Ein beglückend vielstimmiger Schriftsteller
Das letzte der Konstanzer Literaturgespräche in diesem Jahr bestreiten am Donnerstag, 4. Dezember, 20 Uhr, Hermann Kinder (Autor) und Jochen Kelter (Moderation). Ort der Veranstaltung ist die Spiegelhalle des Theaters Konstanz (Hafenstraße 12). Im Mittelpunkt des Gesprächs steht die letzte Veröffentlichung von Hermann Kinder, die Erzählung „Der Weg allen Fleisches“.
Darin erzählt der 70-Jährige die Geschichte eines Mannes, der leichten Herzens auf dem Rad durch die Landschaft flitzt, alle Zeit auf Erden scheint ihm zu gehören. Aber dann wird es plötzlich schwer mit dem Atmen. Schließlich heißt die Diagnose „Lungenemphysem“ – und als reiche diese Diagnose nicht, fängt er sich nach und nach allerhand andere Krankheiten ein: Herzinfarkt, Morbus Wegener, Netzhautablösung, Rippenbruch, Aneurysmen und Embolien, wegen denen sogar ein Vorfuß amputiert wird.
Es ist die kompromisslose Ehrlichkeit, die Leser und Kritiker an „Der Weg allen Fleisches“ beeindruckt. Zwar hat die Erzählung autobiografische Züge, aber sie ist dennoch weit entfernt von allem, was man „Nabelschau“ nennt oder mit „Bekenntnisliteratur“ bezeichnet. Kinder war und bleibt auch mit diesem radikalen, unsentimentalen und gleichzeitig zarten Buch ein „beglückend vielstimmiger Schriftsteller“(Sabine Peters).
Jochen Kelter, selbst Autor und im Thurgau daheim, moderiert das Gespräch. Er kennt Kinder seit langem, nicht zuletzt aus gemeinsamen Universitätstagen. Hermann Kinder (s. Foto) war bis 2008 in Konstanz als Akademischer Rat für Germanistik und Literatursoziologie tätig. Von ihm sind neben wissenschafltichen Arbeiten mehr als zwei Dutzend Romane, Novellen, Erzählungen, Gedichtbände sowie ein Drama erschienen. Der Thurgauer Autor und Schauspieler Peter Höner wird gemeinsam mit Kinder aus der Erzählung lesen.
Veranstalter der Reihe „Konstanzer Literaturgespräche“ ist das Forum Allmende, das seinen Sitz in der Konzilstadt hat. Autoren der drei vorangegangenen Abende waren Lisa Kränzler und Philipp Schönthaler, Theresia Walser und Karl-Heinz Ott sowie der Schweizer Franz Hohler. Die „Gespräche“ haben Freunde und Förderer. Dazu gehören: die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. (ALG), das Bodmanhaus Gottlieben, die Internationale Bodenseekonferenz (IBK), die Kulturstiftung des Kantons Thurgau, der Landkreis Konstanz, das Michael Felder Institut Bregenz, Pro Helvetia, die beiden Städte Konstanz und Kreuzlingen, das Regierungspräsidium Freiburg und das Theater Konstanz. Forum Allmende plant auch für das Jahr 2015 eine vierteilige Gesprächsreihe.
Eintrittskarten gibt es nur an der Abendkasse. [modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: PM
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