seemoz e.V. lädt ein: Altersarmut verhindern
Ein Schreckgespenst geht um in Deutschland: Altersarmut. Viele Arbeitnehmer fürchten, dass ihre Rente nicht reichen wird, besonders Frauen sind gefährdet. Schon heute sind 20 Prozent aller Rentner*innen betroffen, haben also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung. Und die Gefahr wächst: Neuesten Studien zufolge könnte 2030 jeder dritte Rentner, jede dritte Rentnerin an Altersarmut leiden.
Wie setzt sich heutzutage der Rentensatz zusammen? Wie kann die Rente und wie können die Rentenbeiträge auf einem akzeptablen Niveau gefestigt werden? Welche Alternativen sind nötig, um Altersarmut zu vermeiden? Was können wir selber tun? Von solchen Fragen rund um das Schreckgespenst der Altersarmut handelt die nächste Vortragsveranstaltung von seemoz e. V.
Als Experten können wir Klaus Kirschner aus Oberndorf begrüßen. Er war fast 30 Jahre lang Bundestagsabgeordneter der SPD und zuletzt Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung. Er verfolgt die Rentenentwicklung seit Jahrzehnten und berät noch heute die Gewerkschaft ver.di in Rentenfragen.
MM
Was: Altersarmut verhindern
Wann: Do, 28. Juni, 18 Uhr
Wo: Treffpunkt Petershausen, Konstanz, Benediktinerplatz
Den Kommentar von Peter G. stimme ich voll zu. Doch wo liegt das Problem? Sicher gibt es ganz wenige Bürgermeister, die ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden, die ehrenamtliche Arbeiten schätzen, respektieren, achten und finanziell unterstützen. Dann gibt es die Entscheidungsgremien wie Bundestag, Landtag bis hin zum Gemeinderat, die aber allesamt in ihren Entscheidungen gesteuert werden mit einseitigen, teilweise falsche Informationen, sodass sie in kurzer Zeit vergessen haben, woher sie kommen, wen sie vertreten, wer sie gewählt hat. Einige Zeit dachte man, es müssen mehr Frauen in die Gremien, damit die soziale Kälte etwas abgefedert wird. Das war ein Irrtum.
Helga isst bei der Tafel. Das kostet 7,20 Euro für die Hin-und Rückfahrt. Sie hat eine Rente von unter 600 Euro, als Haushaltshilfe erwarb sie keine Reichtümer. 53 Jahre arbeitete sie bei einer Hilfsorganisation, „ehrenamtlich“. Damit möchte ich mich wieder einmal mit einem Kommentar unbeliebt machen.
Zuletzt hat sie in der Altenbetreuung Menschen zum Arzt oder Einkauf begleitet, es gab fünf Euro auf die Hand. Die soziale, kirchliche Hilfsorganisation stellte den Betreuten oder der Krankenkasse 25 Euro pro angefangene Stunde in Rechnung.
Die Uhldinger Freiwillige Feuerwehr hat hunderte freiwillige Arbeitsstunden beim Auf- und Ausbau ihrer Unteruhldinger Wache geleistet, bis das Haus weit unter Wert verkauft wurde, und die Gemeinschaft vor Ort praktisch aufgelöst wurde.
Ein Kampfsportverein in Überlingen leistete „ehrenamtliche“ Arbeit für 300.000 Euro und mehr, er wird demnächst ohne Vereinsräume dastehen. Wie auch der Männergesangsverein in Unteruhldingen seine Unterkunft im Keller der Alten Schule verlor, weil der gesamte Gebäudekomplex, vermutlich „unter Preis“ einem Heiler überlassen wurde, der jetzt hofft bei einem Kauf, wahrscheinlich wieder deutlich unter dem Wert der Anlage, zum Zuge zu kommen.
Die Alte Schule ist ein Gebäude, das von der Einwohnerschaft unter hohen Belastungen gebaut wurde (Baubeginn 1907), Generationen geprägt hat und auch dort hat Helga ehrenamtlich Nachhilfestunden geleistet. Ihr Vorschlag einen Treffpunkt für die Altengemeinschaft vor Ort einzurichten wurde vom Gemeinderat zur Freude des CDU-Bürgermeisters( “ der mit dem goldenen Handschlag Politik macht“) abgeschmettert. Der Gebäudekomplex verfügt über eine professionelle Kücheneinrichtung und könnte nicht nur Helga den Weg nach Markdorf ersparen.
So gibt es zahlreiche Menschen mit ehrenamtlicher Biografie, die irgendwann ihre letzte Ruhestätte, anonym, unter einer Rasenfläche finden. Bei einer bescheidenen Hochrechnung hätte Helga bestimmt mehr als 130.000 Euro zzgl. Zinsen erwirtschaften können und sie hätte heute ein sorgenfreies Leben.
Die Frage bleibt, wie gehen wir mit dieser Leistung um, wenn Andrea Nahles (SPD) nach 35 Arbeitsjahren eine Basisrente verspricht, die weder ausreichend noch sozial ist, weil „ehrenamtliche“ Arbeit in dem Modell nicht vorkommt. Wenn ich das Salär und die Altersversorgung des Bundestagsabgordneten Kirschner zum Vergleich heranziehe wird mir vollends schlecht.
Ich habe Jahrzehnte im Kultur- und Jugendbereich ehrenamtlich gearbeitet und begreife diese Kälte der Gesellschaft nicht, die es einer Autobauerfamilie ermöglicht, in diesem Jahr, eine Millarde an Einkünften aus Aktien zu erhalten, während soziale Arbeit nicht gewürdigt wird. Wir brauchen ein solidarisches Modell, dass die Menschen ein selbstbestimmtes Leben auch im Alter leben können und damit einer sorgenfreien Zukunft entgegen gehen. Sonst sollten sie im dritten Nebenjob vielleicht doch besser sozialversicherungspflichtig im Gasthaus „um die Ecke“ arbeiten. Anstelle einer Ausbeutung durch das Ehrenamt, denn Pflege ist teuer, das hören wir täglich und aus welchem Grund Familien mit Kindern deutliche höhere Lasten tragen müssen, als Kinderlose, weil die Kinder für die Pflege der Eltern herangezogen werden, dass ist mir auch ein Rätsel.