Was ist eigentlich los in Venezuela?

In Venezuela reißen die Auseinander­setzungen zwischen oppositionellen Demonstranten und Sicherheitskräften nicht ab. Die Nachrichten, die uns hierzulande vom Geschehen in dem südamerikanischen Land erreichen, berichten von zahlreichen Getöteten und Verletzten, von Bürgerkrieg ist die Rede. Darüber wird kommenden Freitag Carolus Wimmer berichten, der seit langer Zeit in Venezuela lebt.

Den Schuldigen haben die Medien im gewählten Präsidenten Maduro ausgemacht: Ein sozialistischer Diktator klammert sich mit brutaler Gewalt an die Macht und lässt die Proteste seiner Bevölkerung niederschlagen, die sich gegen Misswirtschaft, Mangel, Hunger, Kriminalität und Korruption auflehnt.

Mit dieser Sicht wollen sich die Veranstalter der Diskussion mit Carolus Wimmer nicht zufriedengeben, denn bei näherem Hinschauen drängen sich nicht nur für sie diverse Fragen auf. Warum finden die Proteste hauptsächlich in Vierteln der wohlhabenden Mittelschicht statt? Wieso rebellieren die Armen nicht? Welche politischen und wirtschaftlichen Ziele verfolgt die Opposition, außer dem – verfassungswidrigen – Sturz des gewählten Präsidenten? Welche Rolle spielen ausländische Mächte bei den Protesten? Und, auch das könnte Thema sein: Wurden nicht schon unter Maduros Vorgänger Hugo Chavez entscheidende Fehler gemacht, die das Land trotz seines Ölreichtums nun in eine auch wirtschaftlich und sozial äußerst prekäre Lage gebracht hat?

Carolus Wimmer wurde eingeladen, weil er ein exzellenter Kenner der Situation vor Ort ist. Der gebürtige Deutsche, der in Konstanz sein Abitur machte und seit langen Jahren in Venezuela lebt, ist Internationaler Sekretär der Kommunistischen Partei Venezuelas (PCV), die für eine Fortsetzung und Vertiefung des nunmehr 18-jährigen bolivarischen Prozesses eintritt, der den Armen im Land eine Perspektive bieten möchte. Das allerdings hindert die PCV nicht daran, Unzulänglichkeiten und Widersprüche in der derzeitigen Regierung zu kritisieren und sich konsequent gegen Korruption, Bürokratismus und Zugeständnisse an die Großkonzerne zu wehren.

Für Wimmer ist jedoch klar, das hat er schon bei früheren Besuchen in Konstanz immer wieder erklärt: Venezuela brauche keine Putschversuche, sondern Dialog, Achtung der Rechtsstaatlichkeit und ernsthafte politische Debatten über den ökonomischen und sozialen Kurs im Land.

MM/hr

Termin, Ort und Zeit: Freitag, 14. Juli, Konstanz, Hotel Barbarossa, 19.30 Uhr.
Veranstalter: Die Linke und DKP Bodensee

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