Teufelskreis aus Rassismus und Armut

„Sichere Herkunftsstaaten“ für Roma? Wie geht es Roma-Flüchtlingen, die in Westbalkan-Länder per „freiwilliger Ausreise“ zurück gekehrt sind? Weshalb kommen aus der Slowakei so viele Bettler? Eine Ausstellung dokumentiert, ein Vortrag klärt auf – ab Montag in Konstanz.

Auch wenn nicht wenige Roma hierzulande arbeiten und Steuern zahlen, oft ohne sich zu outen, ist die Lage vieler Roma in solchen Herkunftsländern prekär, perspektivlos und oft bedrohlich. Die Situation solcher Roma in den von deutschen Politikern so genannten sicheren Herkunftsländern verdeutlicht Manuel Werner in seinem Vortrag. Anhand der vier wichtigen Säulen Wohnverhältnisse, Gesundheitsversorgung, Bildungsmöglichkeiten und Arbeit lässt sich ein alltäglicher Teufelskreis aus Rassismus und Armut festmachen, der sich wechselseitig bedingt und auflädt. Aus jahrzehntelanger Erfahrung stellt Manuel Werner Beispiele von Lebensrealitäten „freiwillig Ausgereister“ wie auch von Bettlern vor.

Begriffe und Unwörter wie „Sozialtourismus“, „Armutsmigration“, „Wirtschaftsflüchtlinge“, „Einwanderung in die Sozialsysteme“ sind seit Jahren und zunehmend in allen deutschen Medien zu lesen oder zu hören. Mitunter assoziieren Politiker, dagegen müsse man „sich wehren bis zur letzten Patrone“. Besonders im Zusammenhang mit Ost- und Südosteuropa prägen solche dominanten Begleittöne und Schlagwörter seit vielen Jahren die Debatten aller politischen Richtungen um die Einwanderung in die deutsche Migrationsgesellschaft und bei Flüchtlingen.

Mit diesen Begriffen wird Politik gemacht, wird auf Stimmenfang gegangen, insbesondere, wenn es um Roma geht. Meist kennen die Betreffenden diejenigen nicht, die sie diffamieren. Wie aber verhält es sich, wenn man Begegnung mit den Betroffenen sucht, mit ihnen redet, sie besucht, sich besuchen lässt, ihre Situation wahrnimmt, zusammen mit ihnen etwas gegen die Misere aufbaut?

Manuel Werner, in der Nürtinger Initiative AHOI, im AK Sinti/Roma und Kirchen Baden-Württemberg und im Netzwerk Roma- und Sinti-Initiativen aktiv, schildert aus der Praxis.

Ausstellung: „Den Roma im Landkreis Konstanz ein Gesicht geben“ von 26. September bis 21. Oktober im Treffpunkt Petershausen, Georg-Elser-Platz 1, 78467 Konstanz.

Vernissage und Vortrag: Manuel Werner: „Sichere Herkunftsstaaten“ für Roma? Montag, 26. September, 19 Uhr, Konstanz, Treffpunkt Petershausen.

Veranstalter: Forum azilon – Asyl und Menschenrecht Konstanz präsentiert die Ausstellung des Freundeskreis Asyl Radolfzell e.V.

MM/hpk