Die Macht der Gefühle in Singen

Emotionen machen Geschichte: In einer gemeinsamen Ausstellung zeigen die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die vhs Landkreis Konstanz e.V. den Einfluss von Gefühlen auf Politik und Gesellschaft. „Die Macht der Gefühle“ illustriert, wie Angst, Hoffnung, Liebe oder Wut in den vergangenen 100 Jahren geschichtliche Ereignisse geprägt haben. Die Ausstellung ist vom 24. Januar bis zum 30. April in Singen zu sehen.

Historische Bilder, Zitate und Kurztexte vermitteln prägnant, dass Gefühle Motor von Reform- und Demokratisierungsprozessen waren, aber auch politisch instrumentalisiert und manipuliert wurden. „In politischen Debatten und gesellschaftlichen Diskursen erleben wir, wie selbst unbewusste Emotionen Entscheidungen beeinflussen können. Ihre Wirkmächtigkeit und Manipulierbarkeit zu kennen hilft, Gefühlen bewusst zu begegnen“, so Andreas Eberhardt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung EVZ.

Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung, betont: „Die Macht von Gefühlen wird oft unterschätzt. Vor allem im öffentlichen Leben gelten negative Emotionen als etwas, das man unterdrücken und beherrschen muss. Die Ausstellung soll verdeutlichen, wie Gefühle historische Entwicklungen und Entscheidungen beeinflusst haben. Damit soll das Verständnis für historische Abläufe und scheinbar unausweichliche Folgen erhöht werden.“

Politik wird scheinbar zunehmend von Gefühlen bestimmt. Fakten werden durch gefühlte Wahrheiten infrage gestellt. Radikale aller Couleur finden mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen immer mehr Zuspruch. Hier setzt die Ausstellung „Die Macht der Gefühle“ an. In der Zeit vom 24. Januar bis zum 30. April sind während der Öffnungszeiten in der vhs Singen, Theodor-Hanloser-Straße 19, 22 Tafeln mit Bild und Textmaterial frei zugänglich zu sehen. Die Ausstellung ist besonders für Schulklassen interessant. Sie verdeutlicht die politische und gesellschaftliche Wirkungsmacht von Emotionen wie Angst, Hoffnung, Liebe oder Wut. Sie nimmt heutige Erscheinungsformen von 20 Gefühlen zum Ausgangspunkt und zeigt deren historische Entwicklung im 20. Jahrhundert auf.

Ute Frevert, Historikerin und Direktorin des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, hat die Ausstellung gemeinsam mit Ihrer Tochter Bettina Frevert, Politikwissenschaftlerin, entwickelt. Schirmherr der Ausstellung ist Bundesaußenminister Heiko Maas. Die Ausstellung steht bundesweit für die schulische und außerschulische Bildung zur Verfügung. Sie ist das ideale Medium, um in Schulen und an öffentlichen Orten – in Rathäusern, in Volkshochschulen, Stadtbibliotheken oder Kirchen – dafür zu werben, sich den Herausforderungen der Gegenwart geschichtsbewusst, mutig und besonnen zu stellen.

MM

Foto: Hamburg, 6.7.2017, G20-Gipfel; einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Weltwirtschaftsgipfels demonstrierten Menschen unter dem Motto „Welcome to hell” gegen die Politik der G20-Staaten, die Polizei löste die Demonstration sehr schnell auf und ging hart gegen die G20-Gegner vor. (© Regina Schmeken)