einem Gespräch sagt. In der Tat ist es selbst für arrivierte Autoren nicht mehr selbstverständlich, Verlage für ihre Bücher zu finden.
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Der Roman „Der Boden unter den Füßen“ handelt von dem Ingenieur Lion, dem eine Brücke eingestürzt ist. Dabei gab es viele Tote. Auch wenn ihn niemand dafür verantwortlich macht, erträgt Lion diese Niederlage nicht und gibt sein Berufsleben auf. Aber das ist nur eine seiner Veränderungen; zunächst zieht er sich in seinen großen Garten zurück, um sich selbst und unserer geschundenen Erde auf die Spur zu kommen.
Unter denen, die ihn in seinem Garten aufsuchen, ist Andri, der schlitzohrige Nachbarjunge. Er sagt, seine Mutter sei verschwunden. Wo denn? Im Garten natürlich. Was aber will der Junge wirklich? Lion, immer schon ein bisschen in Andris Mutter verknallt, macht sich auf die Suche und wundert sich bald nicht mehr, dass der Garten mit jedem Schritt größer wird. Sogar dann, wenn er mit seiner Partnerin und Ökobestsellerautorin am Gartentisch Wein trinkt. Dabei gerät die Zeit immer mehr aus den Fugen und saugt Lion hinein in das wahre Wesen und das Wunder der Natur. Bis er glaubt, den Boden unter den Füßen wieder gefunden zu haben …
„Ein poetisches und zuversichtliches Buch“, nannte WDR 5 den Fantasie-Roman Kellers. Dem Schriftsteller, der aufgrund einer spiralen Muskelatrophie im Rollstuhl sitzt, ist Konstanz gut vertraut: in den 1980er Jahren studierte er an der hiesigen Universität Slawistik und Amerikanistik. In den vergangenen 30 Jahren hat er zwei Dutzend Bücher veröffentlicht – Romane, Erzählungen und Dramen. Der Kulturjournalist Dr. Johannes Bruggaier moderiert den Abend; Veranstalter ist die literarische Gesellschaft Forum Allmende.
Manfred Bosch (Foto: privat)
„Konstanzer Literaturgespräche“ mit Christoph Keller und Dr. Johannes Bruggaier.
Zeit: Donnerstag, 13. Februar, 19.30 Uhr. Ort: Foyer der Spiegelhalle Konstanz (Hafenstr. 10). Karten zu 8.- € nur an der Abendkasse.