Schwabenstreich per Powerpoint

Sie fingen an mit einer Mahnwache, damals Anfang Oktober, machten dann weiter mit dem Radolfzeller Schwabenstreich, und jetzt sind sie fast schon Institution: Regelmäßig gut 100 Bürgerinnen und Bürger treffen sich Montag für Montag auf dem Radolfzeller Marktplatz und machen Lärm gegen Stuttgart 21. Für den kommenden Montag, 15. November, plant Ingeborg Koch noch eine Steigerung des Protests: Mit Klaus Gebhard kommt einer der Initiatoren der „Gegen Stuttgart 21-Initiative“ nach Radolfzell

Fast ist er schon so etwas wie der Vortragsreisende in Sachen Stuttgarter Protest: Klaus Gebhard, 52, Diplom-Ingenieur und Gründer der „Parkschützer“-Initiative. Regelmäßig beginnt er seine Vorträge mit dem Bekenntnis: „Ja, ich war mal Befürworter von Stuttgart 21. Das aber hat sich geändert“. Und dann präsentiert er per powerpoint seine Bedenken gegen das Stuttgarter Mammut-Projekt, zeigt Pläne, nennt Zahlen, kommentiert Argumente und Gegenargumente derart kompetent, dass Berichterstatter von Besigheim bis Tuttlingen in den höchsten Tönen über seine Vorträge schreiben: „Wirtschaftskrimi eines Frontkämpfers“ überschrieb der Schwarzwäler Bote seinen Artikel zum Gebhard-Vortrag, „Retter des Schlossgartens“ titelt ein anderer Journalist.

„Ich wohnte lange in einem Hinterhof im Stuttgarter Westen und radelte fast täglich in den Schlossgarten um den uns viele andere Städte übrigens beneiden – er war meine einzige grüne Oase und jetzt möchte ich mich ein bisschen bedanken“, erklärt Klaus Gebhard sein Engagement. Vor einem Jahr noch druckte er nur Postkarten, auf denen er für den Erhalt des Schlossgartens warb, heute zählt die Parkschützer-Initiative mehr als 30.000 Mitglieder. Die website www.parkschuetzer.de gilt mittlerweile als Internet-Herzstück der Kampagne.

Und Ingeborg Koch, Initiatorin des Radolfzeller Schwabenstreiches (vergl. seemoz vom 27.10.) ist stolz, jetzt den Protest am Bodensee zu „einer neuen Qualität“ zu verhelfen. „Es wird nicht mehr nur protestiert – jetzt wird fundiert argumentiert“. Stolz ist Ingeborg Koch auch, dass die Vortragsveranstaltung erstmals vom BUND für Umwelt und Naturschutz, der Deutschen Umwelthilfe und vom NABU unterstützt wird. „Unsere Aktion wächst“. Deshalb auch haben die Veranstalter dem Abend den Titel „Stuttgart 21, was geht uns das an?“ gegeben.

Und noch etwas ist Ingeborg Koch wichtig: „Klaus Gebhardt spricht nicht nur vor Menschen, die sich als erklärte Gegner des Bahnprojekts sehen. Es wäre also wünschenswert, wenn auch Unentschiedene oder Befürworter den Weg in den Scheffelsaal fänden.“ Sie hofft auf 200 Teilnehmer. Und: „Wer möchte, kann vorher noch an der Mahnwache am Marktplatz teilnehmen: Die beginnt um 18:30 Uhr und endet um 19:01 Uhr mit dem Schwabenstreich. Danach kann man zu Fuß zum Scheffelsaal gelangen“.

Beginn der Veranstaltung am Montag, 15.11., im Scheffelsaal in Radolfzell ist um 19:30 Uhr, Saalöffnung um 19:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Autor: hpk