Zebra-Kino: Spanien, 2x Japan, Dänemark

seemoz-islaminimaInternational geht es diese Woche wieder im Konstanzer Zebra-Kino zu: Es geht um Morde während der Franco-Diktatur in Spanien, um eine besondere japanische Sicht auf die Französischen Revolution, um Migranten und andere Außenseiter in Kopenhagen und um die Wirrnisse der Filmindustrie in Tokio. Kurzum: Für jede(n) etwas – vom Thriller bis zum Zeichentrickfilm.


La Isla Minima

ESP 2014; 105 Min.; Regie: Alberto Rodríguez; Mit: Javier Gutiérrez, Raúl Arévalo, María Varod u.a. FSK 16, Spanische Originalversion mit deutschen Untertiteln.

Als die beiden Kriminalbeamten Juan und Pedro im Jahr 1980 in die tiefste andalusische Provinz beordert werden (s. Foto), um dort den Mord an einer Jugendlichen aufzuklären, ahnen sie noch nicht, wie schwer ihnen nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch ihre eigenen persönlichen und politischen Einstellungen zu schaffen machen werden. Dass sich der Mord als nur ein Fall einer ganzen Serie brutaler Gewaltverbrechen herausstellt, macht die Sache nicht einfacher.

Man täte dem Film Unrecht, ihn als eine spanische Variation der hitzigen, amerikanischen Südstaatenkrimis abzustempeln. Viel Wert legt Rodríguez darauf, seine packende Geschichte nicht nur als klassischen Who‘s-Done-It?-Plot zu erzählen, sondern vor allem als Porträt des ländlichen Spaniens 50 Jahre nach Ende der Franco-Diktatur und kurz nach Einführung der Demokratie zu zeichnen.

Spieltermine: Do., 29.9.,19:30 (mit kurzer Einführung und Tapas), Fr., 30.9., 21:45, Sa., 1.10., 19.30, Mo., 3.10., 21 Uhr


Lowlife Love

JAP 2016; 99 Min.; Regie: Eiji Uchida; Mit: Kiyohiko Shibukawa, Kanji Tsuda, Kanji Furutachi u.a. FSK 16, Japanische Originalversion mit deutschen Untertiteln.

Tetsuo ist ein richtiger Versager. Mit Ende 30 lebt er immer noch bei seiner Mutter und schmarotzt sich ohne jede Scham durchs Leben. Eigentlich ist er ja Indie-Film-Regisseur, doch mit dem Filmen will es auch nicht so richtig klappen. Noch immer zehrt er am längst vergangenen Erfolg seines einzigen Hits und dreht mit seinem Kumpel Mamoru Pornofilme, um über die Runden zu kommen. Doch beim Casting zu seinem neuen Film tauchen Minami und Ken auf. Minami will Schauspielerin werden und Tetsuo erkennt schnell ihr Starpotenzial. Ken ist ein begabter Drehbuchautor und hat ein brillantes Skript verfasst. Tetsuo wittert seine Chance, wieder an frühere Erfolge anzuknüpfen, wäre da nur nicht das verhasste Kommerzkino, das ebenfalls einen Blick auf seine beiden Schützlinge geworfen hat. Der Film zeigt unbequeme Wahrheiten der Filmindustrie, ohne dabei seinen Humor zu verlieren. Und zu guter Letzt scheint es, so zynisch das klingen mag, dann sogar noch etwas Hoffnung für die Wannabe-Oscargewinner von morgen zu geben.

Spieltermine: Do., 29.9., 21:45, Fr., 30.9., 19:30, Sa., 1.10., 21:45, So., 2.10.16, 20 Uhr


The Contest

DEN 2013; 93 Min.; Regie: Martin Siehe-Renard; Mit: Laura Christensen, Ole Dupont, Sylvester Espersen Byder, FSK 6, Deutsche Fassung.

Karl liebt die Natur. Als er vom geliebten Land in die Großstadt Kopenhagen ziehen muss, macht ihm das schwer zu schaffen. In der lauten, schrillen Metropole findet sich der Junge so gar nicht zurecht. Erst als er die junge selbstbewusste Sawsan kennenlernt, scheint er endlich mit der neuen Situation umgehen zu können. Das türkisch-stämmige Mädchen bringt ihm bei, anständiges Dänisch zu sprechen und in der Stadt klar zu kommen. Aber auch Sawsan hat ihre Probleme: Ihr größter Wunsch ist die Teilnahme an einer Fernseh-Casting-Show, doch dies geht ihren konservativen Eltern gewaltig gegen den Strich. Karl will ihr helfen und schmiedet einen Plan. Schon bald sucht ganz Dänemark nach den beiden Kindern.

Spieltermine: So., 2.10., 17:30 Uhr


Belladonna of Sadness

JAP 1973; 93 Min.; Regie: Eiichi Yamamoto; Mit: Tatsuya Nakadai, Katsuyuki Itô, Aiko Nagayama u.a., FSK 16, Japanische Originaversion mit deutschen Untertiteln.

Gerade erst hat sie geheiratet, da wird Jeanne schon von einem tyrannischen Fürsten und seinem Hofstaat vergewaltigt. Um ihre Qualen zu lindern, schließt sie einen Pakt mit einem kleinen Teufel in Phallusgestalt, der im weiteren Verlauf gewaltiger wird. Durch den Pakt steigt Jeanne im Dorf stetig weiter auf, während um sie herum die Französische Revolution ausbricht und Armut und Pest die Bevölkerung langsam dahinraffen. Doch wie das mit mächtige Frauen in dieser feudalen Gesellschaft so ist, wird Jeanne schon bald als Hexe gebrandmarkt und muss aus ihrem Dorf fliehen.

43 Jahre ist es her, dass dieser rauschhafte Kult-Anime von Eiichi Yamamoto das Licht der Welt erblickte, jetzt kommt der Film wieder zurück ins Kino – und zwar in einer frisch restaurierten 4K-Fassung.

Der Film basiert auf dem 1863 erschienenen Sachbuch Satanismus und Hexerei und kombiniert es mit Anspielungen auf das Leben der Widerstandskämpferin Jeanne d’Arc. In Gestalt eines psychodelischen Experimentalfilms ist Bella Donna of Sadness nicht nur ein furchtlos-provokanter Exploitation-Reißer, sondern auch ein bitteres Plädoyer gegen die Unterdrückung starker Frauen.

Spieltermine: Mo., 3.10., 19 Uhr


MM/hpk