seemoz hört auf….

…bescheiden zu sein. Warum auch? Die Zahl der Besucher steigt Monat für Monat und hat im Juli ihren Höchststand erreicht. Für viele im Landkreis Konstanz und darüber hinaus ist seemoz „unverzichtbar“ geworden und hat sich als wichtiges Korrektiv zum Medienelend vor Ort gemausert. Nun ist Zeit für weitere Schritte.

Rund 5000 unterschiedliche PC´s tummeln sich monatlich auf unseren Seiten. Für eine kleine Internetpublikation ein mehr als veritables Ergebnis. Das Werbebanner füllt sich langsam und die Einnahmen sorgen dafür, dass unsere Kosten – Webmaster, Telefon, Internet etc – gedeckt sind. Wo kann man heutzutage für 50 Euro eine kleine Werbung platzieren, die monatlich von mehr als 15 000 BesucherInnen wahrgenommen wird? Wer Werbung in vergleichbarer Größe bei der Tageszeitung ordert, zahlt mehr als das zehnfache, wird mit viel Glück kurz bei der Frühstückslektüre mitgenommen und landet abends beim Altpapier. Bei seemoz sitzen die Werbekunden rund um die Uhr in der ersten Reihe.

Inhaltlich haben wir im zweiten Jahr unsere Schwerpunkte mehr in Richtung Lokalpolitik verlagert. Das hat sich nachweislich ausgezahlt und den Leserkreis nochmals deutlich vergrößert. Dennoch klaffen Lücken, die wir gerne Stück für Stück schließen möchten. Zuviel Interessantes bleibt auf der Strecke oder wird nur angetextet. Die simple Erklärung: Es fehlt an Mitarbeitern, an halbwegs begabten Schreibtätern, die sich einer Geschichte annehmen, sie hartnäckig bearbeiten und gegebenenfalls gegen den Strich bürsten. Zwar ist es uns gelungen, überwiegend bekannte AutorInnen aus dem In- und Ausland zu rekrutieren, aber vor Ort benötigt seemoz dringend neugieriges und engagiertes Bodenpersonal. Spannende und zum Teil schon anrecherchierte Themen stapeln sich auf unseren Schreibtischen, doch wer erbarmt sich ihrer?

Dabei war der Bedarf an kritischem Journalismus an unseren Seeufern selten größer als dieser Tage. Der „Südkurier“ befindet sich seit geraumer Zeit im ungebremsten Sinkflug Richtung Boulevard. Nahezu jeder zweite Beitrag riecht deutlich nach verkappter Werbung oder verstreut alberne Erkenntnisse: Nicht alle Eiskugeln sind rund/ In der Stadt gibt es mehr Links- als Rechtskurven/ Abends wird es ab Herbst schneller dunkel – undsoweiter.

Wenn der Redaktion überhaupt nichts mehr einfällt, müssen Leserreporter herhalten und werden bei drohenden Gewittern in die Botanik geschickt, um möglichst große Hagelkörner zu fotografieren. Anschließend setzt man dann mehrere hundert Bilder miesester Qualität auf die Online-Seiten, um damit die Click-Raten nach oben zu treiben. Ein billiger Trick, der sich allerdings rumspricht. Immer mehr LeserInnen fühlen sich verprellt und überlegen, zukünftig ganz oder teilweise auf die Printausgabe zu verzichten. Tenor: „Die zwei oder drei halbwegs interessanten Artikelchen können wir auch online lesen, den Rest kann man vergessen“.

Das führt dazu, dass die Bodensee-Illu aus dem Hause Holtzbrinck ihre absolute Meinungshoheit vergangener Jahre weitgehend verloren hat. Nicht nur seemoz ist bei aktuellen Themen oftmals schneller und besser, auch dornroeschen, die zweite Internetpublikation in Konstanz, hat dem Südkurier schon mehrmals gehörig das Wasser abgegraben.

Auf vielfachen Wunsch wird seemoz im Herbst zu einer öffentlichen Debatte laden. Wir wollen dabei herausfinden, wie unsere LeserInnen das Medien-Projekt seemoz einschätzen und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Wie stellen wir es an, neue MitarbeiterInnen ins Boot zu hieven? Natürlich wird auch die finanzielle Situtation ein Thema sein. Wie schaffen wir es, seemoz auf eine halbwegs solide wirtschaftliche Grundlage zu stellen? Könnte sich ein Freundes- und Unterstützerkreis gründen, der seemoz auch finanziell den Rücken stärkt? Was wäre von einem Genossenschaftsmodell zu halten? Diese und andere Fragen mehr sollen diskutiert werden. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Zum Schluß ein technischer Hinweis: Wahrscheinlich wird seemoz am 8. und 9.8. kurzfristig abtauchen. Unser Oberwebmaster will am System schrauben und einiges verbessern. Wir informieren auch darüber umgehend.

Autor/In: Holger Reile