Ein Film, der deutsch-polnische Annäherung versucht
Ein Film macht Furore – ganz ohne Werbung und PR-Tam-Tam. „Aber das Leben geht weiter“ heißt der Dokumentarfilm, mit dem die Berliner Filmemacherin Karin Kaper anhand dreier Frauengenerationen die Geschichte der Vertreibung in Polen beschreibt – die von Polen, die von Deutschen. Der vielfach prämierte und von politischen Institutionen empfohlene Film läuft diese Woche in Singen und Friedrichshafen.
Flucht, Vertreibung und Verlust der Heimat sind Themen, die in Deutschland von viele Menschen kontrovers behandelt werden und immer politisch heikel sind. Mit dem Kinodokumentarfilm „Aber das Leben geht weiter“ hat sich die Regisseurin Karin Kaper mit der Geschichte der Familie ihrer Mutter auseinandergesetzt und versucht, ein Zeichen für Annäherung und Versöhnung zu setzen.
Drei polnische und drei deutsche Frauen aus mehreren Generationen, deren Familiengeschichte sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf dramatische Art kreuzt, setzen bewusst persönlich zum Thema „Flucht und Vertreibung“ ein Zeichen der Annäherung. Ein Film über Heimat, Krieg, über das Überleben in der Fremde, darüber, wie die große Geschichte in das Privatleben der Menschen eingreift und die Lebensbahnen durcheinander wirbelt.
Der Film erzählt sehr privat ein jahrzehntelanges Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen. Kommentarlos kommen die Frauen zu Wort und lassen den Betrachter Anteil nehmen an ihrer subjektiven Sicht der Ereignisse. Der Film berücksichtigt nicht nur die erschütternden Vorkommnisse in den Kriegswirren bis zur endgültigen Vertreibung der deutschen Familie aus ihrem niederschlesischen Dorf Niederlinde im Sommer 1946. Er wirft auch ein Licht auf die Entwicklungen der Nachkriegszeit sowie spätere Jahrzehnte bis heute.
Dem Schicksal der Deutschen, die später in Bremen und Umgebung eine zweite Heimat finden, wird das der polnischen Familie gegenübergestellt, die ihrerseits 1940 aus den Ostgebieten Polens nach Sibirien vertrieben wurde. Nach einer unglaublichen, sogar bis Kirgistan führenden Odyssee bekam sie schließlich im Sommer 1945 den Hof der Deutschen zugesprochen. Das ehemalige Niederlinde heißt heute Platerówka und liegt 25 km von Görlitz entfernt.
Der Film wird am 25.10., in Singen, Kulturzentrum Gems, 19.30 Uhr, gezeigt und am 26.10. (+28.10.), in Friedrichshafen, Studio 17, 20.00 Uhr.
Autor: PM