Ein guter Tipp: Zur „emsiana“ nach Hohenems

Das Vorarlberger Städtchen lädt ein zum Hohenemser Kulturfest „emsiana“. Vom 29. April bis 2. Mai 2010 gibt es Konzerte, eine Ausstellungsnacht, zahlreiche Vorträge und Ausstellungen in den Gassen der Altstadt. Und ganz vorne dabei das Jüdische Museum mit seinem rührigen Chef Hanno Loewy. Das sollte man nicht verpassen.

Zur Eröffnung ein Text von Michael Köhlmeier, vorgetragen von Hubert Dragaschnig, sowie ein Konzert mit „tonart sinfonietta“ und anschließend eine lange Ausstellungsnacht; an den Folgetagen „The Klezmer Connection“ und Fatima Spar, Jazzsängerin aus Hohenems, die längst internationale Karriere macht – das sind nur wenige Höhepunkte, mit denen die diesjährige „emsiana“ aufwartet. Zusätzlich umfasst das Programm etliche Lesungen, Vorträge und Ausstellungen sowie öffentliche Führungen und ein Kinderprogramm.

Führend bei diesem Kulturfest, das zum zweiten Mal organisiert wird, ist einmal mehr das Jüdische Museum Hohenems (seemoz berichtete mehrfach). Gleichzeitig zum Kulturfest zeigt das Museum eine Fotoausstellung über jüdische Ritualbäder – in Hohenems ist das älteste jüdische Ritualbad in  Österreich, eine Mikwe, erhalten, die seit März 2010, vollständig restauriert, als Dependance des Museums zugänglich ist. Die Ausstellung wird noch bis zum 3. Oktober gezeigt. Gewiss länger ist das gleichfalls seit März installierte Internet-Radio des Museums  „Radio Mikwe“ zu empfangen.

Das Programm des Jüdischen Museums Hohenems

Sa, 1. Mai 2010, 18.30 Uhr
Karl Borromäus – Heiliger im Glaubenskrieg
Vortrag und Gespräch mit Kurt Greussing

Der Hohenemser Schutzheilige Karl Borromäus war zu seinen Lebzeiten im 16. Jahrhundert eine der prominentesten Figuren der Gegenreformation – also der Neuorganisation der katholischen Kirche im Kampf gegen die Protestanten. Im benachbarten Graubünden gilt er heute noch für die protestantische Kirchengeschichtsschreibung als Inbegriff gnadenloser Verfolgung Andersgläubiger: Zeit für eine distanzierte Betrachtung jenseits von Heiligenvita und Glaubenseifer.

Veranstaltungsort: Federmann Kultursaal, Schulgasse 1
Eintritt: :€ 4,-

So, 2. Mai, 11 Uhr
„Ich bin von anderm Holze, weiss Gott warum“

Die Dichterin Regina Ullmann und ihre Beziehung zum Psychiater Otto Gross – Theatermatinee.

Eine szenisch-literarische Adaption von Karen Roth-Krauthammer nach Eveline Haslers Roman »Stein bedeutet Liebe«. Eigentlich passte die junge, mit der Sprache ringende Schriftstellerin aus einer Hohenemser jüdischen Familie nicht in die schillernde Welt der Münchner Bohème des beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihre Vorfahren waren noch Rabbiner in Hohenems gewesen – sie aber suchte schließlich in der Konversion zum Katholizismus 1911 ihren persönlichen Ausweg aus einer existentiellen Krise. In Regina Ullmans Leben waren Glück, Elend und Verzweiflung immer nahe beisammen. Ihre leidenschaftliche Beziehung zum Psychiater Otto Gross war ein gefährliches Experiment, vor allem für sie selbst. Als Dichterin blieb sie am Rande des Betriebs. An Depressionen leidend, blieb Regina Ullmann, obwohl Dichterkollegen wie Rainer Maria Rilke sie zu fördern versuchten, eine eigenwillige Außenseiterin der Literatur. Und dies auch dann, als sie in den dreißiger Jahren nach St. Gallen zurückkehrte, um sich aus Nazi-Deutschland zu retten…

Veranstaltungsort: Federmann Kultursaal, Schulgasse 1
Eintritt: € 12,-

Die übrigen „emsiana“-Highlights

Donnerstag 29. April | 19.30 Uhr
Eröffnung: Festrede von Michael Köhlmeier, vorgetragen von Hubert Dragaschnig
Eröffnungskonzert – Kammerorchester „tonart sinfonietta“
Rittersaal im Palast Hohenems, Schlossplatz 8

Freitag, 30. April | 20 Uhr
Klezmer-Konzert
The Klezmer Connection
Salomon-Sulzer-Saal, Schweizer Straße 21

Samstag, 1. Mai | 20.00 Uhr
Weltmusik-/Jazzkonzert
Fatima Spar and The Freedom Fries
Salomon-Sulzer-Saal, Schweizer Straße 21

Kartenvorverkauf für die Konzerte:
Vorarlberger Raiffeisenbanken, Buchhandlung Lesezeichen und Jüdisches Museum Hohenems (office@jm-hohenems.at, Tel. +43 (0)5576 73989 0). Die Abendkasse für die Veranstaltungen öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn.

Das komplette Fest-Programm und weitere Infos finden Sie unter: www.emsiana.at

AutorIn: PM/hpk