Die Geschichte des rechten Terrors – in der ARD

Zehn Morde der Zwickauer Neonazi-Zelle – der Aufschrei ist verklungen, die Gesellschaft längst wieder im Alltag angekommen. Doch wie konnte es soweit kommen? Ausnahmsweise kündigen wir eine TV- Dokumentation an, viel zu spät terminiert, die aber rekonstruiert, wie die Blutspur des neonazistischen Terrors vor 30 Jahren gelegt wurde.

26. September 1980: Auf dem Oktoberfest explodiert eine Bombe. Die Bilanz: 13 Tote, 200 Schwerverletzte. Der Täter stammt aus der „Wehrsportgruppe Hoffmann“, einer Schmiede von Rechtsterroristen. Ein Einzeltäter? Bis heute gibt es Zweifel.

Dezember 1980: Das jüdische Verlegerpaar Lewi wird kaltblütig erschossen, der erste antisemitische Mord seit Kriegsende. Wenige Tage zuvor sind in Hamburg zwei Vietnamesen bei einem Brandanschlag umgekommen. Spuren – keine Beweise – führen zu Manfred Roeder, einem Terroristen und Ausschwitzleugner. Das Jahr 1980 ist ein Dammbruch – es gibt weitere rechtsextremistisch motivierte Morde, z. T. aus dem Untergrund. Terror von rechts.

Dann die politische Wende in der DDR. Was im Westen weithin unbekannt ist: Auch hinter der Mauer gibt es gewaltbereite Rechtsradikale. So kommt es mit der deutschen Einheit auch zur Vereinigung von Neonazis aus Ost und West. Braune Führer aus dem Westen wie Michael Kühnen, Christian Worch oder Friedhelm Busse werden zu „Brandbeschleunigern“ im Osten. In Hoyerswerda oder Rostock-Lichtenhagen kommt es zu Pogromen, die Terror-Welle erreicht auch den Westen. In Solingen und Mölln sterben Menschen qualvoll.

Der Staat reagiert hart, verbietet in den 90er Jahren zahlreiche rechtsextreme Vereine und Gruppierungen. Doch die Szene ändert die Taktik. Sie bildet Kameradschaften, scheinbar lose Gruppierungen, ohne festen Ort, nur noch durch Internet und Handy verbunden. Die Sicherheitsbehörden sind dieser Taktik – trotz moderner Überwachungstechnik – anscheinend nicht gewachsen.

Auch die NPD will ihre Schlagkraft auf der Straße erhöhen. Sie öffnet sich, lässt bekannte Neonazi-Größen mit ans Ruder und verschärft ihren demokratiefeindlichen Kurs. Ein Verbotsverfahren scheitert. Das ist der Nährboden, auf dem Gruppierungen wie die so genannten „Freien Kameradschaften“ oder der Thüringer Heimatschutz entstehen.

Hier beginnt die Mordserie der „Zwickauer Zelle“. Die Dokumentation zeichnet die Geschichte rechtsextremer Gewalt seit den 1980er Jahren in der Bundesrepublik, der DDR und dem vereinten Deutschland nach. Der Blick zurück schockiert, denn es wird offenbar, dass der rechte Terror von der Politik über Jahrzehnte hinweg unterschätzt wurde.

Autor: PM

Ein Film von Rainer Fromm und Rolf-Axel Kriszun: Propaganda, Hass, Mord, Montag, 26.3., 22.45 Uhr, ARD. 1. Programm