Er gibt „verstummten Stimmen“ wieder eine Stimme
Seine Ausstellungen sind skandalöse Provokationen. Das war mit der „Wehrmachtsausstellung“ so, die vor mehr als 15 Jahren auch in Konstanz gezeigt wurde, das ist mit der Schau „Verstummte Stimmen“ so, die nicht nur während der Bayreuther Festspiele 2012 für Aufsehen sorgte. Der Historiker Hannes Heer gräbt immer wieder geschichtliche Fundstücke aus, die dann historische Überzeugungen ins Wanken bringen. Am 13. März spricht Hannes Heer – nicht zum ersten Mal – in Konstanz
Unter dem Titel „Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die ‚Juden‘ 1876 bis 1945“ war 2012 auf Einladung der Richard-Wagner-Stiftung und der Stadt Bayreuth eine außergewöhnliche Ausstellung im Rathaus der Stadt und auf dem Festspielhügel zu sehen. Sie behandelt drei bisher nie untersuchte Themen: den Missbrauch der Festspiele als Mittel der politischen Mobilisierung, die lange vor 1933 praktizierte Ausgrenzung „jüdischer“ Künstler und die Schicksale derjenigen, die in Bayreuth auftraten und dann zu Opfern des NS-Regimes geworden sind.
Anhand von 44 Biographien und ausgewählten Tonbeispielen erinnert die Ausstellung an das Schicksal der damaligen Stars der deutschen Opernszene, die wegen ihrer „jüdischen Herkunft“ 1933 vertrieben oder ermordet wurden. Die Schau wurde von Hannes Heer, dem Musikpublizisten Jürgen Kesting und dem aus Bayreuth stammenden Gestalter Peter Schmidt 2006 in Hamburg erstmals präsentiert und danach mit jeweils lokalem Bezug an den Staatsopern in Berlin, Stuttgart, Darmstadt und Dresden gezeigt. Sie ist bislang von mehr als 100 000 Menschen besucht worden. Darüber und über die Entstehungsgeschichte der Ausstellung berichtet Hannes Heer am 13.3. in Konstanz.
Denn natürlich gab es auch bei dieser Geschichtspräsentation nicht nur im Vorfeld gehörige Querelen. Die Wagner-Familie war, um es vorsichtig auszudrücken, nicht gerade hilfreich bei der Erstellung der Schau; konservative Kreise nicht nur in Bayreuth „mauerten“ noch bis zum Eröffnungstermin und die spätere Berichterstattung über die Schau war auch nicht immer und überall fair. So gelang es zum Beispiel Wolfgang Bager, dem Leiter der Südkurier-Kulturredaktion, in seinem ansonsten lesenswerten Artikel über die Ausstellung im August 2012 über alle Spalten hinweg, die Namen der Ausstellungsmacher zu unterschlagen. Klar, das sind schließlich Linke.
Die Konstanzer Veranstaltung „Von Richard Wagner zu Adolf Hitler, Antisemitische Ideologie und Praxis bei den Bayreuther Festspielen von 1876 bis 1945“ – unterstützt von Aleida Assmanns Max-Planck-Forschungsprojekt „Geschichte und Gedächtnis“, der vhs und der Friedensinitiative Konstanz – findet am Mittwoch, 13. März, um 19.30 im Astoriasaal des Konstanzer Kulturzentrums statt. Der Eintritt beträgt sechs Euro.
Autor: PM/hpk
auch wenn der aktuelle termin vorbei ist, finde ich es besonders
wichtig, das verstummen zu verhindern, auf jeden fall, das ver-
gessen um das verstummen zu verhindern zu versuchen,
ein beispiel besonders trauriger un-art des vergessens ist dies,
als der aktivist für vernünftigere verschriftlichung zu dem
kongress nach Wien fuhr, dort aber kurz nach seiner ankunft am
Wiener bahnhof von seinem Dienstherrn abgefangen worden ist — und nach hause geschickt worden ist, von einem nicht geringeren
menschen als dem Roman Herzog, als Kultusminister von B-W damals der oberste Vor-gesetzte dieses einfachen Lehrers aus Tuttlingen, wohnhaft in Immendingen. Dieser hatte jahrelang seine Kraft und seine Freizeit in die Verbesserung der ver-
schriftlichung der deutschen sprache hinein gelegt, ja, er hat
sich dafür ins zeug gelegt.
Dieses brüskierende ereignis kann jederjede nachlesen in dem Spiegel-bericht in der mitte des monats november 1979, da steht es Schwarz auf Weiß, oder schwarz auf weiß, jedenfalls
un-glaublich und un-begreiflich —
was die ideologie-verpflichtete partei-treue in sachen der
verschriftlichung der deutschen sprache anrichten kann, inter-essiert anscheinend oder scheinbar nach wiederholten reform-bemühungen und end-end-gültigen schein-reförmchen der neunziger jahre gar gar niemanden, — eine umfrage wird nicht als dringend erachtet, und schon gar nicht gewünscht,
— denn so wie bei vielen anderen angelegenheiten (( res ))
wäre es doch sträflich ungeschickt, das Volk (den plebs) nach dessen meinung zu befragen, aber eine erfolgreiche bürger-initiative abzuwürgen oder ruhen zu lassen, ist in
dem staat möglich, der vorgibt oder sich ein-bildet, eine vor-bildliche demos-kratie sein zu wollen, . . . ade du angebetete res publica, wo bist du geblieben ???
Ist dies unser anliegen, vor dem vergessen zu bewahren, oder haben vergessen, was Vergessen heißt ???
Historie soll, sollte vergessen unmöglich machen, —
oder — um die nominalisierung zu rechtfertigen — sollte
Vergessen völlig unmöglich machen.
Und über Kurz oder Lang begreift es schließlich fast jede(r).
— entschuldigung, — Jede(r).
Nur in Vier staaten ist der Nominalisierungswahn normalität,
da sind „wir“ ja wirklich einzig-artig, oder einzig un-Art-ig