Ich lese seemoz aus egoistischen Gründen.

seemoz-Testi-TeichmannDer geniale Karl Valentin zeigte sich einst erstaunt darüber, dass jeden Tag gerade so viel passiert, dass es in eine Zeitung passt.

Leider kann man das, heute mehr denn je, so interpretieren, dass medial bevorzugt das passiert, was dem Redakteur (seinem Auftraggeber) passt. seemoz bringt nun Vieles, was anderen (wer in der Region könnte da wohl gemeint sein?) nicht passt, an die Öffentlichkeit und in die Diskussion.

Das erweitert auf jeden Fall das Spektrum so, dass zumindest die Meinung all der Leser, für die die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, in die richtige Richtung verändert wird.

Wer seine Interessen und Meinungen im hiesigen Einbaum-Blätterwald nicht berücksichtigt sieht, und Mindestansprüchen an eine demokratisch-solidarische Einstellung genügt, hat in seemoz eine verlässliche Quelle und eine breite, oft sogar hohe Diskussionsplattform.

Die journalistische Hauptschwäche von seemoz sehe ich in der immer noch viel zu kleinen Resonanz beim Normalbürger. Dieser kann man ja immerhin durch Unterstützung politischer, finanzieller und informativer Art entgegenwirken. Die anderen tatsächlichen und vermeintlichen Schwächen werden ja schon zur Genüge im Leserbriefkasten konstruktiv bis hämisch vorgeführt.

Und um nochmals einen ganz Großen, leicht abgeändert, zu bemühen: Nach Loriot ist ein Leben ohne seemops grundsätzlich möglich, aber sinnlos.

Peter Teichmann, Konstanz