Ach, du rote Neune

seemoz-intern-ausrufezeichenKaum zu glauben, aber wahr: Übermorgen, am 1. Mai, der in einer früheren Kultur als Kampftag der Arbeiterklasse gefeiert wurde, begeht seemoz seinen neunten Geburtstag. Grund zum Feiern also? Durchaus, denn unsere Hartnäckigkeit hat dazu geführt, dass seemoz nicht nur in Konstanz für unverzichtbar gehalten wird. Das freut uns. Nun folgt (endlich) der nächste und längst überfällige Schritt, pünktlich zum Jubiläum.

Rund drei Jahre ist es her, da waren wir uns im seemoz-Freundeskreis eigentlich schon einig, dass es Zeit wäre, aus seemoz einen gemeinnützigen Verein zu machen. Doch das Vorhaben kroch im verlangsamten Schneckengang äußerst träge vor sich hin und plumpste schließlich in ein tiefes Loch.

Vergangenen Herbst aber kam die Sache wieder auf den Tisch und durch die Unterstützung einiger MitstreiterInnen sind wir jetzt in der Lage, das Projekt seemoz e.V. zügig voran zu bringen. Unser Satzungsentwurf steht und wurde vom Gericht vorläufig abgesegnet. Heute Abend wird der Verein gegründet, ein Vorstand gewählt und dann muss nur noch das Finanzamt darüber entscheiden, ob wir die Voraussetzungen für die Erteilung der Gemeinnützigkeit erfüllen. Das sollte klappen. Dann hoffen wir, dass möglichst viele seemoz-LeserInnen unserem Verein beitreten und mit einem (moderaten) Mitgliedsbeitrag dazu beitragen, dass seemoz auch finanziell auf gesündere Beine kommt. Näheres dazu nächste Woche.

Neun Jahre sind viel Holz und nicht wenige prophezeiten uns ein frühes Ende. Doch es kam anders: Die Akzeptanz ist vor allem in den letzten Jahren ständig gestiegen und seemoz gilt mittlerweile als Medienorgan, das seine anfängliche Nischenexistenz hinter sich gelassen hat und von breiten Schichten genutzt wird. Das rege und muntere Treiben auf unserer Kommentarleiste – zunehmend befeuert durch kommunalpolitische Promis – ist ein weiterer Beleg dafür, dass unsere journalistischen Angebote auf offene Augen und Ohren stoßen. Gerade in diesen Zeiten, in denen sich eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung abzeichnet, die nichts Gutes verspricht, werden wir weiterhin dagegen halten und unter anderem auch Stimme für jene sein, die sich der grassierenden Kälte rückwärtsgewandter Hetzer und Brandstifter entgegen stellen. Aber eine Stimme auch für jene, die sich durch die übrige Presse nur selten ausreichend informiert fühlen.

Bereits im Vorfeld unseres Jubiläums machte uns ein offensichtlich der Numerologie zugewandter seemoz-Leser auf die Bedeutung der Zahl Neun aufmerksam. Bei ihr kämen „Verstand und Sprache zum Ausdruck“ und das „geschriebene Wort“ sei „von allergrößter Bedeutung“. Außerdem würden Personen, die mit der „Schicksalszahl 9“ im Zusammenhang stünden, „sehr viel Anteil an ihren Mitmenschen nehmen und weisen eine humanitäre Ader auf“. Nun ja, das nehmen wir schmunzelnd mal so hin und danken freundlichst. Allerdings, werter Freund aus dem Reich der esoterischen Wallungen: In der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri besteht die Hölle aus neun Kreisen und der Komponist Gustav Mahler entwickelte eine fast schon abergläubische Furcht vor dem „Fluch der neunten Symphonie“. Wir feiern dann lieber weiter unerschrocken, und dann zünftig, die Zehn in ziemlich genau einem Jahr.

Red.