Neoliberalismus oder Demokratie

Kann Kino die Welt verändern? Aber zumindest die Diskussion beflügeln. In Singen glauben das einige Leute und zeigen in der Film-Themenreihe „Zeitenwende?!“ regelmäßig engagierte Filmproduktionen, die sich mit ökologischen und ökonomischen Fragen auseinandersetzen. Dieses Mal: „L‘encerclement – Die Einkesselung. Die Demokratie in den Fängen des Neoliberalismus“. Ein Streifen aus Kanada, an dem der Autor 12 Jahre arbeitete, der zahlreiche Preise einheimste und manche Fragen beantwortet.

Wie beherrscht der IWF, der Internationale Währungsfonds, die Weltwirtschaft (unser Foto zeigt die IWF-Herren)? Wie schotten sich die Industrienationen gegen Wirtschaftsflüchtlinge ab? Warum wurde der Neoliberalismus zur Welt-Ideologie? Nur einige der Fragen, die Wissenschaftler und Intellektuelle in „Die Einkesselung“ erörtern.

Die auf internationalen Festivals mehrfach ausgezeichnete kanadische Produktion entwirft eine kritische Gesamtschau des neoliberalen ökonomischen Denkens. Regisseur, Autor und Produzent Richard Brouillette analysiert den Neoliberalismus – eine im Kern modernisierte und radikalisierte Variante des klassischen Wirtschaftsliberalismus – mit Blick auf dessen Wurzeln, Strategien und seine global-neokolonialistischen Auswirkungen.

In 13 Kapiteln kommen 13 Wissenschaftler und Intellektuelle – darunter Noam Chomsky, Susan George, Ignacio Ramonet und Marin Masse – in Interviews zu Wort. Befürworter wie engagierte Kritiker dieser ökonomischen Weltanschauung äußern sich: Während die Anhänger neoliberaler Ideen Deregulierung, Privatisierung, weniger Staat und unbegrenztes Vertrauen in die ‚Selbstheilungskräfte‘ des Marktes als Dogmen formulieren, beschreiben die Kritiker die Entwicklung des Neoliberalismus von einer Wirtschaftstheorie hin zur dominierenden Ideologie eines weltweiten Kapitalismus mit negativen bis destruktiven Auswirkungen auf Gesellschaft und Demokratie.

Die von Regisseur Brouillette formal reduzierte, faktenreiche und diskursiv gestaltete Dokumentation entstand über einen Zeitraum von 12 Jahren und wurde u.a. mit dem Großen Preis des renommierten Dokumentarfilmfestival Visions du réel in Nyon 2009 ausgezeichnet.

Den Dokumentarfilm zeigen die Singener Regionalgruppe von Attac, der Weltladen Singen e.V. und das Singener Kommunale Kino Weitwinkel e.V. am Donnerstag, 23. Februar, um 19.30 Uhr in Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Der zweiteilige Film wird mit einer kurzen Pause im Saal des Kulturzentrums GEMS vorgeführt, vorab mit einer kurzen Einführung. Attac und Weltladen informieren ergänzend zur Filmvorführung zum Thema und über ihre aktuelle Arbeit an Info-Tischen. Der Eintritt beträgt 5,00 Euro.

Attac ist ein globalisierungskritisches Netzwerk, das sich gegen den neoliberalen Kapitalismus und seine Auswirkungen wie beispielsweise Hunger, Armut, Privatisierung öffentlicher Güter und Demokratieabbau wendet. Kernforderung von Attac ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Attac setzt sich ein für eine ökologische, solidarische und friedliche Weltwirtschaftsordnung.

„Der Film enthält sich jeder Emotionalität oder didaktischer Effekthascherei – es gelingt Brouillet, ganz dokumentarisch zu bleiben. (…) Das Publikum wird zum Zeugen eines unverzerrten und fairen intellektuellen Diskurses auf hohem Niveau.“ („Vanity Fair“, führendes Magazin in GB und USA)

Autor: PMs/hpk