Die Farbe des Lachens

In Burundi, einem der kleinsten Staaten Afrikas, herrscht seit über zwei Jahren ein Bürgerkrieg. Das Auswärtige Amt rät seitdem dringend von Reisen nach Burundi ab. Trotz dieser schwierigen Situation – oder gerade deswegen – wurde 2015 das burundisch-deutsche Projekt „Comédie? Humaine 21st.“ initiiert: Das erste gemeinsame Stück dieser Gruppe „Die Farbe des Lachens“ hat diese Woche in Konstanz seine Premiere.

Im Rahmen dieses zweijährigen Rechercheprojekts beschäftigt sich ein Team von burundischen und deutschen Schauspielern, Autoren und Regisseuren mit der elementaren Frage, was uns in Krisenzeiten zum Lachen bringt. Nach gemeinsamen Workshops in Bujumbura und Konstanz feiert die Stückentwicklung „Die Farbe des Lachens“ kommenden Samstag in Konstanz Premiere, bevor es auf Gastspielreise nach Burundi geht.

Burundi ist in Aufruhr, seit Präsident Nkurunziza 2015 ankündigte, für ein drittes Mandat anzutreten, obwohl die Verfassung Burundis nur zwei Amtszeiten vorsieht. Seither verschärft sich die Situation zusehends. Hochschulen schließen, es gibt keine unabhängige Presse mehr, die Sicherheitslage ist höchst prekär. Das Auswärtige Amt rät von Reisen nach Burundi ab, auch Menschenrechts- und Hilfsorganisationen haben das Land verlassen. Seit 2015 wurden bei Protesten und bewaffneten Auseinandersetzungen mehr als 3000 Menschen getötet, mehr als 400 000 flohen ins Ausland. Aber solche Informationen dringen nicht zu uns vor.

Ausgehend von Labiches Alptraumschwank „Die Affäre Rue de Lourcine“ stellt sich das Team der Frage: Schlummert etwas in uns, das uns so gewalttätig machen könnte, dass wir zum Mörder werden? Nach einer durchzechten Nacht wartet auf den wohlhabenden Lenglumé am nächsten Morgen nicht nur ein heftiger Kater samt Filmriss, sondern auch ein schnarchender Fremder in seinem Bett. Nach dem ersten Schock lacht man gemeinsam über den berauschten Unsinn, den man wohl angestellt hat und versucht anhand einer Reihe von Indizien die Erinnerungslücken zu schließen. Doch so langsam keimt der Verdacht, dass die beiden ein furchtbares Verbrechen begangen haben könnten.

In einer Überschreibung von Labiches berühmter Gesellschaftskomödie fragt die Inszenierung danach, welche Rolle Komik in einer zunehmend labiler werdenden Gesellschaft spielen kann. Das internationale Team gibt dabei einen Einblick in seine jeweilige Lebensrealität und blickt in die Abgründe des Menschen, ohne dabei den Humor zu verlieren. In der Inszenierung werden vier Sprachen gesprochen (Deutsch, Englisch, Französisch, Kirundi), es gibt zwei Regisseure und Darsteller aus zwei Ländern.

MM/hpk

„Die Farbe des Lachens“ – eine burundisch-deutsche Überschreibung von Labiches Die Affäre Rue de Lourcine. (Gefördert im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes.)

URAUFFÜHRUNG 21. Oktober, 20 Uhr
SPIELSTÄTTE Spiegelhalle, Konstanz