In eigener Sache: „Wohin steuert die Türkei?“
Es ist eine Premiere: Der neu gegründete Verein „seemoz e.V“ organisiert seine erste Veranstaltung einer neuen Bildungsreihe. Unter dem Titel „Türkisches Roulette“ wird unser Kollege Dieter Sauter (Foto) über die jüngste Entwicklung in der Türkei berichten. Als ehemaliger „Nebelhorn“-Redakteur in Konstanz und späterer ARD-Studioleiter in Istanbul ist kaum ein anderer so geeignet, unsere Fragen zu beantworten: „Wohin steuert die Türkei?“
Der neu gegründete Verein „seemoz e.V“ hat sich Bildungsförderung zum Ziel gesetzt. Dabei geht es vor allem „um eine Verbesserung der Qualität politischer Meinungsbildung“, es geht uns z. B. um „Aufklärung über Manipulationen der öffentlichen Meinung“ oder um „Vor- und Fehlurteile in der Wirtschaftsdebatte.“ Dabei spielt die Zeitung „seemoz“ eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle – gezielte Bildungsveranstaltungen, aber auch workshops und Seminare stehen außerdem auf dem Programm.
Dieter Sauter macht den Anfang
Der Start der neuen Bildungsreihe (für die uns übrigens noch ein fescher Name fehlt – Vorschläge bitte an die Redaktionsadresse) ist am kommenden Dienstag in Konstanz. Dieter Sauter berichtet aus der Türkei, in der er lange für das Deutsche Fernsehen arbeitete und wo er überwiegend heute noch lebt.
Türkisches Roulette
Seit seinem Putsch nach dem Militärputsch im Juli reißt die Kritik am türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan nicht ab: Meldungen über Menschenrechtsverletzungen häufen sich, die Medien sind an die kurze Leine gelegt, Zehntausende Staatsangestellte, Universitätsprofessoren, Richter und Polizisten wurden entlassen, der Konflikt mit der kurdischen Bevölkerung im Südosten der Türkei ist wieder voll entbrannt.
Noch vor wenigen Jahren bewunderten viele in Europa den wirtschaftlichen Aufschwung und die liberale Atmosphäre am Bosporus. Und jetzt? Selbst konservative Kommentatoren fragen sich hierzulande, ob diese Türkei in der NATO bleiben darf – von einer EU-Mitgliedschaft ganz zu schweigen. Am Bosporus hingegen scheint Erdoğan unangefochtener denn je.
Was war da eigentlich los beim Militärputsch?
Wie kommt das? Ist die Marke „Türkei“ für den „Westen“ dauerhaft beschädigt? Oder kann der Westen gar nicht mehr ohne die Türkei? Außerdem: Was war da eigentlich los beim Militärputsch? Wo steht die zivilgesellschaftliche Bewegung, die bei den Gezi-Park-Protesten eine so eindrückliche Rolle spielte? Wohin entwickelt sich der Konflikt mit den Kurden? Welche regionalpolitischen Ziele verfolgt Erdoğan? Stürzt sogar die Wirtschaft ab?
Auf all diese Fragen (und noch ein paar mehr) wird Dieter Sauter eingehen. Sauter, der Anfang der achtziger Jahre beim Konstanzer Stadtmagazin „Nebelhorn“ für den Schwerpunkt Betriebe/Gewerkschaften verantwortlich zeichnete, war von 1992 bis 2005 Leiter des ARD-Studios Istanbul mit Büros in Ankara, Diyarbakir und Teheran. Seither arbeitet er als Regisseur (u.a. „Adieu Istanbul“ über die Geschichte der griechischen Minderheit in Istanbul), als Fotograf und als Korrespondent (u.a. für die Schweizer Wochenzeitung WOZ). Er publiziert auch auf seiner Webseite http://dieter-sauter.com und wohnt in Istanbul und Berlin.
Nicht vergessen: 4. Oktober, 19.30
Die Veranstaltung mit ihm findet statt am 4. Oktober 2016, 19.30 Uhr, im Treffpunkt Petershausen, Konstanz, Georg-Elser-Platz 1.
Organisiert hat die Veranstaltung der Verein seemoz e.v. in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband der Linken, der Linken Liste Kostanz, der DKP, dem Verein Demokratische ArbeiterInnen und Jugendliche Bodensee und dem ver.di-Ortsverein Medien im Landkreis Konstanz.
pw/hpk
Zu den Vorgängen in der Türkei findet sich auch einiges hier:
http://alischirasi.blogsport.de/2016/09/15/wege-der-veraenderung/
http://alischirasi.blogsport.de/2016/09/18/tuerkei-aus-dem-ruder/
http://alischirasi.blogsport.de/2016/10/05/tuerkei-aus-der-sicht-des-journalisten-dieter-sauter/
Gut, dass sie, wenn auch spät, kommt, die Veranstaltung zur Türkei nach dem „Putsch“. Sind es doch neben all den angeblichen „Gülencis“ vor allem Linke und/oder Intellektuelle, die seitdem zu Tausenden aus dem Verkehr gezogen wurden. Also die, die bei Erdogans Projekt „seiner“ Türkei — Moschee und Shoppingmall, und sonst gar nichts — stören. Schade, dass auf der sehr lohnenswerten site des Referenten, „dieter-sauter.com“, der aktuellste Beitrag vom 1. 8. datiert.
Zu den Vorgängen in der Türkei auch:
http://www.fischundfleisch.com/rully/was-war-das-denn-23197
http://www.fischundfleisch.com/rully/eu-finanziert-erdogans-knaeste-24037
Bis Dienstag.