Mit einer Ziege fing alles an

Das Italienforum Bodensee lädt ein zur Lesung mit dem Journalisten, Autor und Herausgeber Enrico Deaglio (Turin/San Francisco), der sein Buch „Eine wahrhaft schreckliche Geschichte zwischen Sizilien und Amerika“ präsentiert.

[the_ad id=“63034″]

In einer heissen Nacht im Juli 1899 war das unbekannte Städtchen Tallulah – ein winziger Fleck auf der Landkarte der Neuen Welt – Schauplatz einer kollektiven, grundlosen und grausamen Lynchjustiz. Der Auslöser? Eine Ziege, die sich am Gras des Nachbargartens gütlich hielt, machte den weißen Gartenbesitzer so wütend, dass er das Tier erschoss.

Daraufhin kam es zu einer größeren Schießerei. Unmittelbar fand sich eine weiße Menschenmenge zusammen und lynchte in einer Kollektivvergeltung fünf Menschen. Bei denen handelte es sich nicht um „Neger“, wie es in jenen Gegenden gang und gebe war, sondern um sizilianische Bauern, alle aus ein und derselben Familie, die aus der sizilianischen Stadt Cefalù ausgewandert waren. Nach dem Bürgerkrieg und der Sklavenbefreiung in den USA fehlten Arbeitskräfte in den Baumwollfeldern und Zuckerrohrplantagen, die unter anderem in Sizilien angeheuert wurden. Ihnen wurde erzählt, dass sie in den USA paradiesische Verhältnisse vorfinden würden. Die verzweifelte und hungrige Bevölkerung Siziliens glaubte diesem Versprechen gerne und machte die Überfahrt. Vergeblich verlangte die italienische Regierung nach Erklärungen für das Massaker an ihren Landsleuten, erhielt aber lediglich eine finanzielle Wiedergutmachung. Damit war für die Amerikaner die Sache erledigt.

Enrico Deaglio, Journalist, Buchautor, Herausgeber („La Stampa“, „Diario“, „il Manifesto“, „Panorama“), Mitbegründer des kämpferischen Bündnisses Lotta Continua, das sich in den fernen 60/70er Jahren für den gemeinsamen Kampf rebellierender Studenten und Industriearbeiter einsetzte.
Sein erstes, auch ins Deutsche übersetzte Buch „Die Banalität des Guten. Geschichte des Hochstaplers Giorgio Perlasca, der 5.200 Juden das Leben rettete“ wurde verfilmt und zum internationalen Erfolg. Der letzte Band seiner dreibändigen, monumentalen Sozialgeschichte Italiens „Patria“ (2018) wird Ende dieses Jahres erscheinen.

[the_ad id=“63853″]

MM


Wann? Mittwoch, 15.5., 20 Uhr Wo? Buchhandlung Homburger & Hepp am Münsterplatz.
Der Eintritt ist frei, die Lesung wird zweisprachig sein (deutsch/italienisch).