Werden Sie islamische/r Krankenhaus-Seelsorger/in

Muslimen fehlt bei Krankheit, insbesondere in krisenhaften Situationen, die Begleitung durch islamische Seelsorgerinnen und Seelsorger, die ihre Sprache sprechen und den kulturellen und religionsspezifischen Hintergrund haben. Um diesem Missstand abzuhelfen, gibt es am Sonntag eine Informationsveranstaltung zur islamischen Krankenhaus-Seelsorge in Konstanz und der Bodenseeregion, organisiert von der Integrationsbeauftragten Elke Cybulla

In der Region soll nach der Ausbildung, beginnend Ende September, die islamische Krankenhausseelsorge ab Juli 2014 etabliert werden. Das Ministerium für Integration Baden-Württemberg unterstützt diese Initiative. Die Förderung konzentriert sich auf die Vorarbeiten in der Region und die Sicherstellung der begleitenden Supervision und Fortbildungsmaßnahmen in den Jahren 2013 bis 2015.

Basisausbildung und Zusatzausbildung Krankenhausseelsorge, zu dessen Lehrplan der Zentralrat der Muslime seine Zustimmung gegeben hat, umfassen rund 190 Stunden Unterricht und 55 Stunden Praktikum in einer Krankenanstalt, begleitet von 25 Stunden Supervision. Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer meist unter der Woche berufstätig sind, findet der Unterricht an den Wochenenden statt. Ausbildungsort ist mit Blick auf die Entfernung und Fahrtzeit aller TeilnehmerInnen Sigmaringen.

So ist es möglich, unter Berücksichtigung der Ferienzeiten die Ausbildung im Zeitraum von sieben bis neun Monaten zu absolvieren und dann die ehrenamtliche Tätigkeit in den Krankenanstalten aufzunehmen.

Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz

Voraussetzung für die Arbeit als Krankenhausseelsorger/in ist die Zweisprachigkeit, meist die Beherrschung der deutschen und der türkischen oder auch der arabischen Sprache. Nur durch die Mehrsprachigkeit können die Seelsorgerinnen und Seelsorger Gespräche mit den Patienten und Verwandten führen, sich aber auch mit Ärzten und Pflegekräften besprechen. Zudem sollte die Familie der Bewerberinnen und Bewerber mit der Tätigkeit einverstanden sein und der Arbeitgeber sollte darüber informiert sein.

Bei der Informationsveranstaltung wird auf das Thema der persönlichen Eignung besonders eingegangen, weil diese entscheidend für die Seelsorgetätigkeit und die Integration in die Organisation der Krankenanstalten ist.

Die Initiative und ihre Geschichte

Eine erste Initiative gab es in den Jahren 2008 bis 2010 mit Pilot-Ausbildungsgängen „Islamische Seelsorge“ für 32 islamische Seelsorgerinnen und Seelsorger, die vom Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e.V. durchgeführt wurde. Herkunftsländer der Seelsorgerinnen und Seelsorger waren Ägypten, Bosnien, Deutschland, Mazedonien, Pakistan, Türkei und Tunesien.

Nach einer viel beachteten Fachtagung im Jahr 2010 und einer Evaluierung wurde im Mai 2011 die Initiative „Islamische Krankenhaus-Seelsorge in der Metropolregion Rhein-Neckar“ vom Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e.V. angestoßen.

Seit Juli 2012 sind nun nach Ausbildung im 1. Halbjahr an 21 Krankenhäusern, Kliniken und psychiatrischen Anstalten in der Metropolregion Rhein-Neckar islamische Seelsorgerinnen und Seelsorger tätig. Damit wurde erstmals in Deutschland der wichtige Schritt in die Versorgung einer Region gemacht und die Vernetzung auch in Richtung Notfallseelsorge oder bei Großschadensereignissen möglich. Und so geht es nun weiter mit einer weiteren Region in Baden-Württemberg die von Balingen und Biberach südwärts bis zum Bodensee mit Lindau reicht. Die Seelsorge wird für Muslime das, was sie für jede Bürgerin und jeden Bürger sein sollte: Normalität und Hilfe in krisenhaften Lebenssituationen.

Autor: PM/hpk

Veranstaltung: In Konstanz findet am 14. Juli im Stadtteilzentrum Treffpunkt in Petershausen, Georg-Elser-Platz 1, von 17.00 bis 19.00 Uhr eine Informationsveranstaltung statt, bei der sich nicht nur die muslimische Bevölkerung über die Initiative informieren kann.