Wenn das Wegschauen tötet

20130822-222448.jpgGeht es noch aktueller? Seit letzten Donnerstag ist der Bericht des NSU-Bundestags-Ausschusses veröffentlicht: Komplettes Behördenversagen auf 1000 Seiten, nachzulesen auf der Bundestag-Homepage. Fünf Tage darauf, am 27. 8., berichtet in Konstanz eine Insiderin über die Hintergründe: Katharina König ist Mitglied im Untersuchungsausschuss in Thüringen, der sich ebenfalls um die Aufklärung der NSU-Morde kümmert

Der Kreisverband der Linken lädt am 27. August zu einer Veranstaltung mit Katharina König (s. Foto) zu den Hintergründen faschistischer Umtriebe, der NSU und der Rolle staatlicher Geheimdienste ein. Die Referentin sitzt für die Linke im thüringischen Landtag und ist Mitglied im dortigen Untersuchungsausschuss, der sich mit der Aufklärung der NSU-Morde befasst.

Die Referentin ist im Jena der 90er Jahre aufgewachsen – Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe sind ihr ebenso wie Ralf Wohlleben, Andre Kapke, Tino Brandt und viele andere bereits von damals bekannt. Übergriffe auf beispielsweise das Jugendzentrum JG-Stadtmitte, aber vor allem auf antifaschistisch engagierte Menschen, durch die Thüringer Naziszene erlebte sie teils persönlich mit.

Seit Monaten versucht der Untersuchungsausschuss in Thüringen, sich der Atmosphäre der 90er Jahre anzunähern und das Versagen der Zuständigen aufzuklären. Katharina König will nicht nur über die 13 Jahre des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ und die bisherigen Ergebnisse der Aufklärung reden. Sie wird auch über das bundesweite Netz, das diese Verbrecher unterstützt hat, ebenso berichten wie über die Verstrickung von Verfassungsschutz, Militärischem Abschirmdienst sowie Landes- und Bundeskriminalamt. Und sie wird aufzeigen, dass die Vertuschungsaktivitäten deutscher Behörden weiter gehen: Akten, die den Untersuchungsausschüssen zur Verfügung gestellt werden müssen, sind bis zur Unkenntlichkeit geschwärzt, plötzlich verschwunden oder geschreddert.

Katharina König wird die gesellschaftliche Entwicklung aufzeigen, in welcher Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe politisch sozialisiert wurden und in der rechte Netzwerke entstehen konnten, aus denen diese Mordserie resultiert.

Die Veranstaltung: Dienstag, 27. August, 19 Uhr, im Hotel Barbarossa, Konstanz.

Autor: PM/hpk