Sí, se puede

seemoz-PAH-Stop-desnonaments„Ja, es geht“ heißt ein wahrlich sehenswerter Film über neue Formen des politischen Widerstands in Spanien. Zusätzliche Aktualität gewinnt der Streifen über die „Plattform der Hypothekengeschädigten“, weil die neue Bürgermeisterin in Barcelona aus deren Reihen stammt. Und weil solche Gruppen ein gewichtiges Wort bei den im Herbst anstehenden Wahlen in Spanien sprechen werden.

Die neugegründete Konstanzer Gruppe der Roten Hilfe zeigt am morgigen Dienstag im Treffpunkt Petershausen einen Dokumentarfilm über die „Plataforma de Afectados por la Hipoteca“ (PAH), eine neue Massenbewegung gegen Zwangsräumungen in Spanien. Nach dem Film laden die Veranstalter dazu ein, über Widerstandsformen, Beispiele der Selbstorganisation und kollektive solidarische Strukturen zu diskutieren.

Die Plattform der Hypothekengeschädigten/Plataforma de Afectados por la Hipoteca (PAH) gründete sich 2009 in Barcelona, um Widerstand gegen Zwangsräumungen zu organisieren. Sie ist heute einer der wichtigsten Organisationsstrukturen der gesellschaftlichen Mobilisierung gegen die Krise in Spanien. Mit dem Ausbruch der Immobilienkrise hatte eine Welle von Zwangsräumungen durch Spanien zu rollen begonnen. Zuvor waren Menschen jahrzehntelang von Politik und Banken zum Erwerb von Wohneigentum auf Hypothekenbasis gedrängt worden. Mit der Krise schnellten nicht nur die Hypothekenraten in die Höhe, ihre Folgen führten auch dazu, dass viele ihre monatlichen Raten nicht mehr zahlen können. Das Ergebnis sind bis heute hunderttausende Zwangsräumungen im gesamten Land (von über 550.000 Anordnungen ist die Rede).

Mittlerweile gibt es die PAH in über 200 Städten in Spanien. Die PAH versteht sich als horizontal und nicht hierarchisch organisierter Zusammenschluss von lokalen Plattformen, in denen Betroffene und mit diesen solidarische Menschen vor Ort zusammenarbeiten. Teilnahme und Mitarbeit setzen keine Mitgliedschaft voraus, sondern basieren auf dem Prinzip der Asamblea. Die PAH verhindert Zwangsräumungen, eignet sich leerstehende Gebäude an, organisiert nachbarschaftliche Solidarität, entwickelt Aktionen und Kampagnen und beteiligt sich an den spanischen Krisenprotesten.

Eine besondere Aktualität bekommt der Film durch den Wahlsieg von Ada Colau, die bei den spanischen Kommunalwahlen am 24. Mai 2015 als Spitzenkandidatin für das Wahlbündnis Barcelona en Comú (Barcelona vereint) antrat. Ada Colau war eine der Gründerinnen der PAH und ist seit dem 13. Juni 2015 Bürgermeisterin von Barcelona. In dem Film, der die PAH Barcelona über sieben Tage begleitet, wird Ada Colau in verschiedenen Interview-Beiträgen zu hören und zu sehen sein.

Dienstag, 23. Juni, 19 Uhr, Konstanz, Treffpunkt Petershausen: Sí, se puede! „Sieben Tage bei der PAH“. Dokumentarfilm (50 Min.) über die neue Massenbewegung gegen Zwangsräumungen in Spanien.

PM/jüg