Ein Förderkreis für seemoz

„Ja, wir wollen seemoz unterstützen“, so die einhellige Meinung beim seemoz-Sympathisanten-Treff. Und: „Die publizistische Alternative zu gedruckter Hofberichterstattung und virtuellen Polizeiberichten ist uns wichtig“. Diskussionsergebnis waren dann auch etliche Anregungen, wie wir die Zeitung besser, vor allem aber, wie wir sie rentabler machen können. Beide Male gilt: with a little help of our friends.

Zugegeben, es hätten mehr Leser, Unterstützer, Sympathisanten kommen können. Doch Feiertagsstress und Schneegestöber, Weihnachtsfeiern und Knochenbrüche sorgten für reichlich Absagen, so dass wir über die knapp 20 Besucher schon wieder froh waren. Die aber beteiligten sich ausnahmslos an einer munteren, zweistündigen Diskussion, die zahlreiche Anregungen zutage förderte.

Nein, als gedruckte Zeitung, so mit Druckerschwärze und Setzfehlern, wird seemoz wohl dauerhaft nicht erscheinen, obwohl die letzten drei Buchstaben von seemoz ursprünglich ja als Abkürzung für „Monatszeitung“ gemeint waren. Zu teuer, zu aufwändig, zu wenig aktuell und zu wenig zeitgemäß – so nicht nur das Urteil der seemoz-Macher auf unserem Treff. In einer Zeit, da News fast zeitgleich via Netz in alle Welt befördert werden, erscheint nicht nur uns, sondern Medienmenschen all überall, die Printfassung einer Monatszeitung zum Auslaufmodell zu werden.

Und – das sagen Journalisten auch allzu gerne – unsere Leser geben uns recht. Die Zugriffszahlen auf unsere Seiten steigen seit unserem Start im Mai 2007 fast täglich. Nach wenigen hundert Tages-Klicks in 2007 liegen wir nun bei regelmäßig über 4000 Aufrufen pro Tag, Tendenz weiterhin steigend: Die höchsten Zugriffszahlen verzeichnen wir montags und freitags, die intensivsten Lesestunden liegen zwischen 09 und 11, dann zwischen 13 und 14 Uhr und erstaunlicherweise in der Stunde nach Mitternacht. Die meisten Computer, von denen wir angeklickt werden, stehen bei der Konkurrenz von „Südkurier“ und „Schwäbische Zeitung“ (da wurde den Redakteuren schon mal der seemoz-Zugang gesperrt) und bei der Konstanzer Stadtverwaltung. Der morgendliche Klick dort ist womöglich angstbesetzt: Schon wieder eine Kathamaran-Pleite, wieder ein Wohnungsleerstand oder gar ein Hassprediger? Dass seemoz erst jüngst vom Verteiler der städtischen Presse-Mitteilungen (PMs) gestrichen wurde, hat mit unserem traditionell guten Verhältnis zu verwaltenden Bedenkenträgern rein gar nichts zu tun. Unseren Lesern zur Beruhigung: Wir kommen an die Informationen auch anderswie.

Regelmäßige, wenn auch vereinzelte Leser haben wir in Neuseeland, New-Mexiko und weltweit, rund 20 Prozent unserer Leserschar wohnt aber im Thurgau, sehr viel weniger im Allgäu, Vorarlberg und „Übersee“, die meisten, nahezu 70 Prozent, in Stadt und Land Konstanz. „Warum das nicht veröffentlichen?“ war folgerichtig eine Idee im workshop. Wir werden also daran arbeiten, eine „Statistik-Spalte“ zu installieren: Wie viele Leser gerade jetzt, heute, letzte Woche? Das soll zukünftig auf unserer Startseite zu sehen sein – in wenigen Wochen wird dieser Vorschlag realisiert. Wenngleich wir uns der Widrigkeiten, aber auch der Manipulations-Möglichkeiten von Computer-Statistikprogrammen durchaus bewusst sind…

Dennoch: Vielleicht beeindruckt das ja auch Werbekunden, von denen wir bislang viel zu wenige haben. Natürlich wäre manchem Werber ein weichgespülter seemoz lieber – die „muslimische Kontaktanzeige“ wird darum bei uns genau so wenig Kunde werden wie die Kathamaran-Reederei; der Kreis möglicher Werbekunden bleibt wohl beschränkt. Gleichwohl könnten, so eine Anregung der Diskussionsrunde, über die – immerhin steuerlich absetzbare – Bannerwerbung die Einnahmen für seemoz erhöht werden, indem einzelne Kunden, freiwillig und von sich aus, den Preis erhöhten.

Solche Ideen wurden weiter gesponnen. Von einer Genossenschaft war die Rede oder von einem Förderverein, sogar eine Verlagsgründung wurde erwogen. Einig wurden mann und frau sich schließlich in der Sympathisanten-Runde, einen Förderkreis ins Leben zu rufen. Ohne aufwändige Formalien, ohne lästige Verpflichtung. Und das soll so laufen: Die Redaktion veröffentlicht auf der Startseite einen Aufruf nebst Kontoverbindung, in dem um einen monatlichen Beitrag von mindestens fünf Euro (es darf ruhig auch ein wenig mehr sein) gebeten wird – das kann durchaus als freiwilliges Zeitungsabonnement verstanden werden, doch auch einmalige Spenden sind stets willkommen.

Zusagen gibt es bereits – sie reichen von monatlich acht Euro (wie, lieber Herr Rennebach, kommen Sie auf diese krumme Summe? Sei’s drum, besten Dank) über mehrfach 20 Euro bis zu einem Spenden-Versprechen in dreistelliger Höhe. Was doch zeigt, dass es genügend Leser gibt, denen seemoz sogar einen Griff in die Geldbörse wert ist.

Ende des 1. Quartals 2011 wird die Redaktion erneut zum Sympathisanten-Treff bitten. Eingeladen sind dann alle Abonnenten, Spender und Besucher der ersten Gesprächsrunde und alle Sympathisanten sowieso. Dann wollen wir gemeinsam Bilanz ziehen und fragen, ob unser Selbstausbeutungsbetrieb es nicht doch auf wirtschaftlich gesunde Beine schafft. Wir Macher zumindest bleiben Optimisten.

Bis dahin versorgen wir Stadt und Land und das befreundete Ausland weiterhin mit spannenden Enthüllungen über Rüstungsdeals und Panneninvestitionen, über unsinnige Parkhausneubauten und sittenwidrige Arbeitsverträge, aber auch mit erbaulichem Lesestoff über tolles Theater, lesenswerte Bücher, sehenswerte Ausstellungen, erlebenswerte Mitmenschen undsoweiter. Versprochen.

Autor: Die Red.