Ein Revolutionär der Luftfahrt

Als Anfang des 20.Jahrhunderts den englischen Gebrüdern Wright die ersten Motorflüge gelangen, wurde damit ein entscheidendes Kapitel in der zivilen Luftfahrt aufgeschlagen. Zu jener Zeit bastelte der  junge deutscher Ingenieur Alexander Baumann in seinem Konstruktionsbüro in Zwickau bereits eifrig an revolutionären Plänen.

Geboren wurde der geniale Konstrukteur 1875 in Heilbronn. Schon 1910 berief man ihn an den neugeschaffenen und wohl weltweit ersten luftfahrttechnischen Lehrstuhl der Technischen Hochschule Stuttgart. Die Fachwelt war aufmerksam auf ihn geworden, weil er weit und breit der einzige war in Deutschland, der öffentliche Vorträge über Flugzeugbau hielt. Kurz darauf wurde Baumann mit der Entwicklung von Großflugzeugen beauftragt, für viele damals ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Professor der Technischen Hochschule in Berlin war davon überzeugt, „dass sich diese Apparate niemals zu sicheren Verkehrsmitteln ausarbeiten werden“.

Doch der Heilbronner ließ sich davon nicht beirren und revolutionierte in jahrelanger Arbeit die Flugzeugtechnik. Mit Erfolg; Am 11.April 1915 hob sich im thüringischen Gotha ein von ihm konstruierter Riesenvogel in die Lüfte. Das zu jener Zeit größte Flugzeug der Welt, ein Doppeldecker, hatte eine Flügelspannweite von gut 43 Meter, maß in der Länge 42 Meter und war mit drei Maybachmotoren ausgestattet, die zusammen 720 PS aufwiesen. Das gewaltige Flugschiff war das erste einer ganzen Serie von Großflugzeugen.

Die Triebfeder für den Forschergeist Alexander Baumanns war immer die Weiterentwicklung des zivilen Langstreckenflugverkehrs. Der Erste Weltkrieg aber machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die von ihm konstruierten Großflugzeuge trugen nun keine Menschen über die Ozeane sondern todbringende Bomben hinter die feindlichen Linien.

Nach dem Krieg lag auch der Flugzeugbau in Deutschland am Boden, denn durch den Versailler Vertrag durften hierzulande keine Flugzeuge mehr gebaut werden. Das änderte sich erst wieder ab 1923. Baumann ließ sich in Stuttgart nieder, schrieb Aufsätze und hielt viel beachteteVorträge über sein Spezialthema.

1925 ging er nach Japan, die Firma Mitsubishi hatte ihm einen Zeitvertrag im Flugzeugbau angeboten. Dort konstruierte er mehrere Modelle und verfestigte seinen mittlerweile internationalen Ruf als herausragender Pionier der modernen Luftfahrt.

1927 kehrte er nach Deutschland zurück. Kurz zuvor hatte ihn die Technische Hochschule Hannover zum Dr.-Ing h.c. ernannt. Doch die Freude darüber wurde von einem persönlichen Schicksalsschlag getrübt. Seine Frau war todkrank und starb 1928. Das brachte Baumann, der selber nie ein Flugzeug flog, völlig aus dem Gleichgewicht. Er wurde zum Kettenraucher und starb, gerade 53-jährig, zwei Monate nach dem Tod seiner Frau an Nikotinvergiftung. Sein Name ist weitgehend vergessen, doch der Konstrukteur der für damalige Zeiten revolutionären Großflugzeuge war zweifellos einer der Baumeister für den modernen Flugverkehr.

Foto:  © Michael Hirschka / PIXELIO
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AutorIn: Holger Reile