Straub liest Qualtinger in der Zimmerbühne

Straub liebt Qualtinger: Den pensionierten Stadttheater-Schauspieler Hans Helmut Straub und den legendären österreichischen Schauspieler, Kabarettisten und Sänger Helmut Qualtinger, vor über 30 Jahren viel zu früh gestorben, verbindet eine künstlerische Liebe. Und nicht zum ersten Mal belegt Straub (Foto) das, wenn er in der Konstanzer Zimmer­bühne liest – dieses Mal „Die Hinrichtung“, ein Theaterstück in neun Bildern von Carl Merz und Helmut Qualtinger.

„Die Hinrichtung“ wurde 1965 im Wiener Volkstheater uraufgeführt. Das Stück hatte keinen Erfolg. Man hielt den Autoren C. Merz und H. Qualtinger vor, sie hätten Kabarettszenen abendfüllend plattgewalzt. Die spätere, von Qualtinger auf Platte gelesene Fassung unterscheidet sich vom Theaterstück, sie ist komprimierter und vor allem: Qualtinger liest alle Rollen selbst. Die Konstruktionsweise seines Stückes erinnert an das Absurde Theater, an Werke von Ionesco oder Mrozek.

Qualtinger benutzt eine absurde Idee, um den Normalfall anzugreifen. Der Unternehmer im Stück, der eine öffentliche Hinrichtung zu Unterhaltungszwecken organisiert, argumentiert so: „Wir alle müssen sterben. Die meisten tun es unbeobachtet, heimlich – im Verborgenen. Dabei ist das allgemeine Interesse am Tod ungeheuer. Mit seinem Tod könnte jeder Mensch so viel verdienen, dass er für sein Leben ausgesorgt hätte.“

Das Grundthema des Stückes, die Kritik an der Inhumanität der Konsumgesellschaft, erreicht durch psychologisch und sprachlich genaue Menschenzeichnung heute eine Aktualität wie je. Qualtinger stellt im Grunde dar, wie Menschen auf Inhumanität reagieren.

Nach der erfolglosen Premiere des Stücks „Die Hinrichtung“ 1965 am Volkstheater verlor Qualtinger seinen kongenialen Schreibpartner. „Mein Freund Merz hat wenigstens die Konsequenzen aus dem Stück gezogen,“ kommentierte er bitter, „er hat sich umgebracht.“

P.S. von Hans Helmut Straub
Meine Verehrung und Bewunderung Helmut Qualtingers hat mich dazu bewogen, nach dem Einpersonenstück „Der letzte k.u.k. Scharfrichter Josef Lang“, das ich unter der Regie von Carlos Trafic auf der Werkstattbühne gespielt habe, eine Leseaufführung des personenreichen Stückes „Die Hinrichtung“ zu wagen. Ich blieb damit sozusagen im selben Milieu. Der Wiener Tonfall kam mir sehr entgegen und war mir durch den „Bockerer“ und einem Nestroystück, die ich unter der Regie von Otto Schnelling gespielt habe , schon zur zweiten Natur geworden. Ich las also „Die Hinrichtung“ 1987 beim Theaterfest in der rappelvollen Werkstatt mit großem Erfolg. Dieser stellte sich auch 2014 in der Zimmerbühne ein. Hoffentlich auch 2018.

Was: Straub liest Qualtinger: Die Hinrichtung
Wo: Zimmerbühne in der Konstanzer Niederburg
Wann: Freitag, 2. Februar, 20 Uhr

Eintritt: 10 Euro, Reservierung: (0049) 07531/ 91 72 63

MM (Foto: Zimmerbühne)