Kultur live und doch so nah

Jenseits der Grenze, in der nahen, aber manchmal auch ach so fernen Schweiz, regt sich das Kulturleben wieder – man muss gespannt sein, wie lange. In den nächsten Wochen gibt es einige Live-Events, die auch von Konstanz aus gut zu erreichen sind und teils hochklassige Mitwirkende präsentieren. Wer also nach einem kulturlosen Jahr nach echter Kultur nur so lechzt: Maske auf und ab zu unseren NachbarInnen. Von Lesung über Tanz bis Theater ist alles dabi, eine Reservierung ist obligatorisch.

Das Literaturhaus in Gottlieben nimmt die regelmäßigen Lesungen wieder auf, die immer wieder Anlass geben, LiteratInnen auch einmal ganz aus der Nähe zu erleben und vielleicht auch neu kennenzulernen. So bei einer Buchtaufe in der nächsten Woche. Außerdem bietet das Theater am Gleis in Winterthur ein gewohnt spannendes, teils gar experimentelles Programm.

Michèle Minelli – Kapitulation

Fünf kunstschaffende Frauen, die einst überzeugt waren, dass sie alles erreichen können, wenn sie nur wollen. Heute sind sie auf dem Boden der Realität angekommen: Sie können, sie wollen, sie werden übersehen und gehen vergessen. Bei einem Wiedersehen nach 18 Jahren loten die fünf ihre Möglichkeiten aus, reden über verpasste Chancen, lachen und trinken. Bis in dieser entspannten Runde die Idee aufkommt, einen Flashmob zu veranstalten, bei dem sich alle Frauen in Luft auflösen. Was vier der Frauen wieder vergessen, nimmt eine von ihnen todernst.

Michèle Minelli, geboren 1968. Schriftstellerin und Filmschaffende. Koordinatorin der Franz-Edelmaier-Residenz für Literatur und Menschenrechte in Meran, Vorstandsmitglied Deutschschweizer PEN-Zentrum. Seit 2000 sechs Sachbücher und sieben Romane mit Übersetzungen ins Französische, Chinesische und Albanische. Die Arbeit an „Kapitulation“ wurde mit einem Werkbeitrag der Kulturstiftung des Kantons Thurgau gefördert. Minelli lebt und arbeitet auf dem Iselisberg. Die Moderation übernimmt Gallus Frei-Tomic.

Wer: Michèle Minelli. Was: Buchtaufe „Kapitulation“. Wann: Donnerstag 29. April 2021, 19.30 Uhr. Wo: Literaturhaus Thurgau / Bodmanhaus, Dorfplatz 1, CH-8274 Gottlieben, Tel. +41 71 669 34 80 E-Mail sekretariat@bodmanhaus.ch Eintritt: CHF 10 / CHF 8 Freunde des Bodmanhauses / CHF 5 ermäßigt. Reservierung: Zwingend erforderlich. Einzelheiten finden Sie hier.

Grundrauschen – Still! Hören Sie das Nichts?

Grundrauschen ist der Geräuschteppich eines Gerätes, das kein Nutzsignal führt. Stille ist die Abwesenheit von Geräuschen und Tönen. Wie aber nehmen wir Stille wahr? Dieses empfindliche Gebilde, das sich bei einem Annäherungsversuch im selben Moment verflüchtigt. Grundrauschen ist entleerte Aktion. Ist es deshalb das Andere der Stille? Eines ist jedenfalls klar: Grundrauschen und Stille sind allgegenwärtig und unüberhörbar. Zwei Antipoden, die sich nicht festhalten und fassen lassen. Oder etwa doch? Hören Sie hin – still sein: ruhend, rauschend, sprachlos und fasziniert. Ein poetischer Hör-Spiel-Abend.

Wann: 23. April, 20.00 Uhr; 24. April, 20.00 Uhr; 25. April, 19.00 Uhr. Wo: Theater am Gleis, Winterthur, Details siehe unten.

Marokko oder die Schule brennt

Die Situation scheint klar: Ein älterer Mann wandert nach Marokko aus. Er war Lehrer. Eine junge Frau trampt per Autostopp Richtung Süden. Sie war Lehrerin. Doch Lehrer zu sein, das ist (wir haben es schon als Schüler geahnt) kein Beruf wie jeder andere … Andrej Togni spielt den entlassenen Lehrer mit Humor. Er erzählt von der Entwicklung an den Schulen, die ihm das Berufsleben vergällte und verzweifelt zeitgleich an der ihm fremden Kultur seiner Wahlheimat Marokko. Die sinnliche und temperamentvolle Schauspielerin Annina Polivka verkörpert die angepasste, erschöpfte Lehrerin. Ihre Figur stolpert in abenteuerliche Situationen, durchleuchtet dabei ihr berufliches Scheitern und erfindet sich bald brandneu, frech und froh.

Das Stück behandelt ein aktuelles Thema. Mehr und mehr Bürokratie macht Lehrpersonen, Eltern und SchülerInnen zu schaffen. Eine mangelhaft durchdachte und schlecht finanzierte Reform jagt die nächste. Demotivation bei den Kindern, Erschöpfung bei den Lehrpersonen sind die Folge davon. Das alles wird als Satire vom Theater Lilith [[https://www.theater-lilith.ch/]] auf die Bühne gebracht.

Wann: Freitag, 30. April, 20.00 Uhr. Wo: Theater am Gleis, Winterthur, Details siehe unten.

Unruhe und Farbe als treibende Kraft in der Musik

Mit dieser Form der Auseinandersetzung beschäftigen sich auch die beiden Werke der Schweizer Komponisten Nadir Vassena und Kevin Juillerat. Liza Lim und Elnaz Seyedi erforschen diese Frage auf eher lyrisch und poetische Weise, bis alles kumuliert und schließlich in geräuschvollen Protesten gipfelt. „Riots and Rainbow“ ist, was das Innere der Musik ausmacht: Die Suche nach Schönheit und die innere Unruhe. Diese Elemente können sich auf verschiedene Weise begegnen: Schönheit kann sich in einen Aufstand verwandeln, andererseits kann ein innerer Kampf ein Element von äußerster Schönheit hervorbringen. Es spielt das Ensemble TAG. [[www.ensembletag.ch]]

Wann: 06. Mai, 19.00 Uhr. Wo: Theater am Gleis, Winterthur, Details siehe unten.

Das Tanzfest

Tanz, Bewegung ist ein Grundpfeiler unserer Kultur und Ausdruck des Lebens. An diesem Wochenende tauchen Sie in die Vielfalt tänzerischer Stile und Formen ein, bewegen sich und lassen sich bewegen. Neue, corona-taugliche Formate laden in Innen- und Außenräumen zum Mitmachen ein. Auf der Homepage [[www.dastanzfest.ch/winterthur/]] finden Sie für jeden Tag verschiedene Touren, die zur Orientierung dienen können. Lokal, national und international (Swiss Dance Awards) arbeitende TanzkünstlerInnen zeigen auf öffentlichen Plätzen, in Theatern, Museen, Galerien und im Kino ihre Werke.

Der Tanzfestpass ermöglicht den Zugang zu allen Kursen und Veranstaltungen im Rahmen des Tanzfest in der ganzen Schweiz. Mit dem Gönner-Pass werden das Tanzfest Winterthur und seine Weiterentwicklung aktiv unterstützt. Beide Pässe sind auch vor Ort an der Tages- respektive Abendkasse erhältlich, der Vorverkauf startet demnächst. Tanzfestpass CHF 15 (bis 16 Jahre gratis), Gönnerpass CHF 25.

Wann: 06. Mai – 09. Mai.

Wo: Theater am Gleis, Untere Vogelsangstr. 3, CH-8401 Winterthur, Tel. 052 212 79 55, E-Mail sekretariat@theater-am-gleis.ch. Wofür: Preis 30/20/10 CHF. Reservierung, Schutzkonzept: Siehe Homepage und Facebook.

MM/red (Bild: Christophe Moratal)