Zebra-Kino: Abseits des Mainstreams
Prostitution und Menschenhandel, Gruseliges und Märchenhaftes, und die Abgründe moderner Medien – wieder einmal zeigt das Konstanzer Zebra-Kino in der kommenden Woche ein internationales Programm für FreundInnen des Kinos abseits des Mainstreams. Und wieder einmal künstlerische Filme, die im kommerziellen Kino keine Chance haben – und das zu kostendeckenden Eintrittspreisen (5 Euro/montags 4/ für Fördermitglieder 3/ bei Familienfilmen 2,- Euro)
Borgman
NL/BE/DK 2013, 113 min, Regie: Alex van Warmerdam, FSK 16, OmU
Mit Jagdwaffen aus ihren Höhlen im Waldboden vertrieben, befinden sich drei zerzauste Gestalten auf der Flucht. Hager, verdreckt und gehetzt erreicht einer von ihnen einen betuchten Vorort und erbittet bei den Bewohnern, ein Bad nehmen zu dürfen. Die gewalttätige Zurückweisung durch einen Hausherren öffnet den Weg in das Gewissen der Ehefrau. Das ermöglicht Borgman (s. Foto), sich auf perfide Weise in das bürgerliche Idyll einzuschleichen. Er nistet sich in die Strukturen und die Köpfe der Familie ein und zermürbt sie. Die Infiltration durch das Böse nimmt seinen Lauf – man folgt fasziniert und verwundert den Manipulationen Borgmans, die einer absurden Logik folgen. Schnell ist klar, er und seine Handlanger aus dem Wald verfolgen finstere Ziele, ihre Intentionen bleiben jedoch unbekannt.
Spieltermine: 08.01. 20:00 / 09.01. 21:45 / 10.01. 19:00 / 12.01. 21:45 / 16.01. 21:45 / 19.01. 19:00
Nightcrawler
USA 2014, 117 min, Regie: Dan Gilroy, FSK 16, OmU
„If you want to win the lottery, you have to make the money to buy the ticket“. Oder auf Deutsch: „Um im Lotto zu gewinnen, muss man erst das Geld für das Ticket verdienen.“ Für Lou Bloom, einem arbeitslosen Einzelgänger auf verzweifelter Jobsuche, wird dieser Spruch zum persönlichen Mantra. Sein persönlicher „American Dream“ ist jedoch nicht der buchstäbliche Werdegang vom Tellerwäscher zum Millionär. Eines Nachts wird er nicht nur Augenzeuge eines Autounfalls auf dem Freeway, sondern auch dem skrupellosen Vorgehen eines Kamerateams, das die lokalen TV-Sender mit möglichst drastischen Bildern versorgt.
Lou ist äußerst fasziniert und beeindruckt davon und beschließt daraufhin, selbst in diese Branche einzusteigen. Erste Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. Und so macht er sich bald auf Anweisung von der Chefin eines örtlichen Nachrichtensenders, auf den nächtlichen Weg, um sie mit zunehmend krasserem Material zu versorgen. Dass er dabei schon sehr bald selbst nachhelfen muss, scheint ihm dabei herzlich egal zu sein. Angestachelt vom Erfolg wird Lou immer skrupelloser und beginnt schnell, Grenzen zu überschreiten. Auf seinem Weg nach oben ignoriert Lou dabei das eigene Grab, das er sich zu schaufeln droht.
Spieltermine: 09.01. 19:00 / 10.01. 21:45 / 11.01. 20:00 / 12.01. 19:00
Hilfe! Ich bin ein Fisch
DE/IR/DK 2000, 80 min, Deutsche Fassung
Die Geschwister Fly und Stella gehen mit ihrem Cousin Chuck ans Meer fischen. Dort werden sie von einem Sturm überrascht und suchen Zuflucht im Labor des genialen Meereswissenschaftlers Professor Mac Krill. Der verrückte Professor möchte alle Menschen in Fische verwandeln, um das Problem der Überbevölkerung zu lösen. Aus Versehen kostet die kleine Stella von dem „Verfischungstrank“, verwandelt sich in einen Seestern und wird ins Meer hinaus gespült. Um sie zu retten, trinken Fly und Chuck ebenfalls von dem Zaubergebräu. Das Meer ist aufregend und bunt, doch bald müssen die drei feststellen, dass die Tiefsee auch einige Gefahren birgt …
Spieltermin: 11.01. 17:00
Die Fliege in der Asche
Argentinien 2009, 98 min, Regie: Gabriela David, OmU
Viel zu selten landen die Themen Menschenhandel und Zwangsprostitution auf der Kinoleinwand. In ihrem letzten Langfilm erzählt die 2010 gestorbene argentinische Regisseurin Gabriela David von dem Landei Nancy, die aus ihrem Dorf weg will. Eine Agentin bietet ihr an, in Buenos Aires als Dienstmädchen zu putzen. Doch das naive Mädchen wird mit seiner klugen, ehrgeizigen Freundin Pato in ein schäbiges Wohnungsbordell verschleppt, wo beide „ihre Schulden“ abarbeiten sollen.
Pato rebelliert gegen die Prostitution, wird verprügelt, eingesperrt und mit dem Tod bedroht. Nancy scheint kaum richtig zu verstehen, was passiert. Sie setzt schnell wieder ihr strahlendes Lächeln auf und bedient die Freier. Dabei sind Bilder, in denen sie lachend scheußlichen Männern auf dem Schoß sitzt, ebenso erschreckend, wie die Geschichte, die sie Pato später erzählt: „Er ist so sanft. Früher kam zu uns ein Onkel, den ich gern mochte. Der war auch so sanft.“
Obwohl das Haus in einem belebten Szeneviertel liegt, ist es völlig abgeschottet, klaustrophobisch und für seine kindlichen Insassen der einsamste Ort der Welt, wo jeder Hilfeschrei ungehört verhallt. Die Familien auf den benachbarten Balkonen, der Blumenhändler auf der anderen Straßenseite: alle schauen weg.
„Die Fliege in der Asche“ wird als Sonderveranstaltung in Kooperation mit der „Terre des Femmes“-Hochschulgruppe Konstanz gezeigt.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Spieltermin: 13.01. 20:00
Autor: PM/hpk