Mahnwachen, Lesungen, Zeitzeugen-Berichte
Nachdem gestern Abend die schon traditionelle Mahnwache an der Gedenkstele in der Sigismundstraße (s. Foto von W. Mikuteit) zum Gedenken an die Deportation badischer Juden nach Gurs am 22.10.1940 abgehalten wurde, wartet die Konstanzer Stolperstein-Initiative in diesem Herbst noch mit einigen weiteren Gedenkveranstaltungen auf: Neuerliche Mahnwachen, Lesungen, Zeitzeugen-Berichte. Hier eine Auswahl der Termine rund um den Jahrestag der Reichspogromnacht im November
9.11. 18.00 bis 18.30 Uhr: Bundesweite Mahnwache zur Pogromnacht
Bei dieser Mahnwache werden alle Stolpersteine in der Stadt geputzt, und zum Gedenken wird an jedem Stein eine Kerze entzündet und eine Blume niedergelegt. Hier würde sich die Stolperstein-Initiative über weitere Mitstreiter noch sehr freuen.
Die Mahnwache steht unter dem Motto „Den Toten ehrendes Gedenken und Mahnung für heute!“. Weiterführende Informationen zur zentralen Mahnwache finden sich unter http://9ternovember.de. Für Konstanz hat Oberbürgermeister Uli Burchardt die Schirmherrschaft übernommen. Da in Konstanz mittlerweile 138 Stolpersteine und seit 2013 auch 2 Stolpersteine in Kreuzlingen verlegt sind und der Zeitrahmen relativ knapp ist, haben die Initiatoren die Stadt in Bereiche aufgeteilt und für diese Bereiche Verantwortliche benannt. Die entsprechenden Verantwortlichen finden sich unter http://stolpersteine-konstanz.de/9november.htm.
10.11. Veranstaltung mit der Zeitzeugin Margot Heim: „Eine Kindheit auf der Flucht“
Margot Dreifuss-Heim, 1930 in Konstanz geboren, wuchs nur wenige Meter von der Schweizer Grenze auf. Ihr Vater hatte einen Betrieb in Kreuzlingen, hier ging er bis November 1938 täglich der Arbeit nach. Dennoch gelang es dem Familienvater nicht, eine Aufenthaltsgenehmigung für die Schweiz zu bekommen, als die jüdische Familie in Deutschland immer größeren Gefahren ausgesetzt war. Als knapp Neunjährige konnte Margot im Februar 1939 mit einem Kindertransport in die Schweiz einreisen, doch dies sollte erst der Beginn einer Flucht sein, die sich über viele Jahre hinzog. Margot Dreifuss-Heim berichtet über ihre Kindheitserlebnisse auf der Flucht und die Geschichte ihrer Familie. (11.00 Uhr, Astoriasaal/vhs Konstanz)
26. 11. Lesung von Alfons Dür: „Unerhörter Mut. Eine Liebe in Zeiten des Rassenwahns.“
Zu Ostern 1942 befreit der 22-jährige Deutsche Heinrich Heinen unter lebensgefährlichen Bedingungen seine jüdische Braut Edith Meyer aus dem Ghetto von Riga. Gemeinsam flüchten sie Richtung Schweiz, wo sie hoffen, eine Zukunft für ihre Liebe zu finden. In Konstanz versuchen sie erstmals, die Grenze zur Schweiz zu überschreiten, was aber nicht gelingt. Sie versuchen es später nochmals bei Feldkirch, wo ihre Flucht unmittelbar an der Grenze zur Schweiz endgültig scheitert.
Heinen wird in Feldkirch wegen Rassenschande verurteilt, versucht aber im Gefängnis ein zweites Mal, seine Braut zu retten und mit ihr in die Schweiz zu fliehen. Gemeinsam mit anderen Häftlingen durchforstet er Zelle für Zelle nach seiner Braut – vergeblich, denn sie befindet sich bereits auf dem Weg Richtung Auschwitz. Und auch Heinen und seine Mithäftlinge werden die rettende Schweiz nicht mehr erreichen.
Der frühere Präsident des Landesgerichtes Feldkirch, Alfons Dür, erzählt in seinem Buch „Unerhörter Mut. Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns“ an Hand von Originaldokumenten und Bildzeugnissen die berührende und erschütternde Geschichte dieses Liebespaares. (26.11., 19.30 Uhr, Astoria Saal, vhs Konstanz)
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei und eignen sich auch für den Besuch mit Schulklassen. Für Rückfragen kontaktieren Sie gerne Katrin Brüggemann brueggemann@didactmedia.eu oder Petra Quintini petraquintini@googlemail.com
Autor: PM/hpk
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